33 - Die Werwölfe von Kregen
zur Leidenschaft geworden.«
Ich schaute ihn streng an. »Sie wußte, daß ich aus Vallia stammte, und obwohl ich Jak genannt wurde, meine ich, daß sie gewußt hat, wer ich war. Erst jetzt begreife ich, woher sie das wissen konnte.«
Er wollte etwas sagen, doch ich sprach weiter, ohne daß mein starrer Blick ihn losließ: »Ich glaube, du weißt, daß ich dir ein großes Wohlwollen entgegenbringe, Khe-Hi. Wenn ich irgend etwas tun kann, um deine ... äh ... Beziehung? Romanze? mit Ling-Li zu fördern, dann sag es mir, um der süßen Beruhigung willen!«
Er schielte nicht gerade, doch rötete sich sein Gesicht, was bei einem berühmten Zauberer aus Loh nun wirklich etwas Besonderes war!
»Ich erzähle es dir. Ling-Li ist viel gereist, um den unwillkommenen Annäherungen Phu-Si-Yantongs zu entgehen. Eine Station ihrer Reise war Jikaida-Stadt, wo du sie kennengelernt hast. Die Begegnung hat sie weitaus mehr überrascht, als du dir vorstellen kannst. Sie verabscheute Yantong und half gern dabei, sein üblen Pläne zunichte zu machen.«
»Du wußtest also, daß ich dort war und mich mühselig ans Leben klammerte?«
»Mehr oder weniger. Danach hatten wir eine Weile den Kontakt mit dir verloren. Ling-Li begab sich nach Balintol.«
»Und du? Hör mal, Khe-Hi, ich möchte mich nicht einmischen. Aber wenn ihr Zauberer und Hexen euren Einfluß in der Welt bewahren wollt, müßt ihr Familien gründen, das ist logisch. Also?«
»Na schön, Dray. Ja, ich möchte Ling-Li heiraten, und ich bin guter Hoffnung, daß sie meine Gefühle erwidert.«
»Na – dann geh doch in Lupu und fordere sie auf, nach Vallia zu kommen! Bei Krun! Du weißt, daß ich sie herzlich willkommen heißen würde.«
»Sie hat mir gesagt, du wärst so hart wie der Granit der Berge. Du hättest in ihrem Angesicht kein bißchen nachgegeben, dabei beugte doch jeder angstvolle Sterbliche den Nacken vor einer Hexe aus Loh!«
Mir entrang sich ein Laut, der ein Lachen hätte sein können. »Bei den eitertriefenden Achselhöhlen und den ungezieferverseuchten Haaren Makki-Grodnos!« Ich war höchst amüsiert. »Deine Dame war also gekränkt über meine primitive Art. Nun ja, ich stand immerhin in einem Kampf ...« Ich wollte nicht an diese Auseinandersetzung und an Mefto den Kazzur zurückdenken. »Wenn sie nach Vallia kommt, wird sie mit dem ihr zustehenden Respekt in allen Ehren empfangen. Aber wie du selbst weißt, Khe-Hi, halten wir in Vallia keine Sklaven mehr.«
»Mal sehen, was sie sagt, Dray. Und – vielen Dank!«
Andrinos verzog sein fuchsiges Khibilgesicht. »Meine wunderschöne Frau Saenci hat mir soeben Zwillinge geschenkt! Werwölfe oder nicht, San, ich freue mich darauf, den schrecklichen Szenen der Nacht den Rücken zu kehren, wenn die Kinder gefüttert werden müssen.«
Turko schluckte den Rest einer Scheibe Boskbraten herunter und sagte gefühlvoll: »Du magst gegen das Verheiratetsein anreden, wie du willst, mein ringender Dom Andrinos, aber in mir siehst du ein ganz jämmerliches Opfer dieses Systems. Einen Kov ohne Kovneva. Ein Mann ohne Gefährtin, ohne Frau, ohne warme Zweisamkeit in der Nacht. Na?«
Andrinos wurde dieser Herausforderung auf die überlegene Weise des Khibils gerecht.
»Ach, es gibt in deinem Leben doch so viele Mädchen, Turko, daß du sie schon gar nicht mehr zählen kannst! Und nachdem wir nun die Jikai-Vuvushis im Lager haben, bist du sogar im Feld entsprechend beschäftigt, ich weiß!«
Turkos erstauntes Gesicht löste lautes Gelächter aus, das wohl aber nicht nur auf seine amourösen Neigungen zurückging, sondern ein wenig auch aus unserer verzweifelten Lage geboren war.
Ich sagte: »Ich wurde gestern nacht von Floring Mecrilli besucht, die zur Harfe singt. Ich fürchte, die arme Seele ist in großer Not, trocken wie die Ockergebiete.«
Turko wurde sofort hellhörig. »Ach, sie spielt Harfe? Floring Mecrilli?« Er griff nach einer ersten Paline, um damit das Frühstück zu beschließen. »Ob die Schwestern des Schwertes ihr wohl auch die waffenlose Verteidigung beigebracht haben? Hmm – versteht sie sich auf den Ringkampf?«
20
Turkos Neunte Vallianische Armee hielt sich bereit, direkt gegen Vendalume vorzugehen, die Hauptstadt unserer Feinde.
Wir waren keine sonderlich kampfstarke Armee, doch zeigten sich unsere Formationen gestählt, gefestigt durch die Erfahrung, beflügelt durch den Sieg. Layco Jhansi – Renegat, Möchtegern-Töter eines Herrschers, Mörder und Verräter – reagierte
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