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34 - Sendador 01 - Am Rio de la Plata

34 - Sendador 01 - Am Rio de la Plata

Titel: 34 - Sendador 01 - Am Rio de la Plata Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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welchem wir absteigen könnten. Ein wenig zur rechten Hand von unserer Richtung sahen wir einen dünnen, leichten Rauch aufsteigen. Es roch brenzlich in der Luft.
    „Dort liegt eine Meierei“, sagte der Bruder. „Ich möchte behaupten, daß man sie von hier aus sehen müsse. Der Rauch kommt mir verdächtig vor. Es wird den braven Leuten doch nicht ein Unglück geschehen sein!“
    „Kennen Sie den Besitzer?“ fragte ich.
    „Ja. Es ist ein alter Señor mit einer sehr ehrwürdigen Señora, die einen einzigen Sohn und vier Gauchos haben. Er ist bekannt als Züchter der besten Pferde. Er sucht eine Ehre darin. Die Gegend ist hier einsam, und es gibt im weiten Umkreise keine Siedlung. Sollte das Gebäude abgebrannt sein? Lassen Sie uns hinreiten!“
    Nach wenigen Minuten konnten wir sehen, daß es allerdings ein Schadenfeuer gegeben hatte. Die Wände waren eingestürzt und bildeten einen nur noch leicht rauchenden Trümmerhaufen. Die Korrals waren leer, und nur hie und da sah man in der Ferne ein weidendes Rind, welches vor dem Rauch geflüchtet zu sein schien. Pferde aber sah man nicht ein einziges Stück.
    „Da ist ein Überfall geschehen!“ rief der Bruder. „Sollten sich die Bolamänner hier befunden haben?“
    „Warum ein Überfall?“ fragte ich.
    „Weil die Tiere fort sind.“
    „Sie sind vor dem Feuer entflohen.“
    „O nein. Sehen Sie sich doch diese starken Kaktushecken an, durch welche zu dringen selbst der wildeste Stier sich hüten wird. Sie hätten nicht heraus gekonnt, sondern man hat die Tiere herausgejagt. Die Umzäunungen sind ja geöffnet. Ich ahne Unheil. Machen wir, daß wir zu der Brandstätte kommen!“
    Als wir dort anlangten, sahen wir, daß alles verbrannt und wohl nichts gerettet worden war. Mit einigen Stangen, welche wir fanden, stocherten wir in der noch heißen Asche und fanden zu unserer Beruhigung keine Überreste menschlicher Körper.
    „So müssen wir weitersuchen“, meinte der Frater. „Zerstreuen wir uns zunächst in die Korrals. Vielleicht entdecken wir wenigstens eine Spur.“
    Dieser Weisung wurde gefolgt. Die Yerbateros ritten nach den entfernteren Einfriedigungen, und wir andern suchten zu Fuß die näher liegenden ab. Bald vernahmen wir einen lauten Ruf. Die Yerbateros schienen etwas gefunden zu haben, und wir eilten zu ihnen. Wir fanden sie beschäftigt, mehrere Personen zu befreien, welche mit Lassos tief in eine stachelige Hecke gezogen und dort festgebunden worden waren. Es war der alte Besitzer der Meierei mit seiner Frau und drei Gauchos. Sie waren von den Stacheln verletzt, und besonders die beiden ersteren befanden sich in einem sehr erschöpften Zustand. Wasser war für sie die Hauptsache. In der Nähe des Hauses befand sich ein Ziehbrunnen, fast ganz so angelegt, wie man sie in der ungarischen Pußta zu sehen bekommt. Dorthin schafften wir die fünf Personen, welche wir mehr tragen als führen mußten. Die beiden alten Leute waren vollständig ermattet, und selbst die kräftigen Gauchos konnten nur mit Mühe gehen. Sie wollten uns erzählen, was gesehenen war; wir baten sie aber, jetzt noch zu schweigen und sich erst zu kräftigen.
    Das Wasser tat die gewünschte Wirkung. Bei den Gauchos waren es nicht der Schreck, die Angst und der Durst allein, durch welche sie so ermattet worden waren. Wir bemerkten bald, daß sie schwere körperliche Mißhandlungen erduldet hatten. Die Alten saßen still da, die Blicke traurig auf die Trümmer des Hauses gerichtet, sie sagten nichts; der Mann stieß zuweilen einen tiefen Seufzer aus, und die Frau weinte leise vor sich hin. Die drei Peons oder Gauchos aber erhielten sehr bald die Fähigkeit zurück, ihrem Zorn in den kräftigsten Ausdrücken Luft zu machen. Nur die Gegenwart des Bruders, dessen Kleidung ihn kennzeichnete, hielt sie ab, allzu drastisch zu werden.
    „Bitte, nicht fluchen!“ sagte er. „Das kann die Sache nicht besser machen. Ihr seid wohl erst seit kurzer Zeit hier, denn ich habe euch noch nie gesehen. Der Señor und die Señora aber kennen mich; sie wissen, daß ich Hilfe bringen werde, wenn dieselbe überhaupt möglich ist.“
    „Hilfe?“ lachte einer der Gauchos. „Woher soll die kommen? Man hat das Haus in Brand gesteckt und dann alle unsere Pferde davongeführt.“
    „Wer ist's gewesen?“
    „Eine Bande von Freibeutern war es, die sich für Regierungstruppen ausgab.“
    „Eben diese Leute suchen wir. Wohin sind sie?“
    „Das wissen wir nicht. Sie sind von hier aus südwärts

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