Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
33 - Die Werwölfe von Kregen

33 - Die Werwölfe von Kregen

Titel: 33 - Die Werwölfe von Kregen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Burt Akers
Vom Netzwerk:
aus?«
    »Ja.«
    »Dann ist sie garantiert eine Hexe aus Loh«, sagte Seg.
    »Natürlich.« Deb-Lu rieb sich die Nase. »Eine erstaunliche Neuigkeit. Ich hatte bisher den klaren Eindruck, daß Ling-Li-Lwingling tot sei.«
    Nun war es an mir, überrascht zu sein. Überrascht! Bei Krun – der Schock durchfuhr meinen ganzen Körper.
    »Ling-Li-Lwingling!« rief ich. »O nein, San, nicht sie! Die Hexe ist Csitra ...«
    Seg hob die Hand und hielt Deb-Lu fest, der ins Torkeln geriet. Ich wußte nicht, ob er umgesunken wäre, ob die überraschende Nachricht ihn zu einer unvorsichtigen Bewegung verleitete oder ob er sich wirklich schwindlig fühlte. Nun aber schaute er mit Augen zu mir auf, in denen ein schwärzerer Schatten lag als der, von dem ich ihm zu erzählen glaubte ...
    »Csitra«, wisperte er.
    »Sie herrscht über ihr Labyrinth im Coup Blag und terrorisiert den ganzen Bezirk. Ich kann von Glück sagen, daß ich ihrer Gewalt entrinnen konnte.«
    Vielleicht hatten mir bei dieser Flucht die Herren der Sterne beigestanden, ich wußte es nicht. So mächtig ein Zauberer oder eine Hexe auch ist – und Zauberer und Hexen aus Loh besitzen wirklich unübertreffliche Fähigkeiten –, so macht sich ihr Geheimwissen doch sehr unbedeutend und wirkungslos aus neben den furchterregenden Mächten der Herren der Sterne.
    Aus irgendeinem verrückten Grund fiel mir plötzlich eine Geschichte ein, die in Vondium herumerzählt wurde – sie verlieh unserem Gespräch ein besonderes Gewicht. Covell von der Goldenen Zunge, jung und kräftig, ein meisterlicher Dichter, hatte im Verlauf mehrerer Monate ein erstaunliches Vers-Epos verfaßt. Es wurde in Ramons Klubtheater zur Aufführung gebracht, das entgegen seinem Namen gut tausend Zuschauern Platz bot.
    Hinterher war Covell von der Goldenen Zunge am Boden zerstört.
    Ramon hatte das Epos beschnitten, verkürzt, hatte das Ende fortgelassen und aus dem Ganzen ein groteskes Bruchstück gemacht. Ich kannte diese Geschichte nur von Dritten und konnte nicht für ihren Wahrheitsgehalt einstehen. Mir ging in diesem Augenblick vor allem auf, daß Deb-Lus Reaktion auf den Namen Csitra eines andeutete: Wir mochten die Ereignisse planen, wie wir wollten, doch jemand anderer – Csitra, die Hexe aus Loh – würde ein neues und schreckliches Ende dazuerfinden ...
    Ringsum bewegten sich auf majestätische Weise die Flugschiffe und Luftboote unserer kleinen Streitmacht durch die dünne Luft. Gegen die Kräfte der Zauberei waren wir wirklich ein winziges Werkzeug ...
    Seg wandte sich halb um.
    »Ein Glas stärkenden Rotwein für den San!« brüllte er. Einer der Jünglinge, der sich in seiner neuen Uniform sehr flott machte, sprang auf und huschte nach achtern. Kurze Zeit später war das Glas Wein zur Hand. Deb-Lu ergriff es dankbar und trank.
    »Ling-Li-Lwingling«, sagte ich. »Sie hatte also doch irgendwie mit dem teuflischen Phu-Si-Yantong zu tun.« Ich muß es gestehen, der panische Unterton, der in meiner Stimme lag, gefiel mir ganz und gar nicht, bei Vox!
    »Nur insoweit, als sich aus deiner Mitteilung über Csitra ableiten läßt, daß sie ihm entkommen konnte, Jak. Vielleicht ist sie nicht tot. Ich hoffe es jedenfalls, denn das Gute in ihr war ein großer Faktor.«
    Ich hatte die formlose, flüchtige Bekanntschaft mit Ling-Li-Lwingling, einer Hexe aus Loh, in Jikaida-Stadt in den Ländern der Morgendämmerung von Havilfar gemacht. Dies geschah kurz nach meiner ersten Begegnung mit Deb-Lu-Quienyin. Damals hatte ich noch keine Ahnung von den verrückten Plänen, die den verwirrten Verstand Phu-Si-Yantongs beschäftigten.
    »Sie legt uns den Tod ihres Zauberers zur Last«, sagte ich nun. »Ihr Uhu Phunik haßt uns alle. Kein Zweifel – die beiden wollen Phu-Si-Yantongs verrückte Pläne weiterspinnen.«
    Ein Schweigen entstand, in dem nur das Knirschen des Deckholzes, das Flüstern des Windes und das Flattern der Flutduins zu hören waren. Grauweiße Wolken vor uns deuteten an, daß wir wohl bald einen Kurswechsel ins Auge fassen mußten. Aber die faszinierenden Pflichten der Flugnavigation und der Bedienung des Schiffes konnte getrost den Kapitänen und ihren Offizieren überlassen werden. Wenn ich in letzter Zeit Anstalten machte, mich einzumischen und zu helfen, stieß ich immer häufiger auf Zurückhaltung bei diesen guten Leuten, die ihr Handwerk auch ohne mich verstanden – eine verständliche Reaktion, doch bedauerte ich das Ende dieser Phase meiner Karriere als Herrscher.
    Endlich

Weitere Kostenlose Bücher