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34 - Sendador 01 - Am Rio de la Plata

34 - Sendador 01 - Am Rio de la Plata

Titel: 34 - Sendador 01 - Am Rio de la Plata Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Rede. Ich werde doch dich, unsern einstigen Lehrling, kennen!“
    „Sie irren sich wirklich ungeheuer. Ich bin nicht derjenige, für welchen Sie mich halten. Ich befinde mich, wie dieser Señor bereits sagte, in Montevideo“, antwortete der Gefragte in scharfem Ton, „heiße Carrera und bin Beamter der dortigen Polizei.“
    „Polizei!“ wiederholte sie, ihn immer von neuem fixierend. „Das ist unmöglich. Sie scherzen, Mateo!“
    „Ich scherze nicht, Señora. Ich bin sehr gern höflich gegen Damen, so weit es meine amtliche Stellung erlaubt, aber solche Beleidigungen, wie sie in Ihren Worten, Ihren Blicken und Ihrem Ton liegen, muß ich energisch von mir weisen. Ich habe Ihnen gesagt, wer und was ich bin, und muß Sie also ersuchen, dies zu beachten!“
    Man sah es der Dame an, daß sie im Zweifel war, ob sie ihn auslachen oder sich über ihn ärgern sollte. Sie tat keins von beiden. Ihr Gesicht wurde sehr ernst, als sie ihm jetzt in warnender Weise sagte:
    „Mateo, ich bitte Sie, um Ihrer Eltern willen, keine Dummheiten zu machen. Ich vermute aus Ihrem Benehmen, daß Sie unsere damaligen Warnungen nicht beachtet haben. Sie geben sich für einen andern aus, als Sie sind. Die Gründe, infolge derer Sie es tun, können keine lobenswerten sein.“
    „Jetzt ist's genug, Señora!“ brauste er auf. „Ich darf kein Wort mehr hören, sonst muß ich Sie wegen Beleidigung bestrafen lassen, obgleich Ihr Bruder Bürgermeister ist, wie ich Sie vorhin sagen hörte.“
    Die Dame schien fassungslos zu werden. Sie errötete und erbleichte abwechselnd. Ich sah, daß sie sich von ihm abwenden wollte; da aber fragte ich sie:
    „Bitte, wer ist der Mateo, von welchem Sie sprachen?“
    „Ein früherer Lehrling meines Mannes. Er mußte plötzlich entlassen werden, weil er die Kasse bestohlen hatte.“
    „Und Sie erkennen ihn in diesem Mann wieder? Ist es nicht möglich, daß Sie sich täuschen?“
    „Nein. Er ist aus San José, und ich kenne ihn seit der Zeit, als er noch Knabe war. Eine Täuschung ist da unbedingt ausgeschlossen.“
    „Pah!“ lachte jener, indem er auf sein Pferd stieg. „Weibergeklatsch!“
    „Bitte, Señor!“ antwortete ich ihm. „Ich kann mich diesem Ihrem Urteil nicht anschließen, sondern ich glaube alles, was die Dame gesagt hat. Sie sind jener Mateo, jener Dieb, welcher sich jetzt vielleicht auf noch weit schlimmerem Weg befindet als damals.“
    „Hüten Sie sich! Sie wissen ganz genau, was ich bin!“
    „Das weiß ich allerdings sehr genau. Sie sind ein Lügner, ein Schwindler!“
    „Wollen Sie, daß ich mich meines Gewehres bediene!“ drohte er.
    „Immerhin! Aber nur nicht aus dem Hinterhalt, wie Sie vielleicht die Absicht hegen. Ich habe mich auf der Polizei erkundigt. Es gibt keinen Polizeikommissar namens Carrera. Ich vermute, die Polizisten sind bereits hinter Ihnen her, um Sie festzunehmen. Haben Sie also die Güte, abzusteigen, um die Zusammenkunft mit diesen Herren nicht zu verzögern!“
    Er warf einen sehr besorgten Blick nach rückwärts. Dort war niemand zu sehen. Das gab ihm die fast verlorene Frechheit zurück. Er sagte:
    „So werde ich ihnen entgegenreiten und dann mit ihnen umkehren, um Sie und diese Frau festnehmen zu lassen. Beleidigungen, wie die gegenwärtigen, müssen schwer geahndet werden!“
    Er ritt fort, zurück, über das Flüßchen hinüber, wo er hinter dem Posthaus verschwand.
    „Señor, was haben Sie getan!“ sagte Monteso. „Sie haben ihn auf das tödlichste beleidigt. Die Folgen werden nicht ausbleiben, denn er ist wirklich Polizeikommissar!“
    „Unsinn!“ sagte ich und klärte ihn dann auf.
    „Warum hat der Mann uns dann belogen?“ fragte er.
    „Um sich in dieser guten Weise an mich machen zu können. Mut hat er nicht, und verwegen ist er noch viel weniger. Direkt auf mein Leben hat er es nicht abgesehen. Zu einem Mord ist er zu feig. Er hat etwas anderes vor, irgendeine Teufelei, die ich aber vielleicht noch herausbekommen werde.“
    „Das ist nun nicht mehr möglich. Er ist ja fort.“
    „Er kommt wieder; aber er wird uns heimlich folgen, um sein Vorhaben doch noch auszuführen. Setzen Sie sich auf Ihr Pferd, und folgen Sie mir nur fünf Minuten! Ich werde Ihnen den Beweis liefern, daß es ihm gar nicht einfällt, nach Montevideo zurückzugehen.“
    Ich stieg auf, und er tat dasselbe. Wir ritten über den kleinen Fluß zurück bis an das Gebäude der Poststation. Als wir um die Ecke desselben blickten, sahen wir den Kerl, welcher in

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