34 - Sendador 01 - Am Rio de la Plata
für so dumm? Bleiben Sie nur noch kurze Zeit hier stehen, so werden Sie sehen, daß wir mit dem Floß an das Ufer gehen.“
„Um dann weiter unten wieder herüberzukommen! Nicht wahr? Ich vermute das.“
„Teufel! Sie täuschen sich sehr. Hier habe ich nichts mehr mit Ihnen zu schaffen. Aber später, Señor, später!“
„Pah, später!“
„Lachen Sie nicht! Denken Sie, ich habe nicht gehört, daß Sie auch über den Fluß wollen, nach dem Gran Chaco und dann nach Tucuman? Irgendwo da treffen wir uns.“
„Ist's so gemeint? Meinetwegen auch! Aber, lassen Sie sich sagen, daß ich Sie, wenn wir uns wieder einmal feindselig gegenüberstehen sollten, nicht so schonen werde wie bisher!“
Er schritt davon, indem er ein widerliches, höhnisches Gelächter ausstieß.
„Señor“, fragte Monteso, „soll ich ihm eine Kugel nachsenden?“
Es war sein Ernst.
„Nein, wir morden keinen.“
„Aber jetzt ist es noch Zeit. Später werden wir es bereuen!“
„Nehmen Sie das Gewehr nieder! Er ist die Kugel nicht wert.“
„Wie Sie wollen. Ich ahne aber, daß es besser wäre, wenn ich ihm eine gäbe!“
Wir lagerten uns unter den Bäumen, um die Bolamänner zu beobachten. Sie empfingen ihren Kommandanten still. Wir sahen, daß er unter sie trat und eine Weile zu ihnen sprach.
Dann wurden die Flößer losgebunden, auch mit ihnen sprach er eine ganze Weile. Die Leute holten ihre Pferde herbei und schafften sie mit allen ihren Sachen auf das Floß. Als die Halbinsel verlassen war, gingen wir hin.
Hinter ihr sahen wir das Floß vom Ufer gelöst und schon im Wasser schwimmen. Flößer und Soldaten standen an den Rudern und arbeiteten mit Anstrengung, um das Floß ohne viel Abdrift an das jenseitige Ufer zu bringen.
Wir gingen diesseits langsam stromabwärts und ließen es nicht aus den Augen. Es war freilich nicht leicht, diesem sumpfigen Ufer zu folgen. Von einer weit in das Wasser gehenden Landzunge aus sahen wir dann, daß das Floß drüben anlegte. Ich hatte mein Fernrohr mitgenommen und konnte alles beobachten. Die Reiter gingen an das Land und stiegen auf. Der Major gab den Flößern Geld, die Bezahlung für die Überfahrt; dann ritt er mit den Seinigen davon, und das Floß verließ das Ufer wieder, um nach der Mitte des Stromes zu lenken und die so gewaltsam unterbrochene Reise nun fortzusetzen.
Wir kamen wieder nach der Halbinsel del Jacaré und suchten dort nach etwa zurückgelassenen Gegenständen, fanden aber nichts. Der Kapitän hörte von dem Indianer, daß erst kurz nach Mittag ein talwärts gehendes Schiff zu erwarten sei. Infolgedessen bat Frick Turnerstick, noch nicht gleich aufzubrechen, falls wir dies beabsichtigen sollten. Wir waren gern bereit, seinen Wunsch zu erfüllen, denn ein halber Tag der Ruhe tat uns sehr not.
Außerdem gab es noch immer so viel zu erzählen, daß wir uns gern zusammensetzten, um uns gehörig auszusprechen.
Es wurde beschlossen, auf der Halbinsel zu lagern und dort ein gutes Frühstück zu halten. Das wurde getan. Auch unsere Pferde holten wir herbei.
Da ich aber doch dem Major nicht traute, so stellte ich eine Strecke flußabwärts von der Halbinsel eine Wache auf, welche von Halbstunde zu Halbstunde abgelöst werden sollte.
Wie der Yerbatero wieder in die Hände der Bolamänner gefallen war, läßt sich leicht denken. Er war sehr schlimm behandelt worden und brannte vor Begierde, dem Major später einmal zu begegnen. Sonst aber waren alle froh, daß das Abenteuer ein so gutes, zufriedenstellendes Ende gefunden hatte. Nur der Indianer war nicht so zufrieden wie die andern. Er fühlte noch immer Schmerzen im Unterleib und ging in seine Hütte, um sich dort niederzulegen und von seinem Weib einen heilsamen Trank brauen zu lassen. – – –
VIERTES KAPITEL
In der Höhle des Löwen
Wir hatten die Bolamänner am jenseitigen Ufer verschwinden sehen, und auch das Floß war fort; es war also wohl kein eigentlicher Grund zur Besorgnis vorhanden, und doch fühlte ich eine Unruhe, welche mich von dem Lagerplatz forttrieb. Ich stand auf und ging, um zu rekognoszieren, wobei ich mich hart am Ufer hielt. Ich konnte nichts Verdächtiges bemerken und kehrte nach etwas über einer halben Stunde um. Dabei war ich ganz ohne Ahnung, daß ich einem feindlichen Wesen begegnen könne, da gegen Süden der schon erwähnte Posten ausgestellt worden war, welcher ihre Annäherung unbedingt bemerken mußte. Ein Überfall konnte also hier unmöglich gelingen.
Indem ich so langsam
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