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34 Meter über dem Meer - Reich, A: 34 Meter über dem Meer

34 Meter über dem Meer - Reich, A: 34 Meter über dem Meer

Titel: 34 Meter über dem Meer - Reich, A: 34 Meter über dem Meer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annika Reich
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dass er das alles Ihnen zu verdanken hat, dass er es ohne Ihre Unterstützung niemals so weit gebracht hätte, und was Sie alles dafür geopfert haben. Ich weiß, ehrlich gesagt, nicht, ob ich so selbstlos gewesen wäre…«
    Horowitz’ Schwester schaute Horowitz an, Horowitz schaute seine Schwester an.
    »Jetzt sagen Sie bloß…«, sagte Sibylle und wendete sich empört Horowitz zu: »Jetzt sag bloß nicht, dass du deiner Schwester dafür nicht gedankt hast.«
    Horowitz wand sich: »Doch, doch, hab ich, aber vielleicht…«
    »Vielleicht?«, fragte Sibylle.
    »Vielleicht nicht genug«, sagte Horowitz kleinlaut.
    Horowitz’ Schwester stand plötzlich auf und ging aus dem Raum.
    Sibylle zwinkerte Horowitz zu, Horowitz starrte sie an und flüsterte: »Bist du wahnsinnig? Was soll das hier werden?«
    In dem Moment kam Horowitz’ Schwester mit einer Kuchenplatte zurück ins Zimmer und fragte mit einer etwas weicheren Stimme: »Und Sie? Wir reden die ganze Zeit nur über den Herrn Meeresforscher. Dabei interessieren Sie mich doch viel mehr. Darf ich denn fragen, was Sie machen?«
    »Ach, nichts Besonderes«, sagte sie, »ich leite ein kleines Café. Früher war ich Übersetzerin für Arabisch, aber wie das Leben so spielt…, da ist vieles schiefgelaufen, und man muss ja auch überleben mit zwei Kindern, und wir Frauen sind ja viel pragmatischer, und deswegen hab ich eben umgesattelt und leite jetzt dieses kleine Café.«
    »Kuchen?«, fragte Horowitz’ Schwester.
    »Gern«, sagte Sibylle, und Horowitz nickte.
    Horowitz’ Schwester verteilte den Kuchen, und als sie die ersten paar Bissen gegessen hatten, fragte Sibylle: »Haben Sie Kinder?«
    »Ich habe einen Sohn, aber der… na ja, der macht mir, ehrlich gesagt, nur Sorgen.«
    »Er ist Künstler«, sagte Horowitz.
    »Ja, ja«, sagte seine Schwester, »Künstler – dass ich nicht lache! Und Sie? Haben Sie Kinder?«
    »Ich habe zwei Töchter, und was soll ich sagen? Auch nicht gerade ein Zuckerschlecken mit den beiden.«
    »Wissen die etwa auch nichts mit sich anzufangen?«
    »Mit sich vielleicht, aber nicht mit mir«, sagte Sibylle und zuckte mit den Schultern. »Ich darf die Kinder meiner älteren Tochter, meine eigenen Enkelkinder, nur jeden ersten Montag im Monat sehen. Können Sie sich so etwas vorstellen? Und meine jüngere Tochter lässt mich gar nicht mehr in ihre Wohnung.«
    »Sie Arme! Das klingt ja wirklich furchtbar. Na ja, ich verstehe diese Generation sowieso nicht mehr. Sie hat überhaupt keinen drive , denkt dauernd über sich selbst nach und verzettelt sich dabei komplett. Wenn ich mir die Generation ansehe, dann denke ich, Menschen brauchen ganz offensichtlich Probleme, denn kaum haben sie keine mehr, machen sie sich welche. Ach, da fällt mir ein«, sagte Horowitz’ Schwester und wendete sich ihrem Bruder zu: »Ich habe neulich eine junge Frau in deiner Wohnung getroffen, mit der hab ich darüber nämlich auch gesprochen. Sie meinte, sie habe mit dir ihre Wohnung getauscht. War das ein Witz?«
    »Nein«, sagte Sibylle und schüttelte den Kopf, »das war meine jüngere Tochter.«
    »Ihre Tochter?«, fragte Horowitz’ Schwester. »Wie kommt das denn zustande? Ihre Tochter?«
    »Meine Tochter«, sagte Sibylle, »Ella, die Jüngere.«
    »Um die machen Sie sich Sorgen? Die hat zwar was komplett Nutzloses studiert, das hab ich ihr auch gleich gesagt, aber ansonsten ist sie doch ziemlich gelungen, wenn mich nicht alles täuscht. Wir haben uns jedenfalls glänzend unterhalten. Jetzt verstehe ich nur nicht, wie das alles zusammenhängt: Sie, Ihre Tochter, dieser Professor, den Sie vorhin erwähnten, und der Wohnungstausch?«
    »Das ist eine lange Geschichte«, wiegelte Sibylle ab, während Horowitz langsam ins Schwitzen geriet, »aber bevor ich Ihnen die erzähle, wollte ich Sie noch etwas ganz anderes fragen. Von Frau zu Frau, von Mutter zu Mutter, ganz direkt und auf die Gefahr hin, dass Sie mich sofort aus der Wohnung schmeißen, wofür ich Verständnis hätte, größtes Verständnis!«
    Horowitz’ Schwester lehnte sich zurück und schaute Sibylle gespannt an.
    »Ihr Bruder«, fuhr Sibylle fort, »hat mir gestanden, dass er sein Vermögen durchgebracht hat und mehr oder weniger auf dem Trockenen sitzt.«
    »Ach?«, sagte Horowitz’ Schwester.
    »Ja, und auch wenn ich weiß, dass Sie allen Grund hätten, nichts mehr in jemanden zu investieren, der es Ihnen noch nie gedankt hat, wollte ich Sie doch um genau das bitten und Sie fragen, ob sie bereit

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