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34° Ost

Titel: 34° Ost Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Coppel Alfred
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Offizier, doch verlässlich und solide.
    »General«, sagte Beal schließlich, »ich bin mit der jetzigen Entwicklung der Dinge nicht zufrieden. Wir geben den Russen keine Möglichkeit, zu unseren Anschuldigungen Stellung zu nehmen.«
    »Ich glaube nicht, dass wir Anschuldigungen erhoben haben, Mr. President«, entgegnete Shackleford unverbindlich.
    »Genau das meine ich. Wir erheben keine Anschuldigungen, und dennoch sprechen wir sie schuldig.« Beal wies mit einer Geste um sich herum. »Dieser ganze Apparat ist dazu angetan, die Russen zu provozieren. Der Alarm. Die Sache mit den U-Booten. Ehrlich gesagt, General, ich bekomme langsam Angst. Die Sowjets werden nicht alles ruhig hinnehmen, das wissen Sie ebensogut wie ich. Und Stuart weiß es noch besser als wir beide.«
    Shackleford sagte: »Sir, wenn die Sowjets sich mit den Abu-Mussa-Terroristen einlassen, sind sie sich gewiß über die Risiken im klaren …«
    »Eben. Sie sagen es. Wenn. Und dafür haben wir keine Beweise.«
    »Wir haben die Kosmos-Fotos, Mr. President.«
    »Die sind keine eindeutigen Beweise, das wissen Sie, General.«
    »Warum teilen Sie diese Zweifel nicht Admiral Ainsworth selbst mit, Sir?«
    »Sie wissen sehr gut, warum ich das nicht tue. Reden wir doch ehrlich miteinander: Wer von uns glaubt denn tatsächlich, dass ich Herr der Lage wäre? Die Russen fordern ganz zu Recht die Einberufung des UNO-Sicherheitsrates, und wir zeigen uns ablehnend. Ich habe das Gefühl, Admiral Ainsworth ist gar nicht an einer friedlichen Beilegung dieser Spannungen interessiert.«
    »Der Generalsekretär erklärte, man würde eine Sitzung abhalten, sobald die Mitglieder verständigt und versammelt werden können. Aber ich persönlich erwarte mir nichts mehr von der UNO.«
    »Auch Ainsworth nicht. Gut. Aber hier handelt es sich um politische Fragen, die von den Politikern diskutiert und entschieden werden sollten, nicht von irgend jemandem aus dem Pentagon.«
    Shackleford schwieg. Beal bemerkte das Unbehagen des alten Mannes. Der General war schließlich Amerikaner, und als solcher mußte ihm alles, was nach militärischer Usurpation der zivilen Staatsgewalt aussah, gegen den Strich gehen. Auf Grund langjähriger politischer Erfahrung wußte Beal, dass er jetzt nachstoßen mußte. »Ich möchte nur eines, General: Bedenkzeit, um Klarheit zu verschaffen. Eine Frist von wenigen Tagen könnte leicht die Entscheidung zwischen Krieg und Frieden bedeuten. Ich bin sicher, wenn Stuart alles reiflich überlegen wollte, würde er mir recht geben.« Beal hielt inne, um seine Gedanken in möglichst einleuchtende Argumente zu fassen. »General, Sie werden nach einer langen, ehrenvollen Laufbahn bald in Pension gehen. Finden Sie nicht auch, dass Sie dazu raten sollten, einige Tage – ja nur einige Stunden – abzuwarten, um zu überlegen, was wir eigentlich tun? Ich habe den Eindruck, dass Stuart die Dinge bis zum Äußersten treiben will – und was werden wir alle davon haben? Wird überhaupt auch nur ein einziger von uns übrig bleiben? Wird es noch ein Nachher geben?«
    »Ich war nie für überstürztes Handeln, Mr. President.«
    Beal lächelte traurig. »Wir wissen doch nicht einmal, ob ich tatsächlich Präsident bin, stimmt's?«
    »Jedenfalls sind Sie der amtierende Präsident, Sir.«
    »Gemäß der Verfassung vielleicht. Aber können Sie etwa leugnen, dass in Wahrheit Ainsworth und Rivera die Entscheidungen treffen?«
    »Die beiden sind Ihre militärischen Repräsentanten, Sir.« Beal bemerkte mit Schrecken, dass der General nicht bereit war, die Verantwortung für die Alternative Krieg oder Frieden zu übernehmen. Diese Haltung war ihm nur allzu gut vertraut – es war seine eigene Einstellung, während der vielen Jahre seiner politischen Tätigkeit.
    »General«, sagte er, »ich möchte, dass Sie mit mir zusammen zu Ainsworth gehen und mir dabei helfen, zumindest ein paar Tage Frist zu erwirken. Wir haben ja noch nicht einmal Zeit gehabt, den Tod des Präsidenten zu verwinden, ganz zu schweigen von dieser zweiten Tragödie, die möglicherweise das Ende der USA bedeuten könnte.«
    »Sir«, sagte Shackleford, »kein Soldat will den Krieg. Und am allerwenigsten einen Atomkrieg.«
    »Also worauf warten wir dann noch?«
    Der General runzelte die Stirn. Sichtlich fühlte er sich unbehaglich.
    »Auch Stuart Ainsworth will den Krieg nicht«, sagte Beal in jenem Brustton der Überzeugung, den er als Politiker gut beherrschte. »Er ist nur sehr zornig. Das bin ich auch.

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