33 - Die Werwölfe von Kregen
wohlgefüllter Kelche verstanden sie sich ebenso wie auf den Umgang mit ihren Schwertern.
Seg rief: »Es ist eingeschenkt. Echter Jholaix!«
»Bei Morro dem Muskel!« rief Turko. »Welch ein Segen, wenn man mit der Tochter einer Weinfamilie aus Jholaix verheiratet ist!«
Seg schaute uns entgegen. Er hatte soeben die Kelche gefüllt. Milsi und er hatten Kisten des hervorragenden Jahrgangs von ihrer zweiten Hochzeitsfeier in Jholaix mitgebracht. Dabei hatte es keine Probleme gegeben; Milsis Familie hatte Seg mit offenen Armen empfangen. Daß es dafür vielleicht noch andere Gründe gab, mag später ausgeführt werden. Zunächst wollten wir das großartige Getränk genießen.
»Hervorragend!« verkündete Erndor, und sein ernstes Gesicht zeigte ein breites Lächeln.
»Dazu gibt es leider schlechte Nachrichten«, sagte Seg. Er war soeben von einem privaten Erkundungsflug über das Land zurückgekehrt, dessen Kov er einmal gewesen war. Sein Bericht löste bei uns Stirnrunzeln aus.
»Du bestätigst mir damit nur Dinge, die ich längst weiß, Seg«, sagte Turko nachdenklich und trank einen Schluck. »Aber ich bin froh, daß du meine Äußerungen damit unterstützt. Ich weiß, daß sie sich deprimierend anhören.«
»Nicht deprimierend, Turko!« sagte ich energisch. »Sondern realistisch. Du hast dich hier in Falinur außergewöhnlich gut gehalten. Wenn es das verdammte Bündnis nicht gäbe ...«
»Nun, können wir das nicht sabotieren?«
Seg schaute sich in dem Zimmer um. Früher hatte er mit Thelda hier gewohnt. Ich schwieg, ich brachte kein Wort heraus; ich konnte nur hoffen, daß er darüber hinwegkam.
Turkos Einrichtungsgeschmack hatte den Raum verändert. An der Wand hingen ein einzelner Bogen, ein einsames Schwert, ein einziger Speer. Turkos Bilder zeigten Menschen, die sich beim sportlichen Kampf herumwälzten. An Plastiken entdeckte ich einige Silber- und Bronzeexemplare, die vorwiegend Ringkampfszenen darstellten.
Die Tische waren beladen mit Speisen und Weinen. Die Stühle waren tief und bequem. Wir konnten die ganze Nacht hier sitzen und diskutieren und Pläne schmieden.
Auf dem Fensterbrett stand eine Flick-Flick-Pflanze und krümmte ihre Tentakel auf der Suche nach Fliegen, die sie in ihren orangeroten Kegel stecken wollte. Turko hatte einige angenehm duftende Pflanzen gesammelt, die in Töpfen aus pandahemischer Keramik herumstanden. Ich nahm Platz, streckte die nackten Füße aus und griff nach Segs Jholaix.
»Auf Milsi«, sagte ich.
Feierlich tranken wir. Bei Krun! Der Wein war gut!
»Nun wollen wir eine Methode suchen, Jhansi aufzureiben!«
Erndor machte an einer Seite den Tisch frei und rollte die Landkarte aus. Wir starrten darauf und fühlten uns nicht wenig bedrückt, das kann ich nicht verschweigen.
»Ich«, sagte ich, »finde in meinem dämlichen Voskschädel nicht die geringste Idee.«
»Eines sollte man bedenken«, meinte Seg, »die neunte Armee ist trotz aller Rückschläge guten Mutes.«
»O aye«, bestätigte Erndor, »die Männer halten sich gut, halten sich gut. Aber man fragt sich, wie lange sie sich noch unbeschadet aus Gebieten zurückdrängen lassen wollen, die zuvor so mühselig erobert worden waren.«
»Welche Informationen erhältst du von deinen Spionen, Turko?« Ich musterte ihn aufmerksam. »Wenn wir rechtzeitig erfahren könnten, wo der elende Jhansi angreifen will ...«
»Viele Männer und Frauen sind ausgeschickt worden. Wir erhalten aber nur karge Informationen. Die beiden letzten Meldungen waren sogar völlig falsch.«
»Dann hat er deinen Apparat hier unterlaufen und führt dich in die Irre.«
»Ja. Wir sind zu der Stelle losmarschiert, an der wir seine Armee zu finden erwarteten; statt dessen schlich er sich hinter uns und eroberte zwei Städte.«
»Eine schlimme Sache.«
Eine Silberschale mit Squishes stand auf dem Tisch. Ich nahm eine der kleinen Früchte, schaute sie an und füllte mir dann damit den Mund. Es schmeckte angenehm.
»Ah«, sagte Turko, »zu gern sähe ich Inch mal wieder! Wir stehen in Verbindung. Er kämpft wie ein Dämon für seine Schwarzen Berge.«
»Mit Inch und dir, Turko«, sagte Seg unruhig, »müßten wir Jhansi wie eine faule Frucht zerdrücken können.«
»Ich habe eher den Eindruck«, sagte ich, »daß die Zeiten vorbei sind, in denen wir als Abenteurer durch die Welt stromerten und irgendwo unser Glück zu machen versuchten. Inzwischen seid ihr Kovs und tragt Verantwortung für eigene Ländereien ...« Ich hielt inne und
Weitere Kostenlose Bücher