Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
33 - Die Werwölfe von Kregen

33 - Die Werwölfe von Kregen

Titel: 33 - Die Werwölfe von Kregen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Burt Akers
Vom Netzwerk:
Mädchen lag flach auf dem Weg, ihr weißes Kleid schimmerte im ungewissen Licht.
    Als wir näher kamen, hob der Ganchark den Kopf. Die Schnauze klaffte, scharfe Reißzähne schimmerten gelb in der Dunkelheit. Die wölfischen Augen leuchteten brennend rot.
    Mit rutschenden Füßen kam Seg zum Stillstand. Der Bogen ruhte bereits in seiner Hand.
    Von allen Bogenschützen aus Loh war Seg Segutorio der letzte, der bei einem solchen Anlaß ohne seinen sagenhaften lohischen Langbogen ausging. Er entwickelte den blitzschnellen Reflex, der das Auge zu blenden vermag und zog die Waffe, hob sie und schoß.
    Ich stürmte seitlich und gebeugt unter der Bahn des Pfeils entlang, um Seg nicht in die Quere zu kommen.
    Ehe ich den Werwolf und das Mädchen erreichte, war die Brust des Ungeheuers bereits mit drei Pfeilen gespickt.
    Es kreischte unschön und hieb sinnloserweise mit den Tatzen nach den Pfeilen.
    Dann hatte ich es erreicht.
    Die mit Ganjid beschmierte Dudinterklinge bohrte sich in den Bauch des Monstrums, wurde gedreht und erreichte sein Herz. Das Ungeheuer stieß einen Schrei aus und stürzte.
    Es landete auf dem Mädchen.
    Ich gab dem Ganchark einen energischen Tritt und ließ ihn auf die Seite fallen. Das Mädchen hatte die Augen geschlossen, durch einen langen Riß im Kleid war Blut zu sehen, aber sie atmete noch.
    Seg stand neben mir.
    Wir atmeten schwer, als hätten wir den Werwolf nicht gerade hundert Schritte entfernt entdeckt, sondern wären eine riesige Strecke gelaufen. Seg trat mit dem Fuß gegen den grauen Körper. Das Fell war struppig und verfilzt, der abstoßende Kopf rollte haltlos herum, die Schnauze klaffte weit, die Zunge hing schlaff zwischen den gelben Reißzähnen.
    »Geschafft!« sagte Seg und atmete energisch aus. »Erthyr sei Lob!«
    »Aye«, fiel ich ein. »Bei Zim-Zair, ich glaube wirklich, das Ding ist tot.«
    »O aye, mein alter Dom. Das verflixte Geschöpf ist durch und durch tot.«
    Rufend und fluchend eilten die Wächter herbei und umringten uns. Hochgehaltene Fackeln erleuchteten die Szene. Blut schimmerte. Ich bellte ungeduldig: »Holt den Nadelstecher! Holt eine Punkturfrau! Das Mädchen ist schlimm verletzt!«
    Mehr als eine Gestalt eilte fort – und das erfreute mich.
    Wir standen im Kreis, und die Fackeln verbreiteten ihren orangeroten Schein. In der Helligkeit war jedes Detail auszumachen.
    Einigen von uns stockte der Atem. Der eine oder andere unterdrückte Schrei war zu hören. Andere fluchten leise vor sich hin. Die meisten – und darüber freute ich mich – betrachteten das Monstrum mit versteinerten Gesichtern.
    Der Werwolf veränderte sich.
    Die unsägliche Metamorphose, die ihn befallen hatte, verlor nach seinem Tod an Wirkung und lockerte die Fesseln, die ihn an die Wolfsgestalt banden. Das zottige graue Haar wogte und krümmte sich fort. Die gräßliche Schnauze schimmerte, während sie sich in den Mund und das Kinn eines Mannes zurückverwandelte. Die Ohren wurden runder und flacher. Alle Umrisse schienen zu fließen und zu schmelzen, so wie die Schokoladenfigur eines Kindes im Sonnenschein zergeht.
    Der Ganchark aber verwandelte sich nicht in eine formlose Masse, sondern nahm eine andere Gestalt an – seine wahre Gestalt.
    Wir schauten jetzt auf den Körper eines jungen Mannes.
    Nun schnappten die Umstehenden erneut nach Luft, und diesmal waren mehr Flüche zu hören.
    Vor uns lag die Leiche von Jurukker Nafto dem Haar.
    Seltsamerweise teilten sich genau in diesem Augenblick die Wolken über uns in einer Brise, die wir nicht spürten. Das rosafarbene Licht der Jungfrau mit dem Vielfältigen Lächeln strömte herab. Im gleichen Augenblick öffneten sich alle Mondblüten. Urplötzlich war die Luft von dem durchdringenden Geruch dieser Blumen erfüllt.
    Eine kräftige, gutgewachsene Frau drängte sich durch die Menge und verschaffte sich dabei mit einer geschickt geschwungenen Tasche Platz. Sie trug ein trompfarbenes Kleid mit hohem Kragen. Sie warf einen Blick auf den armen toten Nafto das Haar, sog den Atem ein und versorgte das Mädchen.
    Die eindrucksvolle Erscheinung war eine Punkturfrau namens Prishilla die Otlora – ihr Zuname ließ sich etwa damit übersetzen, daß sie keinen Unsinn um sich duldete.
    »Sie wird es überleben«, verkündete sie mit einer seltsam fürsorglich-barschen Stimme. »Nun macht mir Platz, damit ich arbeiten kann.«
    Das schien den Bann zu brechen.
    Garfon der Stab konnte das Kommando übernehmen. Er würde sich um all die häßlichen

Weitere Kostenlose Bücher