33 - Die Werwölfe von Kregen
Trompete an die Lippen und stimmte ein schrilles Signal an, das durch das Brausen und Lärmen deutlich zu hören war.
Die Trompeter der Kerchuri stimmten sich sofort auf das Kommando ein. Jede der sechs Jodhris, aus denen die Kerchuri bestand, blies zum Vorrücken, und jede der sechs Relianches innerhalb einer Jodhri bestätigte den erregenden Drang nach vorn. Die Phalanx geriet in Bewegung. Es war keine volle Phalanx, sondern nur eine Kerchuri, dennoch bebte der Boden. Die Helme wurden gesenkt, die Schilde neigten sich im vorgeschriebenen Winkel. Die Lanzen wurden zu einer borstigen Wand des Todes formiert. Die Phalanx griff an.
An den Flanken paßten die Hakkodin mit ihren Hellebarden und zweihändigen Schwertern auf, daß niemand den Versuch machte, die Formation von der Seite aufzubrechen. Die Chodku der Bogenschützen deckten die Brumbyten mit einem fauchenden Schirm aus Pfeilen.
Neben der Phalanx setzte sich die schwere Infanterie in Bewegung – die Churgurs, die Schwert- und Schild-Kämpfer – und bewegte sich auf ihre behäbige, doch täuschend schnelle Art. Die ganze Streitmacht rückte vor.
Aber noch war der Kampf nicht vorbei.
Jhansi hatte wesentlich mehr Männer als wir. Er leitete sie gut, aber er wurde mit unserer Lufthoheit nicht fertig.
Als unsere Phalanx auf seine Infanterie traf, hatte ich den Eindruck, ein wildgewordener Stier durchbräche einen dünnen Gartenzaun.
Kleine Teile seiner Infanterie wirbelten in alle Richtungen davon. Die Ebene war übersät mit Fliehenden, die Schwerter und Schilde, Speere und Bögen fortwarfen. Die Phalanx stürmte hinter ihnen her.
Über den kompakten Kämpferreihen wehten die Kampfflaggen, Lanzenspitzen schimmerten im Licht der Sonnen.
Unsere Speerträger hatten wir während des Unwetters verloren. Wir folgten der zersprengten gegnerischen Armee noch ein Stück, dann bliesen wir zum Sammeln. Wir hatten keine leichte Infanterie, keine Kreutzin für die Verfolgung, keine Kavallerie, die dafür sorgen konnte, daß der Feind sich nicht neu formierte.
Hier und jetzt brauchten wir sie auch kaum.
Aus der Luft, von Bord der Voller, aus dem Sattel der Flutduins, wurden die Überlebenden verfolgt, bedrängt und gehetzt.
Diese Aktionen ließen sich fortsetzen, bis die Sonnen von Scorpio unter dem Horizont versanken.
Wir übrigen konnten unterdessen zu Atem kommen und Bilanz ziehen. Nun würde die schlimme Rechnung aufgemacht werden.
Niedergeschlagen und erschöpft wandte ich mich von der Szene des Todes ab.
So endete die Schlacht von Marndor.
15
Turko der Khamorro hob mich vom Boden hoch, beschrieb mit mir eine schwungvolle Drehung und knallte mich auf die Matte.
Dann trat er einen Schritt zurück, stemmte die Hände in die Hüften und lachte dröhnend.
»Du bist weich geworden, Dray Prescot! Deine Muskeln werden zu Wasser! Deine Entschlossenheit schmilzt wie der Schnee im Frühling!«
Ich rappelte mich schweratmend auf und starrte ihn finster an.
»Du hast recht, Turko, verdammt recht. Ich bin letzthin weich geworden. Aber, mein Freund ...«
Und ich stürzte mich auf ihn.
Turko bietet wahrlich ein Beispiel für eine vollkommene Muskulatur. Er hatte außerdem ein verflixt gut geschnittenes Gesicht, fröhlich und liebenswert, und verstand es immer wieder, mich mit seinem leisen Spott auf meine wahre Größe zurechtzustutzen. Khamorros, die aus dem Lande Herrell im südlich gelegenen Havilfar stammen, sind berühmt und berüchtigt. Es wird gemunkelt, diese Menschen kennten Geheimnisse, die sie in die Lage versetzen, einem anderen die Knochen zu brechen und zu zerdrücken. Jedenfalls tun sie das gelegentlich.
Kein Khamorro fürchtet sich vor einem Kampf gegen einen Bewaffneten. Was die waffenlose Verteidigung angeht, so werden sie von niemandem übertroffen, allenfalls könnten sich die kriegerischen Mönche Djanduins und ein oder zwei andere Gruppen mit ihnen vergleichen, die die Disziplinen begreifen und wissen, wie die Handkante einzusetzen ist. Aus persönlicher Anschauung meine ich, daß die Disziplinen der Krozairs aus Zy die Khamorros etwas in den Schatten stellen. Aber es gibt in Havilfar oder den anderen östlich gelegenen Ländern der Kontinentgruppe Paz nur wenige, die das Binnenmeer Turismonds, das Auge der Welt, besuchen oder überhaupt nur von seiner Existenz wissen.
So kämpften Turko und ich im Sportsaal des Palastes einige Runden auf der Matte. Dabei ging es wie üblich aus – am Ende lag Turko flach auf dem Rücken, schaute
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