34 - Sendador 01 - Am Rio de la Plata
Bravo zur Seite. So gelangten wir in die Stube, denn die Tür führte aus dem Freien direkt in dieselbe. Ich hatte das erbeutete Messer bei mir und griff nach demselben. Die Sache kam mir verdächtiger vor, als sie war. Eine Art von Mißtrauen wollte sich auch gegen den Yerbatero in mir regen. Ich kannte ihn eigentlich noch gar nicht. Sein Benehmen ließ immerhin die Möglichkeit offen, daß er ein Mitglied der sauberen Bande sei. Aber mein Vertrauen wurde augenblicklich wieder hergestellt, als ich bemerkte, daß noch fünf Yerbateros hinter mir sich hereindrängten. Jeder von ihnen hatte sein Messer in der Hand. Das Haus hatte keine Glasfenster, und die Läden standen offen. Nur aus dem Parterre bestehend, war es durch eine dünne Wand in zwei Hälften geteilt. Die Verbindungstür war geschlossen. Auf einem in der Ecke stehenden Stuhl saß eine alte, sehr runzelige Frau, deren Augen mit sichtbarer Sorge auf den vielen Menschen ruhten, welche so unerwartet eingetreten waren. Einige am Boden liegende Strohmatten und ein Schemel, welcher als Tisch benutzt zu werden schien, bildeten das Meublement dieses Raumes.
Der Sobrino machte auch große Augen, als er die Yerbateros bemerkte.
„Wer sind Sie? Was wollen Sie? Wer hat Ihnen erlaubt, hier einzutreten?“ fragte er.
„Wir selbst“, antwortete Monteso. „Dieser Señor hat die Señorita beschützt, und wir beschützen ihn. So hängt einer am andern, und wir sind mit ihm gekommen. Wo befindet sich denn der liebe Pate mit seinem Sohn?“
„Jedenfalls hier nebenan“, antwortete das Mädchen schnell, auf die Verbindungstür zeigend. „Ich werde sie holen.“
„Ja, tun Sie das! Ich möchte die liebenswürdige Gesellschaft vollständig kennenlernen.“
Sie ging in den Nebenraum. Die Yerbateros standen unbeweglich an der Eingangstür; die Alte saß starr in ihrem Stuhl und sagte kein Wort; Mauricio Monteso musterte den Bravo mit einem verächtlichen Blick und fragte ihn:
„Haben wir uns nicht heute bereits getroffen, Señor? Sie standen doch in der Nähe des Geschäftes des Señor Tupido?“
„Es ist möglich, daß ich da vorübergegangen bin.“
„Nein, Sie standen wartend da. Und sodann hatten Sie sich um die Ecke der Plaza gegenüber der Confitería aufgestellt, sind durch mehrere Straßen bis zum Dom gegangen, in welchem Sie gewartet haben, bis das Orgelspiel zu Ende war.“
„Señor, was gehen Sie meine Spaziergänge an!“
„Sie interessieren mich außerordentlich, wenigstens heute haben sie das getan. So weiß ich auch, daß Sie dann bis an das Häuschen gegangen sind, in welchem der Organista wohnt. Und eigentümlich, daß überall, wo Sie gingen, gerade dieser Señor vor Ihnen ging! Und noch viel eigentümlicher, daß da, wo Sie gingen, ich mit diesen meinen Kameraden Ihnen folgte!“
„Ich habe mit Ihnen nichts zu schaffen!“
„Aber wir mit Ihnen. Leider war es uns nicht vergönnt, Ihnen bis zum Haus des Organisten zu folgen; wir wurden gestört. Glücklicherweise aber gelang Ihr Vorhaben nicht, welches Sie dort ausführen wollten. Dieser Señor bedurfte unseres Beistandes nicht, da er selbst auf seiner Hut war. Er begab sich zu Señor Tupido, und Sie hatten sich indessen hierher verfügt. Sie sprachen mit dem Bewohner dieses Häuschens und bemerkten nicht, daß ich draußen am Fenster stand und alles hörte.“
Der Bravo erbleichte.
„Was Sie mir da sagen, ist mir vollständig fremd“, wandte er ein. „Ich weiß von alledem kein Wort.“
„Leugnen Sie immerhin! Wir aber sind unserer Sache gewiß.“
„Ich bin erst vor einigen Minuten hier angekommen und vorher heute noch nicht dagewesen. Fragen Sie den Wirt, wenn er jetzt zurückkehrt!“
„Er ist bereits da, und wir haben ihn gefragt. Er liegt draußen neben dem Häuschen, denn er ist mit einem Lasso gebunden, und er hat uns alles eingestanden.“
„So ein Dummkopf!“
„O, wenn man Ihnen die Spitze eines guten Messers auf die Brust setzen würde, so glaube ich nicht, daß Sie klüger handeln würden. Und wenn Sie nicht gestehen, werden wir dieses Experiment versuchen.“
„So zeige ich Sie an und lasse Sie bestrafen!“
„Das werden Sie wohlweislich unterlassen, denn Sie wissen gar wohl, daß die Polizei keine allzu gute Freundin von Ihnen ist.“
Da hielt ich ihm sein Messer hin und fragte:
„Jedenfalls ist Ihnen dieses Messer wohl bekannt. Wollen Sie das leugnen?“
Er warf einen kurzen Blick darauf und antwortete:
„Das Messer habe ich noch nie gesehen. Lassen
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