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34 - Sendador 01 - Am Rio de la Plata

34 - Sendador 01 - Am Rio de la Plata

Titel: 34 - Sendador 01 - Am Rio de la Plata Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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einen tiefen, ruhigen Schlaf gefallen. Die Bewohner des Rancho waren dann bei ihrer täglichen Beschäftigung, und mich nahm der Bruder mit hinaus ins Freie, um mir die zum Rancho gehörigen Umzäunungen zu zeigen. Dann saßen wir rauchend miteinander auf der Bank vor der Tür. Bis jetzt war kein Wort über den Sterbenden gefallen. Auch über sich selbst machte Frater Hilario keine Bemerkung, obgleich ich neugierig war, etwas Näheres zu hören. Natürlich vermied ich es, eine Frage auszusprechen. Nur das eine bemerkte ich, daß er eine ziemlich große Bildung besaß. Die Unterhaltung spann sich anfangs eigentlich nur um mich und meine Erlebnisse und Reiseabsichten. Als er hörte, wen ich in Tucuman besuchen wollte, sagte er überrascht:
    „Señor Pena? Wie haben Sie diesen kennengelernt?“
    „Ich traf ihn vor zwei Jahren in Mexiko und hörte von ihm, daß er sich nach dieser Zeit in Tucuman befinden werde.“
    „Ganz recht. Sie werden ihn dort treffen. Er wohnt gegenwärtig in Tucuman, wo er sich zu neuen Ausflügen vorbereitet. Gehen Sie direkt dorthin?“
    „Nein. Wir wollen vorher nach dem Gran Chaco.“
    „Ah, das ist mir interessant, Señor. Ein solches Zusammentreffen ist ganz unerwartet. Ich will nämlich auch nach dem Chaco und dann nach Tucuman.“
    „Wirklich? Dann wäre es herrlich, wenn wir zusammen reisen könnten.“
    „Es ist möglich. Wann brechen Sie auf?“
    „In ganz kurzer Zeit, in nur einigen Tagen.“
    „Ich ebenso. Ich würde mich Ihnen sehr gern anschließen, wenn ich wüßte, daß ich Ihren Gefährten willkommen sei. Wer reitet mit?“
    „Señor Monteso mit noch fünf seiner Gefährten. Die Leute werden nicht nur nichts gegen Ihren Anschluß haben, sondern sich herzlich über denselben freuen.“
    „Aber, was wollen diese Yerbateros in Gran Chaco? Sie können doch reichlich Tee in anderen Gegenden finden, welche weit weniger gefährlich sind.“
    „Dieses Mal reisen sie nicht als Teesucher, sondern in anderer Eigenschaft.“
    „Wohl ein Geheimnis?“
    „Eigentlich, ja. Ist dieser Gran Chaco wirklich so gefährlich, wie Ihre Worte vermuten lassen, Frater Hilario?“
    „Ja. Ihnen freilich wird er nicht so gefährlich erscheinen. Wer, wie Sie, sich mit den Rothäuten und wilden Tieren des Nordens herumgeschlagen hat, der wird meinen, über den Gran Chaco lächeln zu können. Er hat indessen ebensoviele und große Gefahren, wie die Savanne oder die Wüste.“
    „Sie meinen die wilden Tiere?“
    „Nun, der Jaguar ist freilich kein bengalischer Tiger, ebenso wie der Puma nicht mit dem afrikanischen oder asiatischen Löwen zu vergleichen ist; aber beide sind doch gefährlich genug. Am meisten sind indessen die Wilden zu fürchten, welche sich mit der Unhörbarkeit einer Schlange zu bewegen verstehen!“
    „Das verstehe ich auch.“
    „Das möchte ich bezweifeln, natürlich, ohne Sie beleidigen zu wollen.“
    „So wette ich mit Ihnen. Es soll finster sein. Sie sitzen hier auf dieser Bank, und ich stehe draußen vor dem Tor. Es ist Nacht. Kein Lüftchen regt sich, und man möchte darauf schwören, das geringste Geräusch hören zu können. Dennoch komme ich herein und setze mich hierher neben Sie. Wenn Sie nicht gerade an mich stoßen, sollen Sie gar nicht ahnen, daß jemand neben Ihnen sitzt.“
    „Señor, Ihre Worte in Ehren, aber das glaube ich nicht!“
    „Sie werden es glauben lernen, da wir ja miteinander reisen. Ich denke, daß es da Gelegenheit geben wird, Ihnen zu beweisen, daß ich gar nicht zuviel gesagt habe.“
    „Aber, wie wollen Sie herein? Das Tor ist ja verschlossen!“
    „Ich steige über mit Hilfe des Lasso, dessen Schlinge ich nach oben werfe.“
    „Dann mag es möglich sein. Aber das ist auch der einzige Punkt, an welchem Sie herein könnten.“
    „Ich komme überall durch.“
    „Auch durch den Kaktus?“
    „Ja. Er mag noch so dicht oder voller Stacheln sein. Ich schneide mir ein Loch durch die Hecke. An die Schärfe und Festigkeit meines Bowiemessers kommt keine Ihrer Macheten.“
    „Señor, dann sind Sie ja ein ganz gefährlicher Mensch! Sie haben alles Talent zu einem Einbrecher. Aber selbst wenn Sie hier eingestiegen wären, würde ich Ihre Annäherung hören.“
    „Machen wir einen Versuch?“
    „Er könnte nicht gelingen. Denken Sie nur, daß ich jeden Schritt ihrer Riesenstiefel hören müßte, selbst wenn Sie noch so leise aufzutreten suchten.“
    „Warten Sie es ab! Wir haben zwar keine ägyptische Finsternis, aber Abend ist es doch und

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