33 - Die Werwölfe von Kregen
genau die richtige Temperatur gebracht worden. Es herrschte ein unbeschreiblich angenehmer Duft.
Deb-Lus schiefer Turban stand einsam auf einem Tisch. Der Zauberer hatte auch die äußere Robe abgelegt und an einen Haken hinter die Tür gehängt. Er und Emder starrten in einen auf dem Herd stehenden Kupfertopf und rührten mit einem langen Holzlöffel darin herum. Ich sog das Aroma ein.
»Das riecht mir aber völlig unbekannt.«
Beide Männer fuhren herum.
Emder lächelte. Deb-Lu war beschäftigt und rief nur: »Jak! Ausgezeichnet. Du hast die ersten Waffen gebracht. Du kommst gerade rechtzeitig. Kyr Emder ist in solchen Dingen wirklich unersetzlich.«
Ich atmete ein und wieder aus. Ich glaubte zu verstehen.
Seg lachte. »So ist das also. Ich bin sehr erleichtert, das kann ich euch sagen!«
Wir waren allein in der Küche, und ich sagte: »Du hast nicht daran gedacht, eine Wache vor die Tür zu stellen?«
»Wir fanden«, sagte Emder langsam, »daß das nur die Neugier der anderen geweckt hätte, die wir hier nicht brauchen können.«
»Du hast recht.«
»Ist es fertig, San?« Seg schaute in den Topf.
»Das Mittel hat gerade den erforderlichen Grad der Verdunstung erreicht.« Wenn Deb-Lu sich dermaßen geschwollen äußerte, standen zumeist wichtige Dinge bevor.
Seg hob den Kopf. »Mittel?«
Deb-Lu atmete schnaufend. »O ja, Seg, du hast ganz recht. Ich kann mir nicht vorstellen, daß wir den Ganchark dazu bringen, das Maul zu öffnen, damit wir ihm die Flüssigkeit in den Hals schütten können. Es muß wohl eher eine Injektion stattfinden, bei den Sieben Arkaden, ja!«
Er schaute sich in der Küche um, hob ziemlich automatisch den Kopf, um sich den Turban geradezurücken, und mußte feststellen, daß sein Kopfschmuck diesmal fehlte.
»Ich warte nun auf die Rückkehr Harvengs. Ich fürchte, er ist beinahe so faul wie sein Kumpan Phindan; dabei müssen die beiden intensiv lernen, wenn sie es in der okkulten Welt der Thaumaturgie überhaupt zu etwas bringen wollen!«
Mit einer Kopfbewegung deutete Deb-Lu auf ein Häufchen Zweige und Blätter auf dem Boden – eine Ansammlung, die in Emders aufgeräumter Küche irgendwie fehl am Platze wirkte.
»Der Bursche hat sich bei diesen Pflanzen schlimm vergriffen, obwohl ich ihm genaue Anweisungen gegeben hatte. Nun ja, wir waren alle mal jung.«
Emder rührte einmal energisch im Topf herum.
»Wenn Harveng nicht bald zurückkommt, San, dann könnte die Brühe verderben – das sage ich natürlich nicht als Zauberer, sondern als Koch.«
Welches üble Schicksal Harveng gedroht hätte, sollten wir nicht herausfinden, denn in diesem Augenblick schob er die Tür auf und trottete herein. Er war ein rotgesichtiger rundlicher Jüngling mit großen Ohren, doch trug er in der Hand einen frisch abgerissenen Ast, der Deb-Lu ein zufriedenes Nicken abnötigte.
»Wie ich sehe, junger Harveng, brauche ich nicht auch noch den Rest meines Vertrauens in dich zu verlieren. Los, mach die Blätter ab, schnell!«
Harveng führte den Auftrag aus. Emder machte sich sofort über die zusammengerollten Blätter her und zerkleinerte sie mit unglaublicher Geschwindigkeit auf dem Hackbrett. Die Fingerspitzen waren eingeknickt, die Knöchel zur Seite gereckt, das Messer hackte – peng-peng-peng – in großem Radius herunter, erst in die eine Richtung, dann um neunzig Grad versetzt. Grüner Saft quoll hervor.
Deb-Lu hob die zerkleinerten Blätter mit einem Spachtel aus Elfenbein an. Er wog sie auf seiner Waage, einem schmalen Gebilde aus Balass und Elfenbein, das an einem Seidenfaden hing. Die erforderliche Menge kam in den Topf, und Emder ergriff den Holzlöffel und betätigte ihn mit der Lässigkeit des erfahrenen Kochs.
Deb-Lu seufzte.
»Die Sache darf sich auf keinen Fall herumsprechen, Jak. Du kennst die Geschichte des Gancharks von Therminsax ...«
»Jedermann hat gehört, daß Dudinter angeblich den Werwolf erledigt, Deb-Lu. Bestimmt sogar der Werwolf selbst. Das unsägliche Geschöpf hat sich bestimmt herrlich darüber amüsiert, ehe es erneut zuschlug.«
»Ach?«
Die beiden waren so sehr mit der Vorbereitung des Mittels beschäftigt gewesen, daß sie von den Ereignissen im Garten nichts mitbekommen hatten. Wir setzten sie ins Bild.
»Und dem Mädchen ist nichts passiert? Und den beiden Männern? Bei Hlo-Hli – welch ein Durcheinander! Ich hätte mich persönlich schuldig gefühlt, wären sie ums Leben gekommen, denn sie wären in dem Glauben gestorben, daß ich sie
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