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34 - Sendador 01 - Am Rio de la Plata

34 - Sendador 01 - Am Rio de la Plata

Titel: 34 - Sendador 01 - Am Rio de la Plata Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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erblickte, noch mehr triefend als er.
    „Mein Gott!“ rief er aus. „Sie sind es, Sie!“
    „Schreien Sie nicht so sehr, Señor, sonst zwingen Sie mich, Sie mit diesem Messer still zu machen! Kommen Sie vom Pferd herab!“
    „Das sollte mir einfallen! Ich habe Sie ja fest, und wenn Sie Ihr Messer nicht sofort wegtun, schieße ich Sie nieder!“
    Er gab dem Pferd die Sporen, um es halb zu wenden und mich als besseres Ziel zu haben. Der Braune aber war, seit ich ihn besaß, eine solche Behandlung nicht gewöhnt; er bäumte sich, und ich bekam den Reiter griffgerecht. Ich nahm ihn beim Gürtel, riß ihn aus dem Sattel und schleuderte ihn zu Boden. Da ich aber zugleich das Pferd am Zügel fassen mußte, damit es nicht fort könne, kam er schnell wieder auf und faßte mich an der Brust. Das Pferd schlug vorn und hinten aus. Ich durfte den Zügel nicht fahren lassen. Darum nahm ich mich zusammen und gab dem Mann mit der freien Hand einen Hieb an die Schläfe, daß er niederbrach. Dann band ich das Pferd leicht an einen Strauch, zog dem Major den Säbel aus der Scheide und trat ihn entzwei. Die eine Pistole war ihm entfallen. Ich nahm ihm auch die zweite aus dem Gürtel und warf sie eine Strecke fort. Dann band ich das Pferd wieder los und stieg in den Sattel. Eine schnelle Untersuchung der Satteltaschen belehrte mich, daß der Inhalt derselben noch beisammen sei. Jetzt hatte ich alles wieder, das Pferd und mein ganzes Eigentum. Diese Bolamänner sollten nichts bekommen, weder mich, noch meine Sachen! Der Hieb, welchen ich dem Major versetzt hatte, war nicht allzukräftig gewesen, weil ich keinen Raum gehabt hatte, weit auszuholen. Der nur leicht Betäubte schlug die Augen auf, besann sich schnell und sprang empor.
    „Halt, Señor!“ gebot er. „Sie bleiben! Tut Ihr Pferd einen Schritt, so –“
    Er sprach nicht weiter, denn er fand seine Pistolen nicht, und als er nach dem Säbel griff, fehlte die Klinge. Er sah die beiden Stücke derselben am Boden liegen.
    „So – so? Was dann?“ fragte ich lachend, indem ich mit der einen Hand die Wasserschnalle des Stiefels aufzog und den Revolver herausnahm.
    „So – so –! Sie haben mich um meine Waffen gebracht!“
    „Allerdings! Und nun sage ich Ihnen, leise können Sie sprechen; reden Sie aber noch ein einziges lautes Wort, so jage ich Ihnen eine von diesen sechs Kugeln in den Kopf!“
    „Das werden Sie nicht tun! Ich war ja auch freundlich mit Ihnen!“
    „Dennoch wollten Sie mich, den Unschuldigen, füsilieren lassen!“
    „Ich konnte nicht anders; ich hatte den Befehl dazu.“
    „Von wem?“
    „Das darf ich nicht sagen.“
    „Und wenn ich Sie mit diesem Revolver zwinge, offenherzig zu sein?“
    „Erschießen Sie mich! Ich bin in Ihrer Hand; aber zum Sprechen zwingen Sie mich doch nicht!“
    „Gut, das achte ich. Es ist mir auch ganz gleichgültig, wer mir an den Kragen wollte; ich habe den Kragen noch.“
    „Ich aber nicht! Sie haben mir die Uniform zerrissen.“
    „Um zu meinem Eigentum zu kommen. Ich sagte Ihnen ja, daß ich die Uhr und das Geld zu meiner Reise brauche. Sie aber wollten es nicht glauben.“
    „Meinten Sie wirklich die Weiterreise, nicht den Tod?“
    „Natürlich!“
    Er sah mich ganz fassungslos an.
    „Diabolo! So hatten Sie bereits den Entschluß, zu fliehen?“
    „Ja.“
    „Dann sind Sie ein Kerl, ein Kerl – Señor, ich hatte über fünfzig Mann bei mir!“

„Die haben mich nicht halten können! Ja, wenn Ihnen wieder einmal ein Deutscher begegnet, so denken Sie, daß er mehr wiegt, als zwanzig Ihrer Guardareiter.“
    „Señor, Sie sind ein Teufel!“
    „Aber ein sehr nasser. Übrigens habe ich keine Veranlassung, Ihnen diesen Glauben zu nehmen. Stecken Sie Ihren Haudegen in die Scheide, und suchen Sie nach Ihren Pistolen! Ich habe sie über den Rand des Ufers hinaufgeworfen, wo Sie sie finden werden.“
    „Wohin reiten Sie?“
    „Warum fragen Sie? Wollen Sie mich nochmals fangen?“
    Er war natürlich voller Ärger, biß die Zähne zusammen, blickte vor sich nieder und stieß dann trotzig hervor:
    „Jetzt sind Sie mir entgangen, und ich bin durch Sie blamiert. Hüten Sie sich, mir abermals zu begegnen! Ich würde Rache an Ihnen nehmen!“
    „Das mögen Sie, Herr Major!“
    Ich lenkte den Braunen in das Wasser und ließ ihn zum andern Ufer schwimmen. Dort angekommen, sah ich zurück. Der Major kroch im Gras herum und suchte nach seinen Pistolen. Zu meiner Freude bemerkte ich, daß Monteso verschwunden war. Ich

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