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34 - Sendador 01 - Am Rio de la Plata

34 - Sendador 01 - Am Rio de la Plata

Titel: 34 - Sendador 01 - Am Rio de la Plata Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Sie mich mit Ihren Fragen in Ruhe!“
    Ich sah jetzt unter dem Kopftuch eine zerschundene Stelle seines Gesichtes.
    „Bei welcher Gelegenheit sind Sie hier blessiert worden?“ fragte ich ihn, indem ich auf die betreffende Stelle deutete. „Das ist wohl geschehen, als ich Sie an die Mauer des Hauses des Organista warf?“
    Jetzt wurde er grob:
    „Bekümmern Sie sich doch um Ihr eigenes Gesicht, für welches ich das meinige nicht umtauschen möchte! Sie haben nichts zu fragen, nichts zu sagen und nichts zu befehlen. Packen Sie sich fort, sonst werden Sie hinausgeworfen!“
    „Nachdem Sie mich vorher so höflich eingeladen haben!“
    „Das tat ich, weil ich Sie für einen Caballero hielt. Jetzt sehe ich ein, daß ich mich in Ihnen geirrt habe. Denken Sie nur nicht, daß ich mich vor Ihnen fürchte! Ich stehe nicht allein gegen Sie, sondern ich werde mir Hilfe holen.“
    Er öffnete die Nebentür und rief hinaus:
    „Komm heraus, Pate! Hier sind Leute, welche Fäuste oder Messer sehen wollen.“
    Anstatt des Gerufenen kam die Señorita herbei. Sie erklärte mit zufrieden lächelndem Gesicht:
    „Der Pate ist gar nicht mehr da. Als ich ihm sagte, welchen Besuch wir haben, ist er mit seinem Sohn durch das Fenster hinausgestiegen, denn er meinte, daß es nicht seine Leidenschaft sei, mit Yerbateros zu verkehren.“
    „Welche Feigheit! Durch das Fenster zu steigen und mich hier allein zu lassen! Aber ich fürchte mich dennoch nicht. Macht Platz, Leute! Wer mich anrührt, bekommt das Messer!“
    Er zog ein Messer hervor, welches er sich indessen wohl geborgt hatte, und wandte sich nach der Tür. Ich trat zurück, um ihn vorüber zu lasse. Das war eine Falle, in welche er lief, denn kaum wandte er mir den Rücken zu, so umfaßte ich ihn von hinten und drückte ihm die Arme fest an den Leib. Einer der Yerbateros schlang sich den Lasso von den Hüften und band den Bravo mit demselben. Der Kerl versuchte zwar, sich zu wehren, doch ohne allen Erfolg. Er schrie und schimpfte aus Leibeskräften, bis ihm der Mund mit seinem Kopftuch zugebunden wurde.
    Während wir uns mit ihm beschäftigten, sah ich, daß die liebenswürdige Señorita zur Tür hinausschlüpfte. Auch die alte Frau erhob sich von ihrem Stuhl und glitt mit einer Schnelligkeit hinaus, welche man ihr gewiß nicht zugetraut hätte. Die andern achteten nicht darauf. Ich hätte die beiden zurückhalten können, tat es aber nicht, da es mir keinen Nutzen bringen konnte.
    Als der Bravo gebunden war, sagte Monteso:
    „Nun haben wir auch diesen fest. Holt jetzt den anderen herein!“
    Zwei gingen hinaus, um diesen Befehl auszuführen. Ich freute mich im voraus auf die Gesichter, welche sie bei ihrer Rückkehr machen würden. Nach geraumer Zeit kamen sie wieder. Der eine von ihnen kratzte sich verlegen sein struppiges Haar und meldete:
    „Der Halunke ist fort. Wir haben die ganze Umgebung des Hauses durchsucht.“
    „Aber wir haben ihn doch ganz sicher neben die Mauer hingelegt, und er hat sich doch nicht von dem Lasso befreien können!“
    „So haben andere ihn von demselben befreit“, sagte ich. „Der Pate ist mit seinem Sohn entwichen; die Alte ist mir ihrer Enkelin auch fort. Diese vier Personen genügen wohl, einen Lasso aufzubinden.“
    „Alle Teufel! Sie sind fort?“ fragte er, nun erst nach den Frauen sich umschauend. „Das habe ich gar nicht bemerkt. Nun ist freilich der Kerl auch fort und mein Lasso mit ihm! Das hat man davon, wenn man nicht aufpaßt! Na, wenigstens haben wir diesen Halunken noch; er ist der Hauptkerl und soll nun auch für die andern zahlen. Was tun wir mit ihm, Señor?“
    Diese Frage war an mich gerichtet. Ich zuckte die Achsel.
    „Ich kenne die hiesigen Gesetze nicht und bin auch nicht der Richter, welcher ihm sein Urteil zu sprechen hat.“
    „Pah, Richter! Wollten wir diese Sache der Polizei und dem Gericht übergeben, so hätten wir tausend Scherereien. Wir müßten als Zeugen bis nach beendetem Prozeß hier bleiben und würden indessen von den Freunden dieses Kerls beiseite geschafft. Vielleicht käme die Behörde gar auf den Gedanken, uns alle einzusperren, damit wir uns ja nicht vorzeitig entfernen könnten. Ich kenne das. Nein, die Richter sind wir selbst. Das ist das Kürzeste und Beste. Und nach den Gesetzen oder nach dem Urteil, welches das Gericht fällen würde, frage ich auch nicht. Ich selbst mache das Gesetz. Im Urwald ebenso wie in der Pampa ist es Sitte, einen Mörder einfach für immer unschädlich zu machen. Man

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