34° Ost
Turbo-Jeep, in dem vier weitere Air-Force-Polizisten saßen, sogar mit automatischen Gewehren bewaffnet.
Schweigend fuhren sie durch die Straßen von Rockville zur Interstate-Autobahn 70. Als die Limousine auf die Interstate 270 einbog, schaltete der Fahrer das Rotlicht und die Sirene ein und trat aufs Gaspedal.
Zwischen zwei Soldaten eingekeilt, hatte Beal das scheußliche Gefühl, ein Gefangener zu sein. Er überlegte, was der Sergeant wohl sagen würde, wenn er verlangen sollte, ins Kapitol statt ins Pentagon gebracht zu werden. Doch er wollte es nicht darauf ankommen lassen, sondern blieb in dumpfes Brüten versunken stumm sitzen, bis die beiden Wagen in den Pentagonbereich einfuhren und er – noch immer unter schwerer Bewachung – durch mehrere Sperren in den War Room eskortiert wurde.
Wie er sofort bemerkte, wurden die Operationen nicht vom Tiefbunker aus geleitet, aber die explosionsfesten Stahltüren zum Lift standen offen, als könne sich jede Sekunde die Nötigung ergeben, das gesamte Personal hinunterzubefördern. Der riesige Komplex, den Beal als Mitglied des Senatsausschusses für die Streifkräfte gut kannte, schien seit seinem letzten Besuch verändert. Die schweigende Konzentration der Menschen, an denen er vorbeiging, mochte sich aus den Ereignissen von Palm Springs erklären. Aber, er spürte es, hier herrschte eine Atmosphäre höchster nervlicher Anspannung, die ihn frösteln machte.
Im War Room war Hochbetrieb. Sämtliche Schaltpulte waren besetzt, Reihe um Reihe: Verbindungen zum Strategischen Luftkommando, zu den Flotten der US Navy, der Zentrale des Nordamerikanischen Luftverteidigungskommandos im Cheyenne-Berg, der NATO und dem amerikanischen Kontingent auf Sinai.
An den ringförmig angeordneten Apparaturen und Computern vorbei wurde Beal durch die ›Pit‹ geführt, dann die fünf Ebenen der Kommunikationsstationen hinauf bis in den verglasten Innenring von Büros mit dem Ausblick auf die Projektionsflächen über dem großen gewölbten Raum.
Vor einer Stahltür mit der Aufschrift ›C und C Beta‹ blieb die Eskorte stehen. Der Sergeant klopfte zweimal, öffnete und gab Beal den Weg frei. Der Kongressabgeordnete trat ein, sofort schloß sich die Tür wieder.
An einem Schreibtisch, der eher der Pilotenkabine eines Düsenklippers oder der Kommandobrücke eines Atomflugzeugträgers glich, saß der Air-Force-General Armando Rivera. Als er Beal sah, stand er auf und kam ihm entlang einer Reihe von TV-Monitoren entgegen.
»Es freut mich, dass Sie so rasch erreichbar waren«, sagte Rivera.
»Wo ist Stuart?« fragte Beal etwas ungehalten. »Soviel ich weiß, hat er den Befehl gegeben, mich hierher zu bringen.«
Über Riveras Gesicht glitt ein kleines, freudloses Lächeln. »Admiral Ainsworth war in Palm Springs und befindet sich schon auf dem Rückflug.« Er blickte auf die verwirrende Zahlenanordnung auf dem Zifferblatt der Uhr an seinem schlanken, dunklen Handgelenk. »Er muß jede Minute in Andrews landen.«
»Dann können Sie mir vielleicht sagen, warum es nötig war, mich unter Bewachung hierher zu bringen. Ich sollte jetzt im Kapitol sein …«
»Wie schon erwähnt, Mr. Beal, es war Admiral Ainsworth' persönliche Weisung. Das wichtigste ist Ihre Sicherheit, Sir.«
»Wer sollte mir etwas antun wollen?«
»Bitte setzen Sie sich.«
Automatisch folgte Beal dieser Aufforderung und nahm auf einem der grauen Metallstühle vor dem Schreibtisch Platz. Rivera langte über die leere Platte und drückte einen Schalter. Auf dem TV-Schirm erschien ein Adjutant in der mattgrünen Uniform der Armee. »Smith, ich möchte einige Minuten ungestört bleiben. Bis zur Ankunft des Admirals habe ich das Kommando an General Brandis übergeben. Er wird von der Befehlsstelle Delta aus operieren.«
»Jawohl, Sir.« Der Adjutant verschwand vom Bildschirm.
Beal war zugleich verwirrt und beeindruckt. Es war ungewöhnlich, dass zwei Mitglieder des Vereinigten Generalstabs gleichzeitig im War Room Dienst taten: Rivera von der Air Force und Brandis vom Marine Corps. Waren auch die anderen hier? Er hatte das unangenehme Gefühl, dass sie sich tatsächlich irgendwo in diesem Labyrinth von Büros, Befehlsstellen und Kontrollstationen aufhielten.
Auch das mochte durch die Tragödie von Palm Springs begründet sein, aber Beal hatte das Gefühl, dass mehr dahintersteckte, irgendeine Bedrohung. Sein politischer Instinkt sagte ihm, dass die Dinge nicht so völlig unter Kontrolle waren, wie es den Anschein
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