34 - Die Hexen von Kregen
warf Nath einen Blick zu und fuhr fort: »Ich habe mit dem Gedanken gespielt, sie in Reserve zu halten.«
Daran hatte Nath zu schlucken. »Verstehe, Majis«, würgte er hervor.
Mir entging nicht, wie er meinen Titel abkürzte.
»Was die frisch eingetroffene Zehnte Kerchuri aus der Fünften Phalanx angeht, so ist sie nicht so unerfahren, wie es den Anschein hat. Sie hat nicht nur den Ruhm, sondern auch viele Kämpfer der alten Zehnten geerbt, die sich bei der Schlacht von Ovalia so hervorragend geschlagen hatte.«
»Diese Kerchuri erbt auch die Insignien der alten Zehnten«, stellte Turko klar. »Den Prychan mit dem Bündel Blitze in den Krallen. Ich war dabei. Das war die Achte Armee. O ja, wir ließen sie überall in die Dornenfallen laufen. Layco Jhansi mußte mit eingekniffenem Schwanz fliehen, dabei hatte er einige eiserne Legionen Hamals auf seiner Seite gehabt.«
»Seither haben wir einen weiten Weg zurückgelegt«, sagte ich und versuchte mehr informativ als prahlerisch zu sprechen. »Wir haben Jhansi zurückgetrieben. Turko hat sein Kovnat Fallinur gesichert, und jetzt sind wir nach Vennar vorgestoßen und haben ihn gezwungen, sich uns zu stellen und um seine Hauptstadt zu kämpfen. Langsam sind wir – aber wir betreiben immerhin die Wiedervereinigung Vallias, auch wenn die Außenwelt, die ja nicht weiß, was hier auf den Inseln geschieht, eher den Eindruck hat, wir täten gar nichts.«
Naths Gesicht zeigte eine erstaunliche Beherrschung; hoffentlich explodierte er nicht, ehe wir ihn von seinem Leid erlösen konnten.
In dieser wohlwollenden Absicht sagte ich: »Wir verfügen über einige Swarth-Regimenter, vor allem Jiktar Nath Roltrans temperamentvollen Haufen, der sich angeblich das ›Trampelnde Grüngeschuppte Regiment‹ nennt.« Swarths sind reptilische Vierbeiner mit keilförmigen Köpfen. Sie bewegen sich kraftvoll in gerader Linie, sind aber alles andere als beweglich, wenn es um das Ändern der Richtung geht. Ich fuhr fort: »Jhansi hat in großem Umfang Swarthreiter zur Verstärkung erhalten. Anzunehmen, daß er die Flucht aufgegeben hat und sich zum Kampf stellt, weil sie ihn erheblich stärken.«
»Wir dürfen Vendalume nicht vergessen«, sagte Turko. »Ich würde sagen, er kämpft auch wegen der Stadt.« Er wußte natürlich, welche Leiden der arme Nath durchmachte.
Seg sagte: »Oder ihm mißfiel der Gedanke, bei der weiteren Flucht dem alten Inch in die Arme zu laufen. Aber nun zu den Swarthkämpfern ...« Wie Turko hatte Seg den vollen Durchblick, was den armen Nath na Kochwold betraf.
Energisch sagte ich: »Nath, du befiehlst die Sechste Kerchuri. In Reserve. Die Männer stehen voll unter deinem Kommando. Dir werden außerdem fliegende Flutduin-Kundschafter zugeordnet. Kümmere dich um die feindlichen Swarths. Sobald du siehst, was sie im Schilde führen, setzt du die Männer in Marsch und machst sie nieder.« Beinahe hätte ich meinen Befehl mit einem energischen ›Dernum?‹ beendet, einer Nachfrage, ob er verstanden habe. Aber das wäre nicht sehr höflich gewesen.
Nath richtete sich auf. Er sah dermaßen erleichtert aus, daß Seg und Turko den Blick abwandten und auf die ferne Stadt starrten.
»Wir werden den Swarthkämpfern eine Nuß zu knacken geben, Dray«, sagte er, und seine Stimme klang gelassen und sicher.
Zweifellos hatte er angesichts der zahlreichen hohen Offiziere und Befehlshaber befürchtet, ohne Kommando in diese Schlacht gehen zu müssen ...
»Ach, Dray«, meldete sich Turko, »Seg hat aus Vondium das Fünfte Churgur-Regiment mitgebracht. Das hat bei uns in Ovalia gekämpft. Ich hätte gern ...«
»Aber ja. Wie nennen sie sich jetzt?«
»Die Spitzen Dornen.«
»Nun ja, für den Namen gibt's noch einige Variationen ...«
So bestimmten wir unsere Aufstellung und wer welche Einheiten führen sollte. Die Regimenter boten im Licht der Sonnen einen herrlichen Anblick – keine Wolke verdunkelte den Himmel. Der Krieg hatte diesem Teil Vennars bisher noch nicht zugesetzt, und das Gras schimmerte und roch süß und frisch. In der Ferne winkten uns die Mauern und Türme Vendalumes.
Während die Kolonnen sich noch in Stellung begaben, sangen die Swods bereits einfache Lieder oder Hymnen. Die religiösen Vorbereitungen für die Schlacht waren sorgfältig und feierlich getroffen worden.
Eben sagte ich, daß Seg normalerweise bei meinen Schlachten die vordere Position übernähme. Der bevorstehende Kampf war aber eher Turko und Kapt Erndor zuzuordnen.
Turko war zu
Weitere Kostenlose Bücher