34 Kurz-Krimis (German Edition)
zerriß ein aufheulender Motor die Stille. Ein Wagen kam heran. Die Scheinwerfer hatten aufgeblendet. Rüger konnte so gut wie nichts mehr sehen und hob den Arm, um sich gegen das gleißende Licht so gut es ging zu schützen. Der Wagen brauste heran. Rüger blinzelte.
Er fühlte seinen Puls bis zum Hals schlagen. Die Gedanken rasten nur so durch seinen Kopf, aber ehe er etwas tun konnte, war schon alles vorbei. Es ging sehr schnell. Zweimal kurz hintereinander bellte ein Schuß auf und Peter Rüger sank getroffen zu Boden.
*
Kommissar Lange machte ein nachdenkliches Gesicht, während sich sein Assistent Körner über den Toten beugte und ihm den Ausweis aus der Jackett-Tasche nahm.
"Der Mann heißt Rüger. Peter Rüger", erklärte Körner. Lange wandte sich indessen an einen Mitarbeiter der Spurensicherung, der gerade damit beschäftigt war, den Aktenkoffer zu untersuchen, der wenige Meter neben der Leiche zu finden gewesen war.
"Und?" fragte Lange.
"Der Mann scheint ein Drogenkurier gewesen zu sein. Hier sehen Sie, Herr Kommissar!" Der Mann von der Spurensicherung hielt ein durchsichtiges Päckchen mit weißem Pulver empor. "Um sicher zu gehen, müssen wir natürlich die Laboranalyse abwarten, aber ich kann mir das Ergebnis bereits im Voraus denken..."
"Ein Drogenkurier", murmelte Lange. Es schien so, als wäre Peter Rüger regelrecht hingerichtet worden... Solche Fälle waren immer besonders schwierig aufzuklären. Oft waren die Täter professionelle Killer von außerhalb, die nur für ihren Auftrag in die Stadt kamen und sich dann sofort absetzten. Herauszubekommen, wer dahintersteckte, war oft kaum möglich.
*
Kommissar Lange haßte es, schlechte Nachrichten zu überbringen, aber in seinem Beruf blieb ihm das nicht erspart. Er suchte Peter Rügers Familie auf.
Sie hatte eine Eigentumswohnung im dritten Stock.
Sie hatten bereit geschlafen, als Lange sie um viertel nach eins aus dem Bett klingelte. Franziska Rüger, die Ehefrau war eine kühl wirkende Blondine Anfang dreißig. Rügers Sohn Claus war 24, Student der Medizin und machte einen sehr abweisenden Eindruck. Dem Alter nach konnte Franziska nur seine Stiefmutter sein. Die beiden saßen wie erstarrt da, als Lange ihnen die schlechte Nachricht überbrachte.
"Wann ist es passiert?" fragte Franziska.
"Etwa um Mitternacht. Eine Nachbarin hat die Schüsse gehört, daher wissen wir es sehr präzise", gab Lange Auskunft. Franziska seufzte.
Lange zögerte noch einen Augenblick, dann fragte er: "Wußten Sie, daß Ihr Mann ein Drogenkurier war?"
Sie blickte erstaunt auf. "Was?"
Lange erzählte von dem Koffer.
"Das ist unmöglich!" behauptete Franziska Rüger.
"Völlig unmöglich!"
"Was machte Ihr Mann beruflich?"
"Er ist Vertreter für mehrere Bekleidungsfirmen."
"Und Sie?"
"Ich mache den Bürokram... Und ich kann mir wirklich nicht vorstellen, daß das wahr ist, was Sie da sagen!"
"Er hatte Stoff im Wert von mehreren tausend Mark bei sich!" gab Kommissar Lange zu bedenken.
Franziska stand auf und ging zu einer wertvoll wirkenden chinesischen Vase, die auf einer Anrichte stand. Sie hob die Vase hoch und drehte sie herum. "Sehen Sie das hier?" Lange sah es. Es war der Kuckuck des Gerichtsvollziehers. "Glauben Sie wirklich, daß wir in finanziellen Schwierigkeiten stecken würden, wenn mein Mann einen Koffer mit Rauschgift in seinem Besitz hätte?"
Lange begann einzusehen, daß die Vernehmung der beiden ihn nicht weiterbrachte.
"Könnten Sie mir ein paar Fotos Ihres Mannes zur Verfügung stellen?"
fragte Lange daher.
Franziska nickte. "Sicher."
Wenig später verabschiedete Lange sich. Claus Rüger bestand darauf, ihn zur Tür zu bringen. Dort angekommen, meinte der Sohn des Toten dann:
"Ich wollte das gerade nicht erwähnen, als meine Stiefmutter dabei war..."
Lange hob die Augenbrauen.
"Was denn?"
"Mein Vater hat sich vor ein paar Tagen mit einem Mann getroffen. Ein langer Dürrer mit Pferdeschwanz..."
"Kommen Sie morgen früh ins Präsidium, Herr Rüger. Dann können wir die Kartei durchgehen.
Vermutlich befindet sich der Mann unter unseren guten Bekannten..."
Claus nickte. "Okay."
*
Am nächsten Morgen kam Claus Rüger in Kommissar Langes Büro. Es dauerte keine halbe Stunde und der Mann mit dem Pferdeschwanz war identifiziert.
Carlo Brandis, genannt Big Carlo. Er besaß mehrere zweifelhafte Lokale und Bars und daß er im Drogenhandel steckte wurde seit langem vermutet.
Nur hatte es ihm bisher nie jemand beweisen
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