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34 - Sendador 01 - Am Rio de la Plata

34 - Sendador 01 - Am Rio de la Plata

Titel: 34 - Sendador 01 - Am Rio de la Plata Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Wäre sie mir an den Kopf geflogen, so wäre es um mich geschehen gewesen.
    Ich hatte gesehen, daß der dritte Teil der Strombreite hinter mir lag. Nur noch einmal brauchte ich aufzutauchen. Das durfte aber nicht in der jetzigen Richtung geschehen. Ich ließ mich also vom Wasser treiben, behielt den Hut in der Hand, arbeitete mich eifrig nach jenseits und legte mich dann, als ich wieder Luft brauchte, auf den Rücken. Die Wellen nahmen mich langsam empor; Nase und Mund erreichten die Oberfläche; ich holte tief, tief Atem und sank dann wieder nieder. Man hatte mich diesesmal gar nicht gesehen, da die Blicke jedenfalls die Richtung einhielten, in welcher ich zum erstenmal in die Höhe gekommen war.
    Glücklich erreichte ich das andere, tiefe Ufer. Aber ich sprang nicht etwa nun augenblicklich an demselben empor, sondern ich schob nur den Kopf bis zum Mund über das Wasser herauf. Es gab da eine Wurzel, an welcher ich mich festhalten konnte. Ein wenig weiter abwärts war eine Stelle, wo Pflanzen über dem Wasser niederhingen. Dorthin schob ich mich. Die dichten Stengel verbargen mein Gesicht, und ich konnte nach dem jenseitigen Ufer sehen, ohne selbst bemerkt zu werden.
    Eben schaffte man den Major aus dem Wasser. Er bewegte sich nicht. Vielleicht war er gar tot, was freilich nicht in meiner Absicht gelegen hatte.
    Niemanden war es bisher eingefallen, in das Wasser zu gehen, um mich zu verfolgen; aber die Reiter hielten zu Pferd am Ufer, um zu sehen, an welcher Stelle ich erscheinen werde. Dann erst wollten sie in den Fluß reiten, um mich zu verfolgen. Ausgenommen davon waren nur die vier oder fünf Leute, welche den Major aus dem Wasser gezogen hatten. Sie legten ihn dort nieder und beugten sich über ihn. Meine Sorge, einen unbeabsichtigten Mord begangen zu haben, wurde sehr schnell gehoben, denn ich sah, daß der Offizier sich aufrichtete und das Wasser aus den Kleidern schüttelte. Ich sah, daß er mit den andern hinter den Büschen verschwand. Bald aber kam er zurück, und zwar zu Pferd; er saß – auf meinem Braunen.
    Jetzt hielten sie alle drüben am Ufer, ganz begierig, zu sehen, wo ich erscheinen werde. Wie ich später erfuhr, war nur einer bei Monteso geblieben, um diesen zu bewachen. In diesem Augenblick mußte ich an den Gefährten denken. Wenn es überhaupt für ihn möglich war, zu entfliehen, dann nur jetzt, wo alle ihre Aufmerksamkeit nach dem Fluß gerichtet hatten. Auf mich kam es an, ihm die Gelegenheit zu bieten. Blieb ich in meinem Schlupfwinkel stecken, so kam er nicht fort. Ließ ich mich aber sehen, so folgten gewiß die meisten, wo möglich alle in das Wasser, um mich zu fangen. Ich beschloß, dieses letztere zu tun. Das war übrigens nicht etwa eine Aufopferung meinerseits, denn lange konnte ich nicht mehr im Fluß bleiben. Meine Kleider hingen mir schwer am Leib – bis zum Anbruch der Nacht durfte ich unmöglich warten. Zwar wäre mir dann die Flucht leicht geworden, aber bis dahin hätte Feuchtigkeit Zutritt in die Brieftasche gefunden und mir mein Reisegeld, welches nur in Papier bestand, verdorben. Ich mußte also heraus. Es war noch am Vormittag, bis zum Abend eine lange Zeit. Vielleicht suchten die Bolamänner das Ufer ab und fanden mich in einem Zustand, in welchem es mir schwer geworden wäre, Gegenwehr zu leisten. Also heraus aus dem Wasser, und hinauf zur Uferhöhe! Ich schob mich langsam höher. Der Oberkörper kam aus dem Wasser; ich konnte den Wurzelstock eines Strauches ergreifen und schwang mich an demselben empor. Dabei bewegte sich der Busch und lenkte die Blicke aller auf sich.
    Die ganze Bande schrie so laut sie konnte. Der Major kommandierte; die Leute trieben ihre Pferde ins Wasser. Später erzählte mir Monteso, daß in diesem Augenblick auch sein Wächter nach dem Ufer geeilt sei, um zu sehen, wie die Jagd ausfallen werde. Monteso benutzte das. Als ich ihm das Messer hinschleuderte, hatte niemand darauf geachtet, denn die Aufmerksamkeit war dadurch abgelenkt worden, daß ich mit dem Major in den Fluß sprang. Monteso hatte sich sofort niedergesetzt, dann, als der einzige Wächter ihn verließ, machte er sich an das Werk. Da ihm die Hände nicht vorn, sondern auf dem Rücken zusammengebunden waren, war es sehr schwer, die Riemen mit dem Messer zu zerschneiden. Er kam auf einen guten Einfall. Er legte sich auf den Rücken und hob das Messer auf. Dann ging er zum nächsten Busch, welcher mehrere nicht zu starke Äste hatte. Durch einen derselben stieß er das Messer,

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