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34° Ost

Titel: 34° Ost Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Coppel Alfred
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Gesicht. Auf irgendwelchen Umwegen hatten Green und die anderen Zivilisten etwas erfahren, was er selbst noch nicht wußte.
    »Wir erhielten einen ersten Bericht von Mr. John Peters Reisman, der zur Begleitung des Vizepräsidenten gehörte und von den Nationalisten freigelassen wurde. Mr. Reisman teilte uns mit, dass der Vizepräsident lebt und unverletzt ist. Er überbringt uns die Bedingungen der Nationalisten.«
    Wie typisch, dachte Ainsworth, die Verwendung von Worten wie ›Nationalisten‹ und ›Bedingungen‹, statt die ungeschminkte Wahrheit auszusprechen. Als ob Bailey selbst sprechen würde. Und die memmenhafte Versicherung, die Araber hätten ›völlig aus eigenem Antrieb‹ gehandelt – welcher halbwegs intelligente Mensch sollte das glauben, wenn von Waffen und Munition bis zu ihrer Kleidung alles aus Ostblockfabriken stammte?
    »Gemäß der Verfassung würde in einer solchen Situation der Speaker des Repräsentantenhauses die Pflichten eines amtierenden Präsidenten übernehmen, bis Mr. Bailey wieder volle Handlungsfreiheit hat. Doch in diesem Fall sind wir«, er wies auf seine Kollegen, »nach Beratungen mit Mitgliedern des Nationalen Sicherheitsausschusses zu der Ansicht gelangt, dass die Einsetzung eines amtierenden Präsidenten nicht erforderlich ist. Ich bin sicher, dass durch die tatkräftige Mithilfe unserer vielen Freunde auf der ganzen Welt, die über diese widerrechtliche Freiheitsberaubung des Vizepräsidenten alle empört sind, und durch die Bemühungen der UNO sowie des Vier-Mächte-Hochkommissariats auf Zypern, die Lage sehr bald bereinigt sein wird.«
    Ainsworth war versucht, laut aufzulachen. Es war unglaublich, wie rasch Zivilisten den Kontakt mit der Wirklichkeit verlieren konnten. Er fragte sich, ob Green und dessen Freunde eine Ahnung von den ›Bedingungen‹ hatten, welche die Araber voraussichtlich für die Freilassung eines Präsidenten der USA stellen würden. Reisman wurde also freigelassen, die Forderungen der Guerillas zu überbringen? Das bedeutete, dass General Bill Tate die Bedingungen kannte, aber keine Meldung erstattete. Das war fast Hochverrat. Dafür würde sich Tate ebenso zu verantworten haben wie für seine Befehlsverweigerung.
    »Und so bitten wir Sie, Ruhe zu bewahren und darauf zu vertrauen, dass die Regierung die Nation sicher durch diese Zeit der Tragödien und Krisen führen wird.«
    Ein Signal der Gegensprechanlage leuchtete auf. Ainsworth schaltete ein. »Ja?«
    »Sir, die Sowjets beginnen mit dem Auftanken ihrer Raketen.«
    Ein anderes Signal, eine andere Stimme: »NATO, General Clayborne, Sir.«
    »Auf Monitor zwei.«
    Der Brite erschien auf dem Bildschirm, er sah beunruhigt und abgehetzt aus. »Stuart, wir registrieren hier einige sehr bedenkliche Anzeichen. Die Sowjets tanken ihre Maschinen auf, und wir hatten mindestens ein halbes Dutzend U-Boot-Kontakte, Einheiten, die durch das Skagerrak fahren. Es sieht so aus, als würde jeder verfügbare Kahn der Yankee-Klasse eingesetzt.«
    »Ich weiß. Unser ASW-System bleibt ihnen auf der Spur.«
    »Ganz offen, Stuart, ich bin ratlos. General Muller ist noch nicht zurückgekehrt, und wir sind praktisch mitten in Kriegsvorbereitungen.«
    »Genau das sollt ihr auch tun. Ich würde Ihnen raten, die britischen Atom-U-Boote und die V-Bomberflotte einsatzbereit zu machen.«
    »Du lieber Gott, steht es so schlimm?«
    »Ja«, sagte der Admiral grimmig.
    »Ich begreife es nicht. Die Regierungen der NATO-Staaten sind äußerst beunruhigt. Sie wenden sich an uns um Informationen und Ratschläge. Niemand scheint zu wissen, was in Washington und in Moskau geschieht.«
    »Die Russen evakuieren Moskau«, erwiderte Ainsworth. »Ich finde, das genügt als Hinweis auf ihre Absichten. Sie glauben, ohne den Präsidenten und Bailey sind wir hilflos. Aber ich versichere Ihnen, Alex, das ist nicht der Fall.«
    »Ich habe die Sendung des amerikanischen Außenministers gehört. Ich weiß nicht, was ich davon halten soll. Und Sie?«
    »Ich bezweifle, dass er es selber weiß. Offenbar versucht er die Amerikaner zu überzeugen, dass die Sowjets nichts mit dem Anschlag auf Bailey zu tun haben. Das werden ihm nur wenige glauben und hier bei uns bestimmt kein einziger.«
    »Stuart, sagen Sie es mir, wenn Sie dazu ermächtigt sind. Erwägt ihr wirklich einen Erstschlag? Wir müssen es wissen!«
    »Es ist eine politische Grundregel der USA, niemals als erster anzugreifen.«
    »Danach habe ich Sie nicht gefragt«, sagte

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