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34 Meter über dem Meer - Reich, A: 34 Meter über dem Meer

34 Meter über dem Meer - Reich, A: 34 Meter über dem Meer

Titel: 34 Meter über dem Meer - Reich, A: 34 Meter über dem Meer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annika Reich
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wollte…«
    Ihre Schwester griff in das Gespräch ein: »Er soll kommen, er soll kommen und dich hier abholen, ich mag sowieso nichts mehr essen. Er soll dich hier abholen. Ich will nach Hause.«
    Paul schwieg, dann fragte er leise: »War das deine Schwester? Soll ich?«
    Und Ella antwortete: »Weiß nicht.«
    Ihre Schwester machte ein Handzeichen und bestellte das Essen ab.
    »Dann komm«, sagte Ella und legte auf.
    Jasmin schüttelte ihre dunklen Haare, straffte ihre lila karierte Bluse und sagte: »Wie lange kennst du ihn denn schon?«
    »Wen?«, fragte Ella.
    »Wen?«, entgegnete Jasmin. »Paul natürlich.«
    »Schon länger. Wir haben uns in einer Bar kennengelernt, vor ein paar Wochen oder so, dann haben wir uns ein paar Mal zufällig getroffen, Nummern ausgetauscht und uns Nachrichten geschickt, immer mehr Nachrichten, ziemlich schöne Nachrichten. Dann waren wir ein paarmal morgens einen Kaffee trinken, und gestern hatten wir unser erstes Date.«
    »Wie sieht er denn aus?«
    »Er ist mittelblond und mittelgroß, so richtig aufgefallen ist er mir erst gar nicht, dabei hat er so schöne grüne Augen, tolle Hände und einen tollen Po.«
    Jasmin verdrehte die Augen.
    »Und wie ist er so?«
    Ella schwieg.
    »Ich meine, bisher hast du nur erzählt, dass er küssen kann.«
    »Er kann küssen«, sagte Ella.
    Jasmin schaute sie mit einem schiefen Lächeln an: »Und sonst?«
    »Konntest du je beschreiben, warum du glücklich bist mit jemandem? Ich meine, wirklich beschreiben?«
    »Klar«, sagte Jasmin, »sonst wäre ich ja nicht glücklich gewesen.«
    Ella schaute sie forschend an. Ihre Schwester war ihr wirklich ein Rätsel. Wie konnte man nur so handfest sein, so logisch, so…? Ella sagte: »Irgendwo hab ich mal gelesen, dass Glück kein guter Stoff ist, weil es sich selbst genügt und wie ein kleiner Igel vor sich hin schlummert. Das ist schön, oder? Und genau so fühlt sich das mit Paul an: wie ein kleiner, in sich zusammengerollter, schlafender Igel.«
    »Oje«, sagte Jasmin, »was du dir immer einredest…«
    Ella schaute aus dem Fenster.
    »Entschuldigung«, sagte Jasmin, »so meinte ich es nicht. Ich verstehe solche Sachen einfach nicht, das weißt du doch. Ich werde da ja immer gleich skeptisch und denke, du redest dir was schön, weil das machst du ja oft genug, zu anderen Gelegenheiten, meine ich, aber so ist es hier nicht, oder?«
    »Was schönreden?«
    »Nein, nein, bitte, ich weiß ja, das ist ganz normal für dich, so hab ich’s nicht gemeint.«
    »Wenn ich mir was schönreden würde, dann wär der Lack schnell ab. Das würde überhaupt nichts nützen. Gelackt hätte ich unsere Kindheit nicht überstanden. Trotz deiner ewigen Pausenbrote und Beschwichtigungen.«
    »Jetzt kommen schon wieder die Pausenbrote… Was soll das? Ich kann es eben schlecht beschreiben. Du weißt doch, dass ich so was schlecht beschreiben kann.«
    »Wenn ich mir mein Leben nicht selbst erzählen würde, dann…«, Ella stockte, »dann wär’s keins. Und wenn ich’s mir nur schönreden würde, dann erst recht nicht.«
    »Nicht?«
    »Nein«, sagte Ella, »aber mach dir keine Sorgen: ich erzähl’s mir ja tapfer vor mich hin. Jeden Tag. Und die meiste Zeit funktioniert es auch.«
    »Auch das versteh ich nicht, aber muss ich vielleicht auch gar nicht. Mein Leben ist so, wie es ist. Das muss ich mir nicht erst erzählen.«
    Das saß.
    »Oje, Entschuldigung, ich mach heute alles falsch. Ich wollte nicht sagen, dass du kein Leben hast, wirklich nicht. Wie sind wir nur in dieses blöde Gespräch hineingeraten? Ich wollte doch einfach nur wissen, wie dein neuer Typ ist. Ich will’s wirklich wissen. Erklär’s mir, bitte, vergiss einfach, was ich gerade gesagt habe. Wie ist er denn jetzt, der kleine Igel?«
    Ella schaute sie an und schwieg.
    »Sei nicht beleidigt.«
    »Du kannst manchmal wirklich verletzend sein«, sagte Ella und brach ab. »Aber das ist ja nichts Neues…«
    »Und du natürlich nicht, niemals…! Aber lass uns nicht streiten. Wir sehen uns so selten allein, komm, erzähl mir lieber, wie er ist«, insistierte Jasmin.
    Ella trank einen Schluck Wein, dann gab sie sich einen Ruck und antwortete: »Ich weiß es wirklich nicht so genau. Ich hab einfach das Gefühl, alles Mögliche sein zu können, wenn ich mit ihm bin. Wir nageln uns nicht fest. Ich darf mal so sein und dann wieder so. Das stört ihn nicht. Ich hab das erste Mal das Gefühl, genau richtig zu sein. Er zwingt mich nicht, mich zu erklären, und ich zwinge

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