34 - Sendador 01 - Am Rio de la Plata
glaubte, daß er entkommen sei. Als ich den Platz sorgfältig überblickte, sah ich an einem Busch einen zerschnittenen Riemen liegen. Aus den zwei Schlingen, welche er gebildet hatte, war zu erkennen, daß er als Fessel gebraucht worden war. Es war gewiß, Monteso hatte die Flucht ergriffen. Natürlich war er nach der Estancia del Yerbatero; ich mußte auch dorthin und schlug denselben Weg ein, welchen wir gekommen waren. Bald aber bemerkte ich Spuren vieler Pferde. Ich stieg ab und untersuchte diese Fährte. Leider kam ich sehr bald zu dem Resultat, daß Monteso verfolgt worden sei, und zwar von acht bis zehn Reitern. Es war möglich, daß diese auf demselben Weg zurückkamen. Unter gewöhnlichen Verhältnissen fürchtete ich mich vor einer so kleinen Anzahl von Leuten nicht, zumal ich ein ausgezeichnetes Pferd ritt; aber ich hatte mich vor den Bolas in acht zu nehmen, gegen welche es keine Abwehr gibt. Einer Lassoschlinge kann man entgehen, indem man das Gewehr waagerecht emporhält, so daß sich die Schlinge nicht über den Kopf herabsenken kann, oder indem man das Messer bereit hält, um den Riemen, sobald er trifft, zu zerschneiden. Wie aber entgeht man der Bola? Sie wird nach den Hinterfüßen des Pferdes geworfen und schlingt sich um dieselben; das Tier stürzt, der Reiter natürlich mit, und ehe er sich aufrafft, sind die Feinde über ihm. Oder er selbst wird von den drei fürchterlichen Kugelriemen umschlungen, die ihn für so lange wehrlos machen, daß der Feind Zeit bekommt, ihn zu fassen.
Also nur die Bola war es, die ich fürchtete, und bald sollte mir Veranlassung werden, dieser Furcht Raum zu geben.
Um den etwa Zurückkehrenden auszuweichen, wollte ich mich weiter südwärts halten. Leider aber war das nicht möglich, wegen des bereits erwähnten Sumpflandes, in welches ich mich nicht tiefer wagen durfte, da ich es nicht kannte.
Nach Norden wollte ich nicht, denn da oben befanden sich die Kavalleristen. Sie waren zwar noch jenseits des Flusses, aber sobald es dem Major gelang, sie von dem Gelingen meiner Flucht zu unterrichten, kamen sie sofort herüber; das war gewiß. Aus diesen beiden Gründen sah ich mich gezwungen, doch auf dem Weg zu bleiben, welchen ich so gern vermeiden wollte, und ritt nach der Höhe empor, von welcher wir herabgekommen waren. Das Wasser tropfte noch immer von mir. In den Stiefeln hatte ich keine Feuchtigkeit; aber die anderen Kleidungsstücke waren eingeweicht. Ich zog den Brustfetzen des Frackes aus dem Gürtel und nahm die Uhr und die Brieftasche heraus. Ich sah zu meiner Genugtuung, daß das Wasser beiden keinen Schaden getan hatte. Den Fetzen warf ich fort; Geld und Uhr steckte ich in den trockenen Stiefel.
Während dieser Untersuchung hatte ich die Höhe fast erreicht und schnallte oben den Stiefel wieder zu, damit kein Wasser von oben in denselben herabsickern könne, als zwischen den Felsstücken, welche, wie bereits erwähnt, auf dem Berg lagen, ein Reitertrupp erschien. Ich hielt an und sah scharf hin. Es waren die Kavalleristen. Sie hatten Monteso in der Mitte. Auch sie hielten an. Es gab im ganzen Land keinen Menschen, welcher einen Anzug trug wie ich, so erkannten sie mich denn. Sie erhoben ein Triumphgeschrei und sprengten auf mich ein. Ich sah, wie sie die Bolas lösten und um die Köpfe schwangen. Nun, da hatte ich ja gleich Gelegenheit, diese gefürchtete Waffe kennenzulernen. Ich riß mein Pferd herum und jagte davon, nach Norden zu, denn zurück zum Fluß konnte ich nicht. Solange ich es nur mit dieser kleinen Truppe zu tun hatte, war die Sache nicht gefährlich, denn ihre Pferde konnten meinen Braunen nicht einholen, und es war also ein leichtes, sie so weit hinter mir zu lassen, daß die Bolas mich nicht zu erreichen vermochten.
Wohl siebenhundert Schritte war ich ihnen voraus. Sie schrien und heulten wie die Wilden. Zurückblickend gewahrte ich, daß sie mir nicht direkt folgten; sie hielten sich vielmehr auf der Höhe, um mich talabwärts nach dem Fluß zu drängen und in dieser Weise ihren Kameraden in die Hände zu treiben.
Das war für mich gefährlich, zumal ich sah, daß das Terrain sich mir nicht günstig zeigte. Während sie auf dem geraden, glatten Bergesrücken ritten, hatte ich einige weite Halden zu umbiegen, was mich gegen sie außerordentlich zurückhielt. Mein Pferd schien zu ahnen, daß es seine Schnelligkeit zu zeigen habe, und griff so wacker aus, daß ich überzeugt war, ihnen zu entgehen.
Aber diese Überzeugung währte nicht
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