33 - Die Werwölfe von Kregen
Blasphemie will ich Sie verschonen. Ich bin zwar ein Herrscher, der die Steuern seines Volkes brauchte, um für die Dinge zu zahlen, die in einem Reich nun einmal anfielen, so wacklig es auch auf den Beinen stehen mochte; andererseits konnte ich jammern wie jeder Bürger, wenn es darum ging, meinen Obolus zu entrichten. Nun ja, bei Zair! Es gibt Steuern und Steuern. Eine gerechte Steuer, die dabei hilft, das Land auf angemessene, anständige Weise zu lenken – nichts dagegen. Eine ungerechte Steuer, die nur die hohen Herren immer reicher werden läßt – auf keinen Fall!
Wie dem auch sei, ich war der Herrscher und kein Robin Hood. Ich verwendete die Steuern so vernünftig, wie ich konnte, wobei sich vor allem das Presidio über die Verteilung den Kopf zerbrechen mußte. Ich weigerte mich, im herrschaftlichen Palast irgendwelche Neubauten in Angriff zu nehmen, und besserte nur jene Teile aus, die sinnvoll waren. So verfiel ein großer Teil der früheren Pracht immer mehr.
Wir mußten eines der äußeren Gebäude mit einem neuen Holzdach versehen, um die Jikai-Vuvushis unterzubringen, die Marion eifrig für mich organisierte.
Delia hatte sicher die Hand im Spiel bei dem Umstand, daß die Anwerbung für das neue Regiment nicht auf die Schwestern des Schwertes beschränkt blieb. Dafür war ich ihr dankbar.
»Ich gehe bei der Auswahl der Mädchen sehr streng vor«, vertraute Marion mir an einem windigen Vormittag an, als wir uns daran machten, die ersten Lieferungen an goldsilbernen Waffen zu inspizieren, die von den vier Schmieden hergestellt worden waren.
Inmitten der schimmernden Reiterhorde, die uns begleitete, fiel mir ihr Verlobter, Strom Nango ham Hofnar, als besonders prachtvolle Erscheinung auf.
»Das freut mich zu hören, Marion. Ich weiß zwar sehr wenig über diese Damen, doch soll ja jede einzelne ein ganzes Regiment Männer aufwiegen.«
Sie reckte das Kinn. Nun ja, bei Zair! Allerdings war meine scherzhafte Bemerkung nicht ganz so kühn, wie sie sich anhörte – immerhin enthielt sie ein Körnchen Wahrheit. Marion hielt es für angebracht, das Thema zu wechseln, und machte eine abfällige Bemerkung über den Wind und die Regentropfen, die uns zuweilen heimsuchten.
Die vier Schmiede waren sehr fleißig gewesen. Wächter umringten die aufgestapelten Waffen. Wie bei solchen Gelegenheiten üblich, hatte sich eine gaffende Menge versammelt.
»Gut gemacht, ihr Schmiede«, sagte ich, schwenkte energisch einen Thraxter und versuchte Zim und Genodras entlang der Klinge aufschimmern zu lassen. Aber dafür ballten sich die Wolken zu dicht, und gerade in diesem Augenblick begann der Regen heftiger zu fallen. »Sorgt dafür, daß die Waffen in den Tempel gebracht werden! Entsprechende Befehle kommen von Lord Farris.«
»Jawohl, Majister.«
Die wolkenverhangene kleine Szene war nicht dazu angetan, meine Laune zu steigern. Bei den widerlichen, verkommenen Eingeweiden und übelriechenden Achselhöhlen Makki-Grodnos! Oh, ich war ziemlich gereizt in meiner Sorge um Vallias Sicherheit! Am liebsten wäre ich losgeritten, um Turko gegen Layco Jhansi beizustehen. Aber ich mußte mir auch überlegen, wie die Erbfolge der armen alten Natyzha Famphreon zum Vorteil Vallias gelöst werden konnte, und nicht nur das: mich beschäftigten darüber hinaus viele schwierige Probleme, von denen ich hier noch gar nicht sprechen konnte. Zu allem Übel war Delia noch irgendwo unterwegs. Ja, ich mußte den Stachel dieser Situation hinnehmen, wie es unter Kregern heißt.
Zu einer Sache, die mich beschäftigte, hätte ich gern Delia befragt.
›Hör mal‹, würde ich sagen, nachdem wir uns angemessen begrüßt hätten, ›warum wird das neue herrschaftliche Garderegiment aus einem Kader der Schwestern des Schwertes zusammengestellt? Warum hast du nicht auf den Schwestern der Rose bestanden? Das ist mir ein Rätsel.‹
Nun ja, je eher ich die Antwort bekam, desto besser. Nicht wegen der Antwort, o nein! Sondern weil ich um so eher wieder mit Delia zusammenkommen würde.
Der für die Weihung der Waffen erwählte Tag war der Tag des Höchsten Opaz in Seiner Pracht. Natürlich hat bei den Kregern jeder Tag irgendwie einen Namen. Wenn man bedenkt, wie viele Religionen es auf diesem Planeten gibt, kann man sich vorstellen, daß manche Tage unter der Last ihrer Namen förmlich zusammenbrechen.
Heute waren auch andere Religionen angesprochen und wollten gern ihren Segen dazu geben. Ich erspare Ihnen die Auflistung der Götter und der
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