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34° Ost

Titel: 34° Ost Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Coppel Alfred
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Abwehrfeuer unter. Sergeant Robinsons Leute sparten nicht mit der Munition.
    »Deborah und Reisman, jetzt ihr! Los!« Taumelnd erhob sich Deborah, fast wäre sie gestürzt. Reisman faßte sie unter. Dann rannten die beiden, der Pressesekretär keuchte bei der ungewohnten körperlichen Anstrengung, die nackten Beine des Mädchens leuchteten im flackernden Licht weiß auf.
    »Jetzt Bronstein!«
    Der bärtige junge Mann kniete, den Kopf an den Boden gepresst. »Ich kann nicht.« Emerson drückte ihm die Revolvermündung ins Genick und zischte: »Lauf, du Arschloch, sonst knalle ich dich selber ab.«
    Bronstein rappelte sich hoch und fiel in einen unbeholfenen Trab.
    »Und jetzt Sie, Colonel«, sagte der Agent.
    »Nein, wir beide zusammen. Ich bin nicht mehr so schnell wie früher.«
    »In Ordnung. Fertig? Los!«
    Mühsam hasteten die beiden Männer auf die schützende Dunkelheit zu. Das Abwehrfeuer hinter ihnen ließ nach, da die Soldaten ihre letzten Patronen verschossen hatten. Gott sei Dank, dachte Seidel, während er mühsam nach Luft schnappend rannte, der Vizepräsident hat es geschafft.
    Vor sich hörte er Bewegungen. Sie hatten sich nun etwa hundert Meter vom Brennpunkt des Gefechtes entfernt. Wir kommen durch, hämmerte es in seinem Kopf, mein Gott, wir kommen wirklich durch …
    Da prallte er gegen Paul Bronsteins Rücken. Mit einem Stoß wollte er den Sekretär vorantreiben, aber Bronstein schrie: »Stehenbleiben!« Und als sich Seidels Augen an die Finsternis gewöhnten, sah er mit Entsetzen, dass der Zivilist wie angewurzelt direkt vor einer Gewehrmündung stand – es war eine sowjetische Waffe, die ein Mann mit einem Keffijeh in den Händen hielt. Innerhalb des Wadi hatten sich etwa zwölf andere Araber im Halbkreis postiert und versperrten mit schussbereiten Karabinern den Flüchtenden den Weg. Zögernd senkte Deborah Zadok ihre Maschinenpistole, eine Sekunde lang schätzte sie die Chancen einer Gegenwehr ab, dann ließ sie die Uzi in den Sand fallen.
    Auf englisch sagte Bailey: »Wer führt hier das Kommando? Wer ist für diesen Anschlag verantwortlich?«
    Trotz der verzweifelten Situation mußte Richter Seidel lächeln. Der Vizepräsident ließ sich nicht einschüchtern, das war gut so, aber hier würde dieser autoritäre Ton wohl kaum jemand beeindrucken. Er hörte, wie Jape Reisman, der noch immer keuchte, halblaut hervorstieß: »Scheiße!«
    Zwei Gestalten traten aus der Schar schattenhafter Bewaffneter vor. Etwas verwundert erkannte Seidel, dass eine davon eine Frau war. Die andere, ein vierschrötiger Mann, sagte ironisch lächelnd in hartem Englisch: »Sie sind Gefangene des Abu-Mussa-Kommandos der Arabischen Front für die Befreiung Palästinas, meine Herren – und meine Dame«, ergänzte er mit kurzem Kopfnicken zu Deborah Zadok. »Das hier ist Leila Jamil. Und ich heiße Enver Leč. Werfen Sie Ihre Waffen weg und befehlen Sie Ihren Soldaten, sich sofort zu ergeben, sonst werden Sie alle erschossen.«

16
    Verblüfft glotzte Sam Donaldson über den Schreibtisch hinweg General Tate an. Die geballte klobige Faust des CIA-Stationschefs lag auf den vor ihm ausgebreiteten Fotos. Sein Gesicht war so rot wie die Blüten auf seinem grellgemusterten Freizeithemd. »Wollen Sie mir sagen, dass Sie diese Kosmos-Bilder noch nicht gesehen haben? Meinen Sie das im Ernst?« wiederholte er ungläubig.
    Alle Monitoren hinter Sams Rücken waren eingeschaltet, jeder zeigte ein anderes Bild: man sah die Funkleitstelle Echo Sierra, wo sich die Techniker erfolglos bemühten, Verbindung mit Sergeant Robinson aufzunehmen; daneben die Funkzentrale in der Zentralen Zone, wo ein schwedischer UN-Offizier nervös General Gunderssen erwartete, der zu einer Telekonferenz mit dem amerikanischen Kommandeur berufen worden war; der dritte Bildschirm zeigte den berühmten ›War Room‹ des Pentagons, den elektronisch sagenhaft perfektionierten innersten Befehlsstand der US-Streitkräfte. Man konnte beobachten, wie Offiziere an den Kontrollpulten des Kommunikationssystems die Verbindung mit amerikanischen Kommanden auf der ganzen Welt herstellten. Ein viertes Gerät, für den sofortigen direkten Kontakt mit Admiral Ainsworth, der sich auf dem Rückweg von Palm Springs nun irgendwo über den südwestlichen Territorien der USA befand, lief vorläufig blind.
    »Die Fotos wurden vor mehr als zwei Stunden an Ihre Dienststelle geleitet, General«, sagte Donaldson. »Captain Adams hat die Empfangsbestätigung unterschrieben. Ich

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