34 - Sendador 01 - Am Rio de la Plata
ausbitten muß.“
„Ah so! Läuft es darauf hinaus! Es war unbrauchbar geworden, und Sie gaben es dem langsamen Tod anheim, welchen ich abgekürzt habe. Sie bekommen nichts.“
„Und ich bestehe auf meinem Verlangen!“
„Tun Sie das immerhin! Ich bestehe auf meiner Weigerung.“
Ich wollte von ihm fort; da aber stellte er sich mir in den Weg, und die drei Peons kamen herbei, um ihn zu unterstützen. Sie nahmen eine sehr feindselige Haltung an. Als das Monteso sah, kam er mit den Yerbateros, um mir beizustehen.
„Ich lasse Sie nicht eher fort, als bis Sie gezahlt haben!“ erklärte der Mayoral.
„Oho!“ meinte da Monteso. „Dieser Señor hat recht. Wir alle haben gehört, daß Ihr das Pferd liegen lassen wolltet, bis es verreckt!“
„Bitte!“ sagte ich ihm. „Bringen Sie sich nicht meinetwegen in Unannehmlichkeiten! Ich werde ganz allein mit diesen vier Señors fertig.“
„Und wir mit Ihnen noch viel eher!“ rief der Mayoral. „Wollen Sie das Geld sofort zahlen oder nicht?“
Bei diesen Worten trat er ganz an mich heran und legte die Hand an meinen Arm.
„Die Hand fort!“ gebot ich ihm. „Ich dulde keine solche Berührung!“
„Sie werden es doch dulden müssen! Heraus mit dem Geld, oder wir nehmen es uns selbst!“
Er schlang die Finger fester um meinen Arm und versuchte, mich zu schütteln. Ich riß mich los, stand im nächsten Augenblick hinter ihm, faßte ihn mit der Linken am Kragen, mit der Rechten unten an der Hose, hob ihn empor und warf ihn fort, an den noch auf der Seite liegenden Wagen, so daß das alte Fuhrwerk wie eine morsche Holzkiste krachte. Seine drei Peons wollten nach mir fassen, aber ich warf den mir nächsten seinem Mayoral nach, gab dem andern die Faust unter das Kinn, daß er sich überschlug, und der dritte wich selbst zurück.
„Bravo!“ rief Monteso. „Ich sehe, Señor, Sie brauchen niemanden zur Hilfe. Aber geben sich die Kerle auch nun nicht zufrieden, so werden wir ihnen unsere Komplimente dennoch auch noch machen!“
Das zeigte sich als nicht nötig. Die Peons hatten Respekt bekommen. Sie rafften sich auf und standen beisammen, wütende Blicke auf mich werfend, aus denen ich mir nichts zu machen brauchte. Der Mayoral aber konnte sich doch nicht enthalten, uns zu drohen:
„Sie gehen nach San José. Auch wir kommen dorthin und werden dort Anzeige machen.“
„Immer tut das!“ antwortete ihm die Señora, welche diese Gelegenheit ergriff, sich wieder streitbar und mir ihre Freundschaft zu zeigen. „Mein Bruder wird Euch wegen Erpressung einsperren lassen. Ich werde ihm die Angelegenheit mitteilen. Kommen Sie, Señor! Verlassen wir diesen Platz und diese Menschen!“
Sie legte ihren Arm in den meinen, und ich führte sie zum Pferd. Dort breiteten wir ihr Tuch in der angedeuteten Weise auf den Rücken des Tieres und ich band die liebe Hutschachtel an den Sattel.
Da ich dem angeblichen Polizeibeamten nicht traute, so hatte ich ihn stets im Auge behalten. Auch er war, wie wir, vom Pferd gestiegen. Sonderbarerweise aber hatte er sich dann hinter dasselbe zurückgezogen, und zwar, wenn meine Beobachtung mich nicht täuschte, von dem Augenblick an, an welchem die Dame aus der umgestürzten Kutsche gestiegen war. Es schien mir, als ob er sich von derselben nicht gerne sehen lassen wollte. Hatte er einen Grund dazu? Um denselben kennenzulernen, hatte ich die Señora in einem kleinen Bogen zu meinem Braunen geführt. Der Verdächtige aber war dabei in der Weise langsam um sein Pferd geschritten, daß dieses letztere sich genau zwischen ihm und uns befand. Darum machte ich sie nun direkt auf ihn aufmerksam, indem ich auf ihn zeigte und dabei sagte:
„Sollten die Peons mich etwa noch belästigen wollen, so habe ich Hilfe in nächster Nähe. Da ist ein Herr, welcher uns begleitet, Señor Carrera, welcher in Montevideo das Amt eines Polizeikommissars bekleidet.“
Jetzt war er gezwungen, sich zu zeigen. Kaum war ihr Blick auf ihn gefallen, so rief sie aus:
„Mateo, du!“
Er wurde blutrot im Gesicht, gab sich aber Mühe, gefaßt zu erscheinen und fragte im Ton des Erstaunens:
„Sprechen Sie mit mir, Señora? Was wollen Sie mit diesem Namen sagen?“
„Er ist doch der deinige. Wo kommst du denn her?“
„Verzeihung, Señora! Ihr Benehmen läßt mich stark vermuten, daß Sie mich mit irgendeiner Person verwechseln, welche Ihnen bekannt zu sein scheint!“
„Bekannt ist sie mir allerdings, sehr bekannt! Aber von einer Verwechslung ist hier keine
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