33 - Die Werwölfe von Kregen
hervorragend geschlagen. Die Neunte hat im Südwesten schwere Zeiten hinter sich, ebenso die Achte aus der Vierten Phalanx – gegen den elenden Vodun Alloran, der unser Vertrauen verraten hat.«
»Ich habe davon gehört.«
»Diese neue Zehnte Einheit enthält nun genug Männer, um den Kampfstandard aufrechtzuerhalten – und die Ehre. Ich habe versucht, eine Tradition in die Form der Phalanx zu gießen.«
»Und es ist dir gelungen, Nath«, sagte ich mit gewissem Nachdruck.
»Wenn du nichts dagegen hast, Nath«, sagte Seg ernsthaft, »würde ich gern ein wenig Zeit bei deiner Chodku verbringen. Die Bogenschützen lassen sich bestimmt noch etwas auf Trab bringen.«
Wir wußten, daß Seg damit nicht die Paradeformation oder das äußerliche Erscheinungsbild der Männer meinte, sondern die kontrollierte Abgabe von ganzen Pfeilsalven, bei der es ihm vor allem auf Rhythmus und Tempo ankam. Seg Segutorio ist für mich der beste Bogenschütze auf zwei Welten und würde diese Burschen aufs wundersamste beflügeln, auch wenn sie keine Bogenschützen aus Loh waren.
»Mein Dank ist dir sicher, Seg.«
Während die Phalanx aufmarschierte, die säuberlich in ihre verschiedenen Truppenteile aufgeteilt war, wandte ich den Blick von Nath und Seg, die nun im einzelnen besprachen, was Seg zu tun gedachte. Ja, wirklich, die Phalanx sah prächtig aus! Immerhin verstanden sich die jungen Leute darauf, in Reih und Glied zu marschieren und die Lanzen in gleicher Schräge zu halten. Rote Flaggen wehten. Die schlichten, vernünftig gestalteten Uniformen wiesen reichlich hartes Leder und Bronze auf und ließen doch genug Bewegungsraum für den aktiven, bedrängten Kampf. Die Schilde – denen die Swods in der Truppe den Namen ›rote Blumen‹ und andere weniger hübsche Bezeichnungen gegeben hatten – wurden im gleichen Winkel gehalten, so daß sie im gleichen Moment das Licht der beiden Sonnen widerspiegelten und die Wirkung eines Blitzes entfesselten.
Ich entschuldige mich nicht für meine Detailbesessenheit, was Phalangen angeht. Wer je eine Phalanx in Bewegung erlebt hat, hat sein Leben ein zweitesmal gefunden. Ja, die Brumbyten waren hervorragend. Trotz der widerstreitenden Gefühle, die mich durchtobten – Gefühle um die Realitäten der Gefährtenschaft, des Krieges und Friedens, und des Widerwillens, von dem ich oft genug gesprochen habe, unterdrückte ich eine rührselige, bequeme Frage in mir: »Wozu das alles?«
Hinter mir wartete die diensthabende Abteilung der 2SWH auf dem Rücken ihrer Zorcas und versuchte sich geduldig zu geben. Es handelte sich nicht um die Schwadron, die mich gestern bewacht hatte. Da stand mir noch eine unangenehme Aufgabe bevor: Die Eltern des jungen Jurukker Larghos Vontner, den der Ganchark getötet hatte, waren informiert worden. Sie würden in die Hauptstadt kommen, so schnell sie konnten.
Völlig mitgenommen von der schrecklichen Nachricht, hatten sie ihren kleinen Besitz auf dem Lande sicher bereits verlassen, um nach Vondium zu reisen.
Der unangenehme Gedanke veranlaßte mich, den Kopf von der prachtvoll schimmernden Szenerie abzuwenden und zornig zu der Wachabteilung hinüberzuschauen. Natürlich bot sich mir dort die gewohnte Mischung aus erfahrenen alten Kampeonen und milchbärtigen Jünglingen. Ich seufzte.
Dann schaute ich aufmerksamer hin.
Bei Vox!
Am Ende der Reihe, irgendwie anders als die anderen, wartete eine Gruppe Zorcareiter so stumm und still wie die übrigen Angehörigen des Juruk. Diese Reiter hatten keine Milchbärte, sondern glatte Gesichter. Im Schatten der Helme funkelten die Augen zuweilen wie eine Flüssigkeit, die Rüstung wies eine andere Form auf. Ich schaute sie an, die Jikai-Vuvushis, und machte mir klar, daß ich bisher Glück gehabt hatte, großes Glück – mir nicht persönlich Sorgen um das Schicksal eines Haufens hirnloser Mädchen machen zu müssen, während ich ein Reich zu lenken versuchte. Sollten nun aber Attentäter zuschlagen, würde ich mir sofort Gedanken um die Kriegermädchen machen ...
Ich gebot meinen Gedanken Einhalt.
Idiot! Onker! Diese Mädchen waren durchaus in der Lage, auf sich selbst aufzupassen. Es waren Soldatenfrauen, Kampfmädchen, Jikai-Vuvushis, die nun zu meinem Juruk gehörten; die Wache hatte sie ein für allemal akzeptiert.
Nachdem die Fünfte Phalanx wohlbehalten wieder in die Kaserne eingerückt war, machten wir uns, gefolgt von der Leibgarde, auf den Weg zur nächsten Veranstaltung des zu Ende gehenden Tages.
»Ein
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