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34 - Die Hexen von Kregen

34 - Die Hexen von Kregen

Titel: 34 - Die Hexen von Kregen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Burt Akers
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oben hatte man die Angewohnheit, Orte und Flüsse nach bestimmten besonderen Ereignissen umzubenennen. Ich wollte, daß diese Namen unseren Sieg wiedergaben, nicht unsere Niederlage.
    So hatte ich ganz eigene Gründe für meine Eile. Sollte der arme alte Freiheit aber Zeit für die Heilung brauchen, müßte ich etwas anderes versuchen. Ich hatte da vor dem Nächtlichen Quork zwei weitere Sattelvögel hocken sehen ...
    Ich legte mir zurecht, daß die Tiere nicht den beiden Freunden Lobans der Nase gehören konnten. Sie standen eher im Besitz von zwei Paktuns, die zu dieser frühen Stunde noch irgendwo schnarchend in einem von Lobans Zimmern ruhten.
    Das Getrappel nackter Füße kündigte das Eintreffen einer kleinen rundlichen Frau mit einem schlichten schwarzen Kleid an. Das runde schimmernde Gesicht, das braune Haar, einst zu einem Knoten zusammengerafft, der jetzt ziemlich zerzaust aussah, ihre Augen – alles dies kündete von einer Tragödie.
    Sie schluchzte und weinte und versuchte zu sprechen, und dies alles gleichzeitig. Sie geriet ins Torkeln, und ich stützte sie mit einer Hand und führte sie zu einem Stuhl.
    Urban der Salbende zog ein besorgtes Gesicht.
    »Was ist, Kotera Minvila?«
    Jammernd brachte sie hervor: »Meine Maisie! Habt ihr sie gesehen? Ich bin überall gewesen, habe überall gesucht! Niemand hat sie gesehen! Meine Maisie ...«
    »Hier war sie nicht.« Urban schaute zu mir auf. »Bloß ein Kind, aber hübsch. Sie hilft mir gern bei den Tieren – aber heute war sie noch nicht hier.«
    »Wo ist sie? Sie war nicht in ihrem Bett, als ich sie rief – Maisie! Maisie!«
    »Ein kleiner Trostschluck wäre wohl angebracht, Meister Urban.«
    Er ging sofort zu einem Schrank und kam mit einem Glas mit einer bunten Flüssigkeit zurück, die Kotera Minvila sich halb über das Kleid schüttete und zu einem Drittel über das Gesicht – nur der geringe Rest landete im Mund. Das Verschwinden ihrer Tochter hatte sie in einen Zustand höchster Unruhe versetzt.
    Urban beugte sich zu mir herüber und sagte mit leiser Stimme: »Dies alles gefällt mir nicht, Koter Kadar.« Unter diesem Namen hatte ich mich ihm vorgestellt. »In jüngerer Zeit sind schon mehrere junge Mädchen auf rätselhafte Weise verschwunden.«
    Mit langsamer, bedeutungsschwerer Stimme sagte ich: »Sie waren ausnahmslos jung, etwa zwei bis vier Jahre, würde ich sagen, hübsch, aus ärmlicheren Familien ...«
    »Ja. Die meisten sind Sklaven, was ja schon, Opaz weiß, schlimm genug ist. Drei oder vier aber stammen aus angesehenen Bürgerfamilien, wie aus der Familie von Kotera Minvila. Ihr Mann ist im Krieg ums Leben gekommen.«
    Der arme Kerl – zweifellos war er von Layco Jhansis Deldars eingesammelt, in ein Regiment gesteckt und mit einem Speer ausgestattet worden. Auf magische Weise durch Rovard den Murvish angeheizt, hatte er dann als einer von vielen wildgewordenen, aber unerfahrenen Kämpfern an der Schlacht teilgenommen.
    Ich spürte eine seltsame Kälte in mir.
    Für mich gab es keine Zweifel, was hier geschehen war. Bestimmt hätte es auch einen ganz normalen Grund für den Gelben Befall meines Reitvogels geben können.
    Ich war aber zutiefst davon überzeugt, daß es kein Zufall war, daß ich einen Fluttrell erwählt hatte, der mich hier zur Rast zwingen würde.
    Nein, o nein, bei Zair!
    Wieder einmal, davon war ich überzeugt, hatten mir die Herren der Sterne eine Aufgabe gestellt.

5
     
     
    In meinem Kopf entstand eine Theorie.
    Theorien sind schwierige Geschöpfe und können einen Mann in alle möglichen Schwierigkeiten bringen, wenn er sich nicht in acht nimmt.
    Doch schien mir die Wahrscheinlichkeit, daß diese Theorie zutraf, ziemlich hoch zu sein – mehr wollte ich dazu zunächst nicht sagen.
    Aus der farbenprächtigen Sammlung bunter Seidenstoffe und Schärpen, die der Flutmann in seinen Satteltaschen verwahrte, zog ich ein grelles grünblaues Seidentuch mit Seidenbesatz. Natürlich trug ich keinen dieser Behänge, wollte ich doch als einfacher Paktun gelten und nicht als räuberischer Flutmann.
    Unter meiner Dolchspitze löste sich der silberne Besatz. Einige Fasern drehte ich zu einer Spirale zusammen, wie ich sie kannte und verabscheute. Zusammen mit einer dunkleren Feder, die ich Freiheit abnahm, ergab sich ein braunsilbernes Abzeichen, das seinen Zweck erfüllen mußte.
    Ich befestigte das Symbol unter dem Umschlag des Khiganers, eines Kleidungsstückes, das auf typische Weise links einen breiten Aufschlag aufwies,

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