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34 Meter über dem Meer - Reich, A: 34 Meter über dem Meer

34 Meter über dem Meer - Reich, A: 34 Meter über dem Meer

Titel: 34 Meter über dem Meer - Reich, A: 34 Meter über dem Meer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annika Reich
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gerade, ob wir nicht ein großes Weihnachtsfest zusammen feiern sollen? Wer weiß, wie lange ich die Wohnung noch habe… Mit deinem Sohn und den Kindern meiner Schwester und meiner Schwester und ihrem Mann? Meine Schwester ist sicher froh, nicht alles organisieren zu müssen, und dein Sohn ist doch dieses Jahr Weihnachten bei dir, oder nicht?«
    »Hm«, sagte Paul und schaute sie ungläubig an, die immer noch unverändert auf dem Rücken lag.
    »Also, dann machen wir doch ein großes Fest. Mit einem Karpfen oder gleich mehreren und Plätzchen und Kugeln und schöner Musik und Kerzen und…«
    »…dir?«, fragte Paul.
    Ella schob die Schlafbrille nun auf die Stirn, richtete sich auf, nahm sein Gesicht in beide Hände und küsste ihn lange und sanft auf die Lippen.
    »Und mir«, sagte sie, legte sich wieder hin und schob den türkisblauen Samt wieder zurück auf die Augen.
    »Danach darfst du mich auch verlassen«, sagte sie plötzlich ganz und gar unvermittelt.
    »Dich verlassen? Wie kommst du denn darauf?«
    »Oder deine Frau küssen auf offener Straße«, sagte sie, und ihr Mund lächelte, während ihre Augen immer noch unter der Schlafbrille verborgen waren, »aber nur einmal und nie wieder so lang wie beim letzten Mal.«
    »Ich…, mir…« Paul stockte der Atem.
    Er hatte nicht mehr damit gerechnet, dass sie ihn je darauf ansprechen würde.
    »Irgendwann musste ich es ja mal ansprechen«, sagte Ella.
    »Oh, Gott, Ella. Ich dachte immer, du wolltest nicht darüber reden.«
    »Ich wollte auch nicht darüber reden, aber jetzt, wo wir zusammen Weihnachten feiern und du mich danach verlässt, dachte ich, können wir es ja vielleicht doch mal tun.«
    »Ella…«
    »Ich will mich gar nicht streiten.«
    »Könntest du bitte deine Schlafbrille abnehmen?«
    »Ich wollte es nur mal sagen«, sagte Ella und schob die Schlafbrille auf die Stirn.
    Ihr Blick flatterte. Leicht schien ihr das Gespräch nicht zu fallen, auch wenn sie es so aussehen lassen wollte, dachte Paul.
    »Ich verstehe dich nicht. Ich verstehe nicht, warum du nie was gesagt hast, ich verstehe nicht, warum wir uns nie darüber gestritten haben, warum wir uns sowieso nie streiten, warum du mir nie sagst, was dich an mir stört. Ich weiß nicht, ob das auf Dauer gutgehen kann. Manchmal wünschte ich mir, du würdest wenigstens versuchen, etwas an mir zu verändern, dann könnten wir uns wenigstens mal streiten.«
    »Ich kann das nicht«, sagte Ella.
    »Ja, und weißt du, warum? Weil Streit zur Wirklichkeit gehört, und von der willst du offenbar nichts wissen.«
    »Sie beißt.«
    »Die Wirklichkeit beißt?«
    Ella nickte.
    Paul lachte.
    Dann schwiegen sie.
    »Manchmal verstehe ich dich einfach nicht«, sagte Paul.
    »Da haben wir was gemeinsam«, sagte Ella, wendete sich ihm zu und drückte ihr Gesicht an seinen Hals.

23
    Horowitz’ Schwester versuchte ihr Staunen zu verbergen, als Horowitz mit Sibylle im Schlepptau ihre Wohnung betrat.
    »Sagen Sie bloß, er hat Ihnen verschwiegen, dass er nicht allein kommt?«, fragte Sibylle und schaute Horowitz streng an.
    »Kein Wort«, sagte Horowitz’ Schwester.
    »Das sieht ihm ähnlich«, sagte Sibylle. »Dann möchte ich mich in aller Form bei Ihnen für diesen Überfall entschuldigen.«
    »Schon gut«, sagte Horowitz’ Schwester und servierte den Tee.
    »Der schmeckt aber gut«, sagte Sibylle. »Eine Wohltat! Da haben Sie Ihrem Bruder was voraus, sein Tee schmeckt wie Hafenmole.«
    Horowitz’ Schwester schaute ihren Bruder mit einem Blitzen in den Augen an: »Das kann man wohl sagen. Teekochen kann er nicht.«
    »Hat er Ihnen überhaupt etwas von uns erzählt?«
    Horowitz’ Schwester schüttelte den Kopf und schaute ihren Bruder dabei eindringlich an.
    »Dann hat er Ihnen wahrscheinlich auch noch nicht erzählt, wie wir uns kennengelernt haben, dass uns Professor Heinzmann bekannt gemacht hat?«
    »Professor Heinzmann?«, fragte Horowitz’ Schwester, und Horowitz schaute Sibylle fassungslos an.
    »Das muss dir nicht peinlich sein«, sagte Sibylle in Horowitz’ Richtung. »Ja, Heinzmann ist ein bedeutender Historiker. Er hat mir von den Forschungen Ihres Bruders berichtet und davon, dass er kurz davor ist, sein Werk endlich zu vollenden, von dem sich die internationale Forschungsgemeinschaft den entscheidenden Impuls für eine Wiederbelebung der Naturgeschichte erwartet.«
    Horowitz starrte Sibylle nun ganz unverhohlen an.
    Horowitz’ Schwester goss Sibylle Tee nach.
    »Und Ihr Bruder hat mir auch erzählt,

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