33 - Die Werwölfe von Kregen
eben ein Mann, eine Frau eine Frau ...
»Lahal, Nafto«, sagte ich. »Wie geht es der Dame Nomee?«
Im Fackelschein sah ich, wie seine Wangen rot anliefen. Verstohlen schaute er links und rechts. Kein Wunder, wußte ich doch zufällig, daß er mit der Dame Nomee verlobt war.
»Lahal, Majister. Es geht ihr gut, danke der Nachfrage.«
»Gut.« Ich wandte mich an das Kriegermädchen. »Lahal, und wie heißt du?«
»Lahal, Majister.« Ich glaubte in ihren Augen ein wirklich seltsames Funkeln der Fackeln wahrzunehmen – ein helles Strahlen, das ich bemerkenswert fand. »Ich bin Jinia ti Foliendorf, vor kurzem erst aus Hamal zurückgekehrt.«
»Du warst bei der Stromni Marion?«
»Ja, Majister. Wir wurden gerade noch rechtzeitig vom Jiktar und Strom Nango gerettet.«
»Ich kenne die Geschichte. Eine mutige, wenn auch traurige Tat.«
»Jawohl, Majister.«
»Also, Jurukker Nafto. Du gehörst der 2SWH an, und Jurukker Jinia ti Foliendorf aus der neuen Einheit der Jikai-Vuvushis ist zweifellos deiner Obhut anvertraut worden.«
»Das ist richtig, Majister. Aber mein Dienst ist beendet, und ich warte nur noch darauf, daß Larghos der Dom mich ablöst.« Bei diesen Worten hörten wir schnelle Schritte auf den Fliesen. »Und da kommt er schon, Majister.«
Ich trat zurück und überließ die Wächter ihren Aufgaben. Der Deldar gestaltete die Wachablösung sehr flott, nachdem er mich in den Schatten entdeckt hatte – dabei war ich davon überzeugt, daß Deldar Fresk Ffanglion seinen Dienst immer und überall so forsch und sorgfältig versah. Larghos der Dom übernahm die Stellung. Nafto trat vor und hielt sich im Gleichschritt neben dem Deldar. Kurz bevor er den Befehl zum Abmarsch gab, schaute Fresk Ffanglion aufmerksam zu mir herüber.
Ich nickte.
Erleichtert marschierte er mit seinem Trupp zum nächsten Posten. Ich wechselte noch ein höfliches Wort mit dem neuen Wächter und seiner Gefährtin Jinia ti Foliendorf und schlenderte dann von der Terrasse in die Gartenanlage hinab.
Waren die Mädchen erst in ausreichender Stärke vertreten, um ein eigenes Regiment zu bilden, würden sie solchen Dienst auch allein versehen. Aber selbst dann mochte es noch Zeiten geben, da man Männer und Frauen grundsätzlich zusammen auf Wache schickte.
Nun ja, um die Natur kam man eben nicht herum. Wenn man sich einmischte, konnten die Folgen nur schlimmer sein, mochten sogar eine Katastrophe auslösen.
Der Regen hatte aufgehört. Die Luft war reingewaschen und verstärkte die nächtlichen Düfte. Die Mondblüten dufteten in wolkenlosen Nächten besonders stark und verdrängten alle anderen Aromen, die sich unter der Wolkendecke nun um so angenehmer bemerkbar machten.
Ich beschäftigte mich nicht mit der Frage, wieso das so war.
Im Kies hinter mir knirschten Schritte – es konnten nicht die leise patrouillierenden Wächter sein, und Segs erfahrener Jägerschritt war es auch nicht. Ich wandte mich um und erblickte Seg, der absichtlich schwerfüßig daherkam, um mich nicht zu überraschen.
»Hai, Seg!« sagte ich sofort und zeigte ihm damit an, daß er willkommen war. Ach, was sage ich da? Es gibt wirklich kaum einen Moment in meinem Leben, da mir Seg nicht willkommen wäre.
»Alles in Ordnung, mein alter Dom?«
»Eigentlich nicht.« Ich erzählte ihm von den beiden küssenden Wachhabenden.
Er konnte ein Auflachen nicht unterdrücken.
»Diese jungen Leute wissen nicht, wie gut sie es haben, beim Verschleierten Froyvil!«
»Wenn wir erst bei Turko sind und Layco Jhansi ordentlich in die Zange nehmen, ist für solche amourösen Nebenschauplätze die Zeit zu knapp. Das kannst du mir glauben.«
»Oh, aye!«
Wir erblickten die bleiche Gestalt des zwischen den Blumenbeeten laufenden Mädchens – in dem ungewissen Licht wirkte sie wie eine Motte.
Wie gesagt, wieder dachte ich nicht sonderlich darüber nach.
Seg setzte sich bereits in Bewegung. »Das dumme Ding ...!«
Was sie vorhatte, konnten wir nur vermuten. Wir eilten ihr nach.
Das heisere, fauchende Knurren, das verzweifelte Aufschreien, die schrecklichen gutturalen Laute bestialischen Triumphs spornten uns zu schnellstem Lauf an.
12
Gemeinsam stürmten wir durch das Gebüsch und erreichten eine Zone offener Blumenbeete. Das Blut wurde heftig durch meinen Körper gepumpt, das Herz schlug mir bis in den Hals. Das Gefühl des Schwertes in meiner Hand hatte etwas Beruhigendes, doch blieb ein Gefühl der Unsicherheit.
Der Werwolf wirkte groß und gefährlich. Das
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