33 - Die Werwölfe von Kregen
mit zunehmender Nervosität und Furcht auf unsere Angriffe. Die Zeit, da er ungestraft seine Einheiten in Turkos Falinur schicken konnte, damit sie Städte und Dörfer niederbrannten, war vorbei. Er hatte sehr viele Männer verloren und bekam diesen Mangel nun zu spüren. Sicher war es auch zu Desertionen gekommen.
Wenn wir dagegen eine Stadt oder ein Dorf eroberten, brannten wir die Häuser nicht nieder. Natürlich nicht. Schließlich befanden wir uns in Vallia.
Wenn uns Söldner in die Hände fielen, Paktuns, die sich ihren Lebensunterhalt damit verdienten, daß sie sich als Kämpfer verdingten, wurden sie zur Küste geschafft, wo man sie mit Schiffen von Vallia fortbrachte. Wir hielten keine Sklaven und warben keine Söldner an. In diesen Punkten herrschten in Vallia strenge Sitten.
Den Zivilisten schärften wir ein, daß sie in erster Linie Vallianer seien. Sie hatten sich fälschlicherweise auf Layco Jhansis Seite gestellt, weil er ihr Oberherr war. Den Titel eines Kovs von Vennar trug er nicht mehr. Er war ausgestoßen, verbannt. Als Vallianer mußten wir die Insel Vallia wieder zu einem Ganzen zusammenschmieden. Im Hinblick auf meine Entscheidungen über das weitere Schicksal Vennars sollten sie Kov Turko als ihrem neuen Oberherrn Treue schwören. Nun ja, der Mensch ist nun mal, wie er ist – nur wenige ließen erkennen, daß sie an Layco Jhansi festhalten wollten.
Die Erkenntnis, daß er sich gegen den alten Herrscher verschworen, daß er Ashti Melekhi ermordet hatte und nachweislich ein Verräter war, blieb nicht ohne Eindruck auf die Leute. Außerdem galt Turko auch außerhalb seines bisherigen Gebiets als strenger, aber gerechter Kov – und dies ließ die Menschen zuversichtlich in die Zukunft schauen.
Der gute alte Tom Tomor schaffte es, mir ein weiteres prächtiges Bogenschützenregiment aus Valka zu schicken. Er teilte außerdem mit, daß er sich mir am liebsten angeschlossen hätte. Aber darauf konnte ich nur mit grausamer Ablehnung reagieren. Immerhin lenkte er Valkas Geschicke, und das war dort nun einmal die wichtigste Aufgabe.
Nath na Kochwold erneuerte den Vorschlag, eine Kerchuri von der zweiten Phalanx zu uns zu holen, die im Hawkwa-Land stationiert war. Wir diskutierten noch sehr zurückhaltend darüber, als plötzlich brausender Flügelschlag aufhallte. Vor den Zelten stehend, hoben wir die Köpfe, legten Hände über die Augen und äußerten uns staunend und entzückt.
Die Befehlshaber der beiden valkanischen Bogenschützenregimenter, die Jiktare Fangar Emiltur und Nalgre Ephanion, lachten erleichtert; sie hatten das Geheimnis lange bewahren müssen.
»Tom Tomor hat uns gebeten, dir nichts zu verraten, Strom. Es sollte eine wunderbare Überraschung werden.«
»Die ist ihm gelungen!« rief ich begeistert. »Die ist ihm gelungen!«
Tom schickte nicht weniger als fünf wunderschöne Flutduin-Schwadronen, geritten von Valkanern, vorzüglich ausgebildet, kampfstark, Könige der Lüfte. Diese unschätzbare Verstärkung konnte uns bei dem Angriff auf Vendalume die Flanken absichern.
Am gleichen Vormittag suchte Khe-Hi ein Gespräch unter vier Augen. Überall im Lager waren die Vorbereitungen für den großen Feldzug im Gange. Die Luft trübte sich vom Rauch der Lagerfeuer. Kochgerüche wurden vom Wind fortgetragen. Und über alles legten die Sonnen von Scorpio ihr vermengtes Licht.
»Also, Khe-Hi?«
»Nun ja, Dray, ich habe mit Ling-Li gesprochen. Ich kann nicht beschreiben, wie es passiert ist ...«
Ich unterbrach ihn. »Vermutlich sagte sie sinngemäß, sie akzeptiere meine Entschuldigung für das dumme Verhalten, daß ich an den Tag gelegt hätte?«
»Du kennst uns zu gut, Dray!«
»O nein. Mit Zauberern und Hexen aus Loh kenne ich mich ganz und gar nicht aus. Aber sprich weiter.«
»Sie wird nach Vallia kommen.« Er senkte den Blick. Zwar trat er nicht von einem Fuß auf den anderen – immerhin war er ein sehr bedeutender Zauberer –, doch sah er aus wie ein ahnungsloser Jüngling, der sich zum erstenmal verliebt hatte. »Und ich hoffe, ich hoffe wirklich, daß sie ... daß sie die Erkenntnis gewinnt ... ich meine ...«
»Khe-Hi. Du hast meinen Segen und den der Herrscherin Delia. Wir werden alles tun, was in unserer Macht steht, um dir zu helfen.«
»Vielen Dank.«
»Wie ist es Ling-Li-Lwingling in Balintol ergangen?«
»Nicht gut. Die Menschen dort sind wirklich seltsam, alle Bewohner dieses riesigen Subkontinents. Sie hat sich zuletzt in Pandahem aufgehalten.«
Ich
Weitere Kostenlose Bücher