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34 Meter über dem Meer - Reich, A: 34 Meter über dem Meer

34 Meter über dem Meer - Reich, A: 34 Meter über dem Meer

Titel: 34 Meter über dem Meer - Reich, A: 34 Meter über dem Meer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annika Reich
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nicht.
    »Sollen wir jetzt reden, ich meine, über letzte Woche?«, fragte er, als sie irgendwann erschöpft nebeneinanderlagen, und sie antwortete: »Das Arbeiten fühlt sich noch ein bisschen seltsam an, aber es wird schon werden.«
    »Das meine ich nicht«, sagte er.
    »Ich auch nicht«, flüsterte sie.
    Und da war wieder so ein Moment.
    Und weil es schon der zweite Moment dieser Art war, überlegte sie kurz, ob sie ihm nicht doch sagen sollte, was passiert war, aber dann standen sie wieder auf, zogen sich an und gingen ins Kino, in ein Restaurant und danach wieder zu Paul. Und im Schlaf verbündeten sie sich heimlich gegen die Unwiederbringlichkeit, jeder für sich, und morgens beim Frühstück fühlte es sich so an, als wäre es möglich, als führte das alles in eine gemeinsame Zukunft. Und vielleicht tat es das sogar.
    Als sie sich verabschiedeten, gab Paul ihr einen grünen Apfel mit auf den Weg und fragte: »Darf ich dich Montag nach der Arbeit mal in Kapitän Nemos Wohnung besuchen?«
    Sie nickte und hielt den Apfel fest in der Hand.
    Auf dem Weg zurück beschloss sie, dass sie nicht verstehen musste, warum sie so war, wie sie war, warum das Leben der Wünsche für sie realer war als äußerlich sichtbare. Horowitz hatte recht: Ob sie sich was vormachte oder nicht, konnte sowieso kein Mensch entscheiden. Wenn ihre Schwester sich treu bleiben und an Fakten glauben wollte, sollte sie das ruhig tun. Und wenn sie selbst sich ihr Leben immer wieder neu zurechtlegen wollte, dann war das genauso legitim. Man durfte nur nicht anfangen, an seiner Version zu zweifeln, denn dann geriet man in Teufels Küche. Also würde sie sich jetzt dafür entscheiden, mit Paul eine Beziehung zu führen – samt Ausflügen und Äpfeln.

21
    Vormittags. Horowitz und Sibylle gingen in dicken Mänteln die Chausseestraße entlang.
    »Hast du deine Schwester jetzt endlich angerufen?«, fragte sie.
    »Ja«, sagte Horowitz.
    »Und?«
    »Sie hat uns morgen zum Tee eingeladen.«
    »Phantastisch!«, rief Sibylle aus. »Warum erzählst du mir das erst jetzt?«
    »Weil es in die Hose gehen wird«, sagte Horowitz, »meine Schwester hasst mich.«
    »Lass mich nur machen«, sagte Sibylle. »Wenn du wüsstest, was Frauen bewegen können, wenn sie das Gefühl haben, sich solidarisieren zu müssen. Dann können sie Berge versetzen. Wohin gehen wir eigentlich?«
    »In mein Café«, sagte Horowitz.
    Horowitz lotste Sibylle in das Café der schönen Schwedin. Dort saßen ganz ähnliche Gestalten wie an dem Tag, als er das erste Mal hier gewesen war, und er erkannte die Max-Weber-Leserin mit dem akkuraten Pony, die ihn grüßte, als er mit Sibylle den Laden betrat. Horowitz grüßte zurück und hielt einen Moment inne. Die schöne Schwedin war nirgends zu sehen. Sie nahmen gerade auf den blau-weiß gestreiften Kissen auf dem Fensterbrett Platz, als plötzlich die Tür aufgestoßen wurde und ein junger Mann mit kinnlangen Locken, einem gelb-weiß gestreiften Sweatshirt, Turnschuhen und einer Zigarette im Mundwinkel eine Kiste Milch hereinschleppte, als handelte es sich um ein Surfbrett. Er stellte die Kiste mit einem Stöhnen hinter dem Tresen ab, wischte sich die Hände an einem Küchentuch ab, das er sich kurzerhand an die Jeans knotete, und fragte Horowitz und Sibylle dann, was sie gerne hätten.
    »Wo ist denn…?«, fragte Horowitz.
    »Anna?«
    Horowitz nickte zögerlich.
    »Anna hat mich sitzenlassen. Ich muss den Kaffee jetzt selbst kochen, obwohl ich gerade einen zweiten Laden aufmache und dafür keine Zeit habe, keine Zeit und keine Lust.« Er drückte seine Zigarette aus. »Was kann ich euch denn machen?«
    »Zwei Milchkaffee, bitte«, sagte Horowitz.
    Als der Cafébesitzer eine Milchtüte aufriss, sagte Sibylle: »Ich könnte das doch… Ich meine, ich könnte Ihren Laden hier schmeißen. Habe gerade sowieso nichts zu tun, und Kaffee kochen kann ich allemal.«
    Der Cafébesitzer schaute sie erstaunt an, dann öffnete sich sein Blick und er fragte: »Meinen Sie das ernst? Könnten Sie denn gleich anfangen, jetzt gleich? Ich hab die Schnauze voll von den jungen Mädels, die bei jedem Wehwehchen eine Stunde zu spät kommen und sich über Nacht absetzen. Wollen Sie wirklich?«
    »Probieren wir’s aus!«, sagte Sibylle. »Wie funktioniert denn die Maschine?«
    Der Mann winkte Sibylle um den Tresen herum und zeigte ihr mit ein paar Handgriffen, was zu tun war, wo die Milch, die Croissants und Muffins standen und wie die Kasse funktionierte. Dann

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