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34 - Sendador 01 - Am Rio de la Plata

34 - Sendador 01 - Am Rio de la Plata

Titel: 34 - Sendador 01 - Am Rio de la Plata Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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leidlich dunkel. Ich werde mich nach jener Ecke, da rechts, entfernen. Sie legen Ihren Hut hier neben sich auf die Stelle, an welcher ich jetzt sitze. Ich komme und hole ihn, ohne daß Sie es bemerken.“
    „Ja, tun Sie es! Aber fertig bringen Sie es nicht.“
    „Ich bringe es, obgleich sich der Hut viel leichter holen läßt, wenn der Besitzer nichts davon weiß. Ich mache aber natürlich die Bedingung, daß Sie ihn nicht festhalten.“
    „Das versteht sich!“
    „Sobald Sie merken, daß ich da bin und ihn wegnehme, sagen Sie es; aber nach dem Hut dürfen Sie dabei nicht greifen. Von dem Augenblick meiner Entfernung an bis zum Ende des Versuches dürfen Sie ihn nicht berühren. Sobald Sie aber merken, daß ich da bin, sagen Sie es, und ich habe verloren.“
    „Gut! Die Sache ist interessant. Ich werde natürlich aufpassen wie eine Eule auf die Fledermäuse.“
    Er saß zu meiner Rechten. Ich stand auf, und er legte seinen Hut auf meinen Platz. Es war so dunkel, daß er ihn nicht sehen konnte. Der Mond kam erst später. Der Hut lag ihm zur Linken, und ich ging nach der Ecke, welche zu seiner rechten Hand lag. Also mußte ich an ihm vorüber, wenn ich den Hut holen wollte. Das sagte er sich, und darum war er sicher, daß er mich ertappen werde. Ich aber war ganz anderer Meinung. Ich ging zwar mit lauten Schritten nach rechts hin, mußte aber von seiner linken Seite herkommen, um den Hut zu erhalten. Darum war ich gezwungen, einen Umweg zu machen und mich am Tor vorüber und den Zaun entlang nach der linken Ecke schleichen. Dies tat ich denn auch, indem ich mich lang am Boden ausstreckte und nur auf den Fingern und Fußspitzen ging. Das war ganz leicht. Der Boden war sandig und feucht; es gab nicht das geringste Geräusch.
    Um ihn nun zu täuschen, als ob ich wirklich von rechts komme, und um seine ganze Aufmerksamkeit dorthin zu lenken, nahm ich alle drei oder vier Schritte ein Sandsteinchen auf und warf es nach dieser Richtung. Er hörte das und freute sich darauf, mich abfassen zu können, denn er glaubte, daß mein Heranschleichen dieses Geräusch verursache. Auf diese Weise erreichte ich seine linke Seite und kam an die Bank. Ich hätte den Hut nehmen können, machte mir aber das Vergnügen, noch einige Steinchen über ihn weg zu werfen. Er drehte sich ganz nach der rechten Seite, denn er glaubte mich nahe. Das gab mir Gelegenheit, den Hut zu ergreifen und mich wieder auf den Platz zu setzen, den ich vorher eingenommen hatte. Er lauschte angestrengt, doch ließ sich nichts mehr hören.
    „Sie warten wohl immer noch auf mich?“ fragte ich.
    Er fuhr ganz erschrocken herum.
    „Ist es möglich! Sie sind da? Ich hörte doch nichts!“
    Ich beschrieb ihm, wie ich es gemacht hatte, behielt aber dabei seinen Hut in der Hand und schlang mir den Lasso von der Hüfte los. Während ich sprach, band ich das eine Ende des letzteren an das Hutband fest.
    „Ja, wenn Sie es in dieser Weise gemacht haben!“ meinte er. „Da bringe ich es auch fertig!“
    „Jetzt bin ich es, welcher zweifelt. Mich würden Sie nicht täuschen.“
    „O doch!“
    „Nein. Ich würde das Geräusch eines geworfenen Sandkornes von demjenigen eines Menschenschrittes sofort unterscheiden. Übrigens wirkt jede List dadurch, daß nur der sie kennt, welcher sie ausübt. Darum ist man im Leben der Wildnis gezwungen, stets neue Listen zu entdecken.“
    „Mit einer zweiten würden Sie mich nicht täuschen.“
    „Wollen wir es versuchen, Frater Hilario?“
    „Ja, ich bitte Sie darum.“
    „Nun gut. Aber passen Sie genau auf!“
    „Daran soll es nicht fehlen. Wenn Sie auch jetzt Erfolg haben, gebe ich zu, daß Sie der beste Jäger sind, den ich gesehen habe.“
    „Schön. Hier ist Ihr Hut. Ich stehe auf und lege ihn wieder an dieselbe Stelle, an welcher er vorhin lag und ich jetzt gesessen habe. Wollen Sie sich überzeugen, daß er da liegt!“
    Ich hatte den Hut wirklich hingelegt und trat vier oder fünf Schritte von der Bank zurück, indem ich aber den Lasso in der Hand behielt.
    „Er liegt da“, sagte er, ohne sich zu rühren.
    „Überzeugen Sie sich besser, denn Sie sehen ihn ja nicht. Fühlen Sie danach!“
    Er tat es.
    „Ja, hier liegt er. Es ist gewiß.“
    Es war gewagt von mir, ihn nach dem Hut greifen zu lassen. Wenn er den Lasso berührte, war der Streich verraten. Glücklicherweise geschah dies nicht.
    „Passen Sie also auf!“ fuhr ich fort. „Ich werde wieder nach derselben Ecke rechts gehen. Sie berühren den Hut nicht,

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