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34 - Sendador 01 - Am Rio de la Plata

34 - Sendador 01 - Am Rio de la Plata

Titel: 34 - Sendador 01 - Am Rio de la Plata Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Vielleicht errate ich das Richtige.“
    „Ja, denken Sie nach, Señor, denn das Nachdenken ist meine schwache Seite. Meinen Sie, daß wir wieder schlafen dürfen? Daß er uns nicht mehr belästigen wird?“
    „Wird ihm nicht einfallen! Er ist jedenfalls froh, von uns fort zu sein. Wir sehen ihn wohl nicht eher wieder, als bis der Streich reif ist, den er gegen uns auszuführen beabsichtigt.“
    Ich begab mich in meine Stube; aber zum Schlafen kam ich nicht. Ich sann und sann, und doch konnte ich trotz aller Anstrengung nicht erraten, was der Mann bei Monteso gewollt hatte. Ich überlegte jedes Wort, welches er gesagt hatte; ich erinnerte mich an jede seiner Mienen; ich verglich und verglich – vergebens!
    Endlich schlief ich doch ein, hatte aber einen unruhigen Schlaf, aus welchem ich bald wieder erwachte. Der Tag schaute zum Fenster herein, und ich stand auf. Die Yerbateros lagen noch schlafend unter ihrem Strohdach. Ich ging hin zu ihnen. Ich untersuchte den Boden, das Gras, die ganze Umgebung des Hauses; ich fand nichts, gar nichts, was mir als Fingerzeig hätte dienen können. Man kommt dadurch in einen geradezu peinlichen Seelenzustand, der nur schwer zu beschreiben ist. Sich vor etwas ganz Unbekanntem und Unbestimmtem ängstigen zu müssen, ist fatal.
    Ich weckte die Männer. Wir bezahlten die Zeche und ritten dann weiter. Auch heute bot die Gegend keinen andern Anblick dar als gestern und vorgestern. Wir folgten den ausgefahrenen Geleisen der Diligence und kamen an gar keine Ortschaft. Einige Ranchos berührten wir, konnten aber über Mateo nichts erfahren.
    Um die Mittagszeit wurde die Gegend belebter. Die Estanzias und Ranchos mehrten sich, und Leute begegneten uns. Wir näherten uns der Stadt Mercedes, bogen aber rechts ab, nach Norden zu, wo die Besitzung des Verwandten Montesos sich befand. Wir hatten den Rio Negro zur Linken. Zuweilen kamen wir ihm so nahe, daß wir seine schimmernde Wasserfläche erblickten. Es gab zahlreiche Fahrzeuge auf derselben, denn Mercedes, welches an seinem Ufer liegt, treibt einen lebhaften Handel mit dem Landesinnern.
    Drei Stunden von Mercedes sollte der Verwandte wohnen; es waren aber wohl mehr als vier. Doch wurde mir die Zeit nicht lang, denn die Nähe des Flusses wirkte vorteilhaft auf die Landschaft und deren Bewohner.
    Wir kamen sogar zuweilen durch ein kleines Wäldchen, hier eine Seltenheit, und ich hatte nun auch die Freude, eine ganze Straußfamilie zu sehen. Wir kamen durch Büsche auf den freien Camp. Die Tiere hatten in der Nähe geweidet und jagten, über unser Erscheinen erschrocken, in größter Eile davon. Die Wirkung auf mich war eine sonderbare: ich mußte so herzlich lachen, daß mir die Tränen in die Augen traten. Den Yerbateros war der Anblick dieser Vögel etwas sehr Vertrautes, und doch lachten sie mit, von meiner Lustigkeit angesteckt.
    Wer kein ausgesprochener Griesgram ist, wird unbedingt ein Gelächter aufschlagen, wenn er eine Truppe Strauße ausreißen sieht. Das ist kein Rennen, wie ich es mir ausgemalt hatte, sondern ein höchst kurioses und possierliches Humpeln und Watscheln. Sie werfen die Beine auf eine ganz unbeschreibliche Weise hinter sich; die Haltung des Körpers und die Bewegungen des Halses tun das übrige.
    Der amerikanische Strauß oder Nandu wird im La-Plata-Gebiet Avestruz genannt. Er ist ein riesengroßer Vogel, welchen man selten einzeln sieht. Ein Männchen hat immer fünf und noch mehr Hennen bei sich; oft sieht man Trupps bis zu zwanzig Individuen. Er wird selten geschossen, sondern zu Pferd gejagt und mit dem Lasso gefangen. Die Eingeborenen behaupten, daß sein Fleisch sehr wohlschmeckend sei. Wenn dies wahr ist, so ist das ein Vorzug, welchen er vor seinem afrikanischen Verwandten hat. Das Fleisch eines jungen Vogel ist allerdings nicht übel, aber einen älteren weich zu bringen, das möchte wohl schwer gelingen.
    Seine Federn werden zu allerlei Putz verwendet, besonders zur Herstellung von Staubwedeln, doch haben sie bei weitem nicht den Wert der Federn des afrikanischen Straußes.
    Beliebt sind die großen Eier des Nandu. Die zu einer Familie gehörenden Hennen legen ihre Eier in ein gemeinschaftliches Nest. Diese letzteren werden nicht von der Sonne, wie man irrtümlich angenommen hat, sondern von dem Vogel ausgebrütet. Das Nest ist außerordentlich kunstlos, und besteht nur in einer ausgekratzten Erdvertiefung.
    Die Menschen streben diesen Eiern fleißig nach, denn dieselben sind außerordentlich nahrhaft und

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