34 - Sendador 01 - Am Rio de la Plata
derbe Fußtritte, bekümmerte sich dann aber nicht mehr um ihn.
Nun sollte der Bruder aufbrechen, um anzugeben, in welcher Weise die Auslieferung der Pferde erfolgen sollte.
„Das ist eine heikle Sache“, sagte er. „Es kann sehr leicht zu Tätlichkeiten kommen.“
„Nein“, antwortete ich. „Es wird möglich sein, dieselben zu vermeiden, wenn wir den Major nicht sofort freilassen, nachdem wir die Tiere empfangen haben.“
„Man wird nicht damit einverstanden sein.“
„O doch. Der Major hat den Befehl gegeben, daß Ihren Weisungen Gehorsam zu leisten sei.“
„Das ist wahr; ich dachte nicht daran.“
„Die Pferde werden zu einer Tropa zusammengebunden. Nur vier Männer dürfen sie bringen, und zwar auch nur dahin, wo wir gestern standen, als Monteso mit seinem Neffen floh. Dort stehen wir alle und nehmen die Tiere in Empfang. Der rechtmäßige Besitzer derselben ist hier. Er mag untersuchen, ob es die richtigen sind, was er am Brandstempel erkennt. Sind sie es, so bricht er sogleich mit ihnen auf, und dann lassen wir den Major frei.“
„Wenn dieser ihn nun verfolgt?“
„Das können wir leicht verhüten. Seine Leute müssen im Gänsemarsch durch den Sumpf reiten. Wenn wir uns ihnen in den Weg legen, können sie doch nicht fort.“
„Gut! Wir lassen sie überhaupt nicht anders fort als auf dem Floß.“
„Gewiß. Das ist so ausgemacht. Doch auch da traue ich ihnen nicht ganz, denn sie können mit Hilfe des Floßes wieder an dieses Ufer zurück, um uns zu überfallen.“
„Zuzutrauen ist es ihnen, denn sie werden nach Rache dürsten. Aber wir können ja aufpassen, ob sie drüben aussteigen.“
„Ist es möglich, das andere Ufer zu sehen?“
„Hier an dieser Stelle, ja. Auch haben Sie doch ein Fernrohr bei sich. Wenn sie an das jenseitige Ufer gehen und das Floß weiter lassen, so haben wir von ihnen nichts zu befürchten.“
„Davon bin auch ich überzeugt. Wollen Sie also jetzt zu den Leuten gehen, Bruder Hilario?“
„Ja.“
„Wir werden Ihnen nach einiger Zeit folgen, um die Pferde an der angegebenen Stelle zu erwarten. Der Estanciero wird bei dem Major bleiben. Gehen Sie!“
Zehn Minuten folgten wir andern alle ihm. Er hatte seine Aufgabe sehr gut gelöst, denn wir befanden uns noch gar nicht lange an dem bezeichneten Punkt, so kam er von der Halbinsel her, hinter ihm die Pferde, welche von nur vier Männern getrieben wurden. Die Tiere gingen eins hinter dem andern. Das folgende war immer an den Schwanz des vorangehenden gebunden. Diese halbwilden Tiere gehorchten hier ganz vortrefflich, denn sie hatten Angst vor dem sumpfigen Terrain. Als die Tropa bei uns anlangte, kehrten die vier schleunigst um. Ihre Kameraden standen drüben unter den Bäumen und sahen zu. Der junge Alquerío untersuchte die Pferde und erklärte dann, daß sie alle sein Eigentum seien.
Der junge Mann wußte nicht, wie er seinem Dank Worte geben solle. Wir versprachen ihm, auf seiner Alquería einzukehren, falls wir in der Nähe derselben vorüberkommen sollten. In diesem Fall sollte der Estanciero sein Geld zurückerhalten, welches nun doch nicht gebraucht wurde, da dem Schaden nun viel besser beigekommen war.
Wir warteten, bis die Tropa hinter den Büschen, durch welche der Indianer ihren Führer machte, verschwunden war, und kehrten zu unserem Versteck zurück. Der Major wurde nun von den Riemen befreit; nur die Hände blieben noch gebunden. Er erhielt ein Tuch um die Augen, denn er durfte den Weg nicht sehen, welcher zu uns führte, und dann brachten wir ihn nach derselben Stelle, an welcher wir die Pferde in Empfang genommen hatten. Dort nahm ich ihm die Binde ab und band ihm auch den Riemen los.
„So, jetzt sind Sie frei, Señor“, sagte ich. „Es ist nun alles in Ordnung.“
„Meinen Sie?“ antwortete er. „Ich denke da ganz anders. Wir haben eine bedeutende Abrechnung miteinander, Sie dreifacher Satan! Ich treffe Sie sicher, und dann werden Sie alles bezahlen.“
„Hoffentlich geht diese Ihre Erwartung nicht in Erfüllung.“
„Jedenfalls, jedenfalls, sage ich Ihnen!“ rief er, indem er mich mit seinem glühenden Blick fast verschlang.
„Es ist von Ihnen eine große Unvorsichtigkeit, das zu sagen, denn nun werde ich mich doppelt in acht nehmen.“
„Das hilft Ihnen gar nichts. Ich treffe Sie doch!“
„Nun, das könnte eben wohl nur hier geschehen! Wenn Sie irgendeine Heimtücke beabsichtigen, so werden wir gegen dieselbe gerüstet sein.“
„Hier? Halten Sie mich wirklich
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