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34 - Die Hexen von Kregen

34 - Die Hexen von Kregen

Titel: 34 - Die Hexen von Kregen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Burt Akers
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wie Glas.
    Sie schwieg, und ihr Gesichtsausdruck blieb unverändert.
    »Na, Natyzha, willst du einem Gegner keinen Gruß entbieten? Bei einer herrelldrinischen Hölle, was sitzt du hier außerdem unbequem in deinem Gherimcal, wenn ...«
    Meine Stimme erstarb.
    Mit einer zustoßenden Bewegung, wie sie auch ein angreifender Risslaca vollführt, beugte ich mich vor und schaute sie mir aus der Nähe an.
    Sie war tot.
    Mausetot. Sie war außerdem konserviert und ausgestopft worden, und ihre Glasaugen schauten mich starr und blicklos an, und der prächtige Körper war nichts anderes mehr als Haut über Stroh.

15
     
     
    Wenn der riesige blaue Skorpion der Herren der Sterne mich in jenem Augenblick fortgeholt hätte, wäre ich ihm zutiefst dankbar gewesen, das können Sie mir glauben!
    Hier hockte ich im Innersten eines feindlichen Palasts, in dem bereits durch Wächter und Hunde nach mir gesucht wurde, und die einzige Frau, die mich hätte retten können, war tot – tot und ausgestopft –, ein Ausstellungsobjekt, als wäre sie noch am Leben.
    Da konnte man schon Lust verspüren, sich den Hut vom Kopf zu reißen und darauf herumzutrampeln, bei Vox!
    Lady Fanti stieß einen leisen Seufzer aus. Sie würde gleich aufwachen, denn ich hatte sie ziemlich sanft behandelt. So mußte ich mir denn ein anderes Gesicht verpassen, nach der mühseligen Methode, die Deb-Lu-Quienyin mir beigebracht hatte. Meine zerklüftete alte Visage fühlte sich an, als stäche eine Million Bienen darin herum. So holte ich mir ein Glas Wasser vom Nachttisch – ein geschickter Zug bei der Täuschung! – und trat zu dem Mädchen. Ich schob ihr den Arm unter die Schultern, hob sie in eine sitzende Stellung und hielt ihr das Wasser unter die Nase.
    »Meine Dame!« sagte ich mit Fistelstimme. »Das Ungeheuer, das dir so etwas angetan hat, wurde erwischt. Hier, meine Dame, trink und sag tausend Dank, daß dir nichts geschehen ist!«
    Ich redete und redete und drängte ihr das Wasser auf, doch sie zeigte die Bosheit des jungen Adels und schlug mir das Glas aus der Hand. Es zerbarst und verspritzte seinen Inhalt auf dem kostbaren Teppich.
    »Du Clown! Was ...?«
    »Psst, meine Dame, bitte! Du mußt dich ausruhen – bald werden deine Zofen kommen ...«
    »Was geht hier vor? Ich wurde angegriffen ...«
    »Ja, meine Dame. Aber das ist vorbei. Und niemand weiß, daß die Kovneva tot ist.«
    »Wer bist du, zum Teufel? Was suchst du in diesem Schlafzimmer?«
    »Ich habe mitgeholfen, das Ungeheuer zu fangen, meine Dame. Man ließ mich zurück, um dich zu versorgen, nachdem die anderen gegangen waren, um deine Zofen zu rufen. Bitte reg dich nicht auf!«
    »Warum hat man keine Jikai-Vuvushi ... ach, ich glaube, ich kenne den Grund.«
    Ich kannte ihn nicht. Ich konnte mir aber vorstellen, daß die Kampfmädchen nicht viel mit diesem hochnäsigen, verwöhnten Gör im Sinn hatten, das nicht zu ihnen gehörte, das wenig erfolgreich ihre Geschicklichkeit mit den Waffen nachzuahmen versuchte und die Enkelin des Vads war. Sie war ein tolles Früchtchen, kein Zweifel.
     
    Bei allem unsinnigen Gerede sah ich für mich noch keinen klaren Fluchtweg. Ich wollte sie nicht wieder schlafen legen; aber sollte Dame Fanti darauf bestehen, den gewohnten Plagegeist zu spielen – trotz der offenkundigen Situation und meinen Erklärungen –, dann würde ich sie so lange stillegen müssen, bis ich wieder aus dem Fenster herausgeklettert war und meine Flucht begonnen hatte.
    Finster starrte sie mich an. Sie trug ein vornehmes hellgrünes Hauskleid mit sehr vielen Edelsteinen, und ihr Haar war kunstvoll zu Knoten verschlungen.
    »Hat außer dir noch jemand gesehen, daß die Kovneva tot ist?«
    »Das weiß ich nicht, meine Dame.«
    »Wenn sie es gesehen haben, müssen sie ebenfalls sterben.«
    Das ›ebenfalls‹ entging mir nicht, und ich fühlte mich sehr unbehaglich.
    »Ach, meine Dame!« sagte ich und legte Forschheit und Zuversicht in meine Worte. »Ich bin ziemlich sicher, daß das Geheimnis in guten Händen ist. Draußen kann niemand wissen, daß die Kov-Witwe nicht mehr lebt. Am wenigsten ihr Sohn Nath.«
    »Hüte deine Zunge, Rast! Hier geht es um Dinge, die dich nichts angehen!« Sie bewegte gereizt die Hand, denn ich stützte sie noch immer. »Wo sind meine dummen Mädchen? Und du, Cramph, wie heißt du?«
    »Nath der Onker, meine Dame.«
    Sie lachte.
    Als sie ihr verächtliches kleines Lachen überwunden hatte, sagte sie: »Wenn Kov Nath und ich verheiratet sind, werde ich

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