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34 - Die Hexen von Kregen

34 - Die Hexen von Kregen

Titel: 34 - Die Hexen von Kregen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Burt Akers
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im Kopf hatte, außerdem eine verwundete Schulter ...«
    Obwohl es nahezu unmöglich war, in den Gesichtern der versammelten Männer zu lesen, verriet mir das absolute Schweigen, das sich über das Regiment und die Person meiner unmittelbaren Umgebung senkte, daß viele die schlimme, die scheußliche Wahrheit ahnten.
    Ich zog meine ganjidbeschmierte Klinge und hielt sie Wenerl an die Kehle. Er zuckte nicht zurück. War ich nicht der Herrscher, dem er treu diente?
    Ich schaute ihm tief in die braunen vallianischen Augen. Ich sah die Äderchen und die kleinen Spiegelungen – einfache braune Augen.
    »Csitra«, sagte ich, »mit diesem Mann hast du einen Fehlschlag erlitten. Ist es nötig, ihm das Leben zu nehmen?«
    Wenerl antwortete: »Dieser Mann bedeutet mir nichts.«
    »Aber mir, Csitra.«
    »Und du bedeutest mir viel, Dray Prescot, und doch verachtest du mich ...«
    »Du irrst, Hexe, ich verachte dich nicht. Du tust mir leid ...«
    Das war ein Fehler.
    »Du bemitleidest mich! Du wagst es, Mitleid mit mir zu haben!«
    Khe-Hi flüsterte dicht neben mir: »Ich habe es, Dray, wenn du sehen willst ...«
    »Danke, Khe-Hi. Lieber nicht. Mir geht es hier um Wenerl, da will ich mich nicht ablenken lassen ...«
    Wenerls Stimme meldete sich: »Wer steht da an deiner Schulter, Dray Prescot? Ich sehe nur Schatten ...«
    Gelassen antwortete ich: »Ein paar Schatten, Csitra, ohne Belang.« Khe-Hi hatte offenbar einen kleinen Zauber entfacht und konnte verhindern, daß Csitra ihn durch Wenerls Augen wahrnahm. Ich fuhr fort: »Dieser Mann steht in deinem Bann, das Gift in seinen Adern wird ihn in einen Werwolf verwandeln, wenn du es willst. Aber statt dessen hast du ihn benutzt, uns zu bespitzeln. Wenn du dich nicht bereit erklärst, ihn zu schonen, dann töte ich ihn auf der Stelle – und mit eigener Hand, denn diese Aufgabe würde ich niemandem überlassen. Wie auch immer, du wirst in meinem Lager über keine Augen mehr verfügen.«
    »Warum begibst du dich nicht zum Coup Blag und besuchst mich, Dray Prescot? Du weißt, ich kann dir viel bieten ...«
    »Gib mir eine Antwort, Frau!«
    »Du schwörst mir, du wirst ...«
    »Ich verspreche dir gar nichts, Hexe!«
    »Ich habe die Neun Unaussprechlichen Flüche gegen Vallia ausgebracht, und sie kosten mich viel Schmerz und Blut und Lebensenergie. Vielleicht lassen sie sich nicht so einfach wieder zurückziehen. Doch würde ich das tun ...«
    »Du kennst die Antwort. Verschone diesen Mann ...«
    »Soviel Mühe, soviel Sorge um einen dummen Tikshim, der in den Bagnios allenfalls ein paar Münzen wert wäre ...?«
    Wille gegen Wille. Sturheit gegen Beharrlichkeit.
    Dann überraschte mich Csitra. »Du bittest ja gar nicht darum, mich zu sehen, Dray Prescot. Ich bin als Frau nicht ohne Reize. Warum erschaust du nicht mich anstelle dieses wertlosen Mannes? Oder hast du etwa Angst?«
    »Ein letztes Mal, Csitra die Hexe! Schenk diesem Mann das Leben. Zwischen uns kann es keine anderen Abmachungen geben.«
    »Du würdest gut von mir denken, wenn ich es täte?«
    Mein Gesicht schien einen teuflischen Ausdruck zu zeigen, denn ich glaubte fest, daß die Stimme in Wenerls Kehle eine Art Japsen hören ließ.
    »Gut von dir denken? Wie könnte ich das – nach den Schäden, die du angerichtet hast?« Vor allem galten meine Gedanken Wenerl dem Kampeon, der wie eine Puppe vor mir stand, als ich geschickt hinzufügte: »Meine Meinung über dich würde sich aber auf jeden Fall bessern.«
    So standen wir uns gegenüber, miteinander verbunden durch die Augen eines Mannes, dessen Leben zwischen Gier und Lust und Tücke und Verachtung in der Schwebe hing. Wenerl erschauderte von Kopf bis Fuß.
    Seine Stimme sagte: »Nimm ihn, Dray Prescot!«
    Und Wenerl stolperte einen halben Schritt vorwärts, nahm sofort wieder Haltung an und brüllte: »Quidang, Majister!«
    Ich entspannte die Muskeln nicht, und die Dudinterklinge zitterte nicht. Sie hatte, als Wenerl stolperte, am Hals eine kleine blutende Wunde gerissen.
    Khe-Hi sah dies sofort. »Sie hat ihr Versprechen gehalten, denn sonst wäre Wenerl jetzt tot«, sagte er.
    »Trotzdem sollte ich ihn eine Zeitlang im Auge behalten. Wenerl!« bellte ich ihn an. »Du wirst für drei Tage vom normalen Dienst befreit. Kehr zu deinen Gefährten zurück.«
    So ging dieser Vorfall zu Ende, und das Regiment marschierte wohlgeordnet zurück, und die Männer wußten ein wenig besser als vorher, was es bedeutete, ein verflixter Befehlshaber zu sein.
    Zumindest Befehlshaber

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