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33 Cent um ein Leben zu retten

Titel: 33 Cent um ein Leben zu retten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Louis Jensen
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half jemandem, der sonst keine Hilfe bekäme, deshalb nutzte es nichts zu sagen, dass im Fernsehen Spendenaufrufe kämen und dass CD s mit Liedern der Stars produziert würden und dass der Überschuss an die Armen ginge. Und dass jemand mit der Sammelbüchse an der Tür klingelte. Das war okay. Es war gut so! Es war sogar fantastisch. Auch dass wir alle gemeinsam einzahlten.
    Aber. Das reichte doch nicht! Trotzdem erschienen sie dauernd, die großen wackeligen Köpfe mit den großen Augen. Es reichte nicht. Es war mehr Geld nötig.
    Netbank. Passwort.

4279
    Gestern wieder. Große wackelige Köpfe im Fernsehen.
    Dann kam der Star, wie hieß er noch mal? Er sieht immer bedrückt aus, wenn er singt. Er starrte scheu vor sich hin, hob die Gitarre und sang von den hungernden Kindern. Schließlich schwieg er, und eine Träne lief ihm über die Wange. Ohne Worte, aber mit dem Song und der Träne und mit seinem deutenden Finger erklärte er uns, wir sollten Geld schicken. Jeder Anruf 10 Euro. Jede SMS 5 Euro.
    Ich fuhr mit dem Rad zu Großmutter raus. Es seien Liebesbriefe, sagte ich ihr.
    »Wie heißt sie?« Großmutter ist neugierig, aber zuallererst ist sie der beste Mensch der Welt. Ich glaube, sie besteht nur aus Güte. Innerlich ist sie durch und durch gut und freundlich.
    »Anne.«
    »Und sie ist süß?«
    Hätte meine Mutter so gefragt, wäre ich sauer geworden. Hätte Sara gefragt, dann hätte ich vielleicht ihr rosa Prinzessinnenschloss umgekippt. Hätte der Richter gefragt, aber das tut er nicht, dann hätte ich ihn nur angesehen und den Mund gespitzt.
    Aber Großmutter darf. Ich bin sogar froh, dass sie mich fragt.
    »Und wie. Sehr, sehr süß.«
    Dann ging ich nach oben. Die KHK steht dort in einem Schrank hinter vielen Tischdecken. Ich öffnete die KHK und zählte das Geld, dann fuhr ich mit dem Rad ans andere Ende der Stadt und überwies alles an die Spendensammlung. Ich hatte gerechnet: 12 967 Kinder konnten für einen Tag zu essen bekommen. Oder 129 unterernährte Kinder brauchten nicht zu sterben. Jetzt würde auch ihr zweiter Schritt ein Schritt ins Leben sein.
    Die Dame lächelte. Eine große schwarze Locke fiel ihr über die Wange. Ihr Lippenstift war sehr orangerot. »Das ist aber viel Geld«, sagte sie.
    »Wir haben in der Schule gesammelt«, sagte ich.
    Sie nickte beeindruckt. Sie freute sich.
    Anschließend fuhr ich zur Fußgängerzone und stahl einen teuren Pullover für 200 Euro. Henrik Friis wollte mir nur 50 geben. »100«, sagte ich und packte den Pulli zusammen.
    »Du bekommst 80«, sagte Henrik.

NICHT GANZ DICHT IM KOPF
    Wieder oben bei dem freundlichen Schulpsychologen. Schweres Wort. Wir sprachen lange über Robin Hood. Und dieses Mal auch über die beiden Hemden. Er findet, ich denke zu viel nach. Er sagt, ich soll versuchen, Robin Hood mal eine Zeit lang zu vergessen.
    Das alles mit Afrika, das sei Sache der Erwachsenen. Die müssen dafür einen Weg finden. Damit sollte sich ein Junge nicht herumquälen. Das sagte er ganz ernst, und ich glaube, er meinte es so. Wenn man nicht an die denken soll, deren zweiter Schritt direkt in den Tod führt, woran soll man denn dann denken? Das sagte ich. Und: Gut, das ist Sache der Erwachsenen. Aber wenn die Erwachsenen das nun nicht hinkriegen? Und das tun sie nicht! Solange die großen Köpfe mit den Fliegen immer wieder auftauchen, haben sie noch keinen Weg gefunden.
    Und dann fragte er, ob ich eine Freundin hätte.
    Bekam er darauf eine Antwort?
    Natürlich nicht.
    »Was hat er gesagt?«, fragte Anne.
    »Er wollte über Robin Hood reden«, sagte ich.
    Anne lachte. »Nur deshalb?«
    Ich nickte. Und als uns keiner sah, gab ich ihr einen Kuss. Das mochte sie. Sie lachte nicht. Sie lächelte irgendwie sonderbar, so als wüsste sie gar nicht, was sie machen sollte, als würde sie gleich anfangen zu weinen, aber dann veränderte sich das Lächeln, ein neues erschien auf ihren Lippen, ein langsames, ein tiefes Lächeln. Kann ein Lächeln tief sein? Annes war es, und da fiel ich um, ganz schwindlig im Kopf, die Brust gefüllt, kippte ich in ihr tiefes Lächeln, und dann war es, als wollte sie wieder weinen, und ich hätte auch beinahe geweint, aber dann packte ich ihren Jackenkragen und zog sie an mich.
    »War das nur deshalb, wegen Robin Hood?«
    Ich nickte.
    Anne weiß nichts von der KHK . Aber ich sagte trotzdem: »Die glauben, ich werde verrückt.«
    Anne lachte.
    Ich lachte.
    »Verrückt«, sagte Anne.
    »Verdammt verrückt.«
    »Nicht ganz dicht im

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