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34° Ost

Titel: 34° Ost Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Coppel Alfred
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sowjetische Infanteriewaffe, William«, erklärte er. »Ein Scharfschützengewehr mit Treffsicherheit auf mehr als eineinhalb Kilometer. Für Explosivgeschosse. Es kann schon sein, dass man mich an die Wand stellt, weil ich es Ihnen gezeigt oder auch nur zugegeben habe, dass eine solche Waffe existiert – warten wir ab, immerhin kann man mich nur zur Verantwortung ziehen, wenn wir diesen Tag noch überleben.« Er lächelte trüb. »Ein schönes Spielzeug, nicht wahr? So etwas hätten wir in Stalingrad brauchen können.«
    »Oder bei Borodino?« sagte Tate in ehrlicher Sympathie.
    »Auch bei Borodino, mein Freund.«
    Tate legte dem alten Mann die Hand auf die Schulter. »Danke, Juri. Und … Sie wissen, dass ich unsere Waffenspezialisten darüber informieren muß?«
    »Natürlich, William. Vielleicht haben diese dann mehr Achtung vor den Errungenschaften der sowjetischen Technik. Und wenn unsere Bemühungen heute scheitern, wozu ist diese Wunderwaffe dann noch nütze?«
    Bill Tate sah zu, wie die Russen das Gewehr in Stellung brachten. »Die beiden sind Scharfschützen. Sie werden sich davon überzeugen können«, bemerkte Ulanin.
    »Captain O'Neill, Sie verteilen Ihre Leute bei der Südmauer«, sagte Tate. »In Deckung bleiben, bis ihr Feuer beim Nordtor hört – und dann nichts wie drauf!«
    »Wird gemacht, Sir.«
    »Noch etwas …« Der General nahm den Offizier beiseite. »Es könnte sein, dass sich die Marines nicht abhalten lassen und sofort angreifen. Immerhin haben sie den direkten Befehl von Ainsworth. Durchaus denkbar, dass sie keine Rücksicht auf Mr. Bailey nehmen. Wenn es also auf Biegen oder Brechen geht und die Marines tatsächlich angreifen, dann gibt es für Sie nur eines, Captain: Sie kommen uns ins Kloster nach. Ich werde versuchen, die alten, aus dem Fels gehauenen Gänge zu finden, die vom Beinhaus zu den Resten des alten Friedhofs bei der Südwestecke der Umfassungsmauer führen. Wenn ich sie finde, markiere ich sie auf dem Plan, den ich Ihnen schicke. Falls die Marines absolut nicht zurückzuhalten sind, dann kommen Sie so rasch als möglich. Robinson und ich werden dringend Verstärkung brauchen.«
    »Jawohl, Sir.«
    Tate schaute dem Captain zu, der seine Gruppe sammelte, dann drehte er sich nach Sergeant Robinson um. »Nun, was meinen Sie, Crispus?«
    »Wenn wir's bis hinein schaffen, kriegen wir Bailey, Sir.«
    »Wir müssen drin aber leise sein.«
    Der Sergeant zog ein Wurfmesser und wog es sachte auf der offenen Hand. »Es gibt nichts Leiseres als das hier, Sir.«
    Aus der Gruppe der trauernden Mönche löste sich eine Gestalt. Es war Captain Elman, der mit einem schwarzen Bündel und einem gerollten Plan unter dem Arm mit großen Schritten auf die Hubschrauber zukam.
    Der Bildschirm in Admiral Ainsworth' Kommandozentrale zeigte bekannte Gesichter, und er betrachtete die Gruppe mit wachsendem Ärger. Sämtliche amerikanischen TV-Stationen übertrugen die Sendung live; das Treffen war ohne Zustimmung der Vereinigten Stabschefs erfolgt.
    Als Sprecher der Versammelten hatte man offenbar Außenminister Ramsey Green gewählt, einen so völlig farblosen Politiker, dass nicht einmal ein Drittel der US-Bevölkerung seinen Namen kannte. Hinter ihm saßen fünf Mitglieder des Kabinetts, zuständig für die Ressorts Innenpolitik, Gesundheitswesen und Wohlfahrt, Landwirtschaft, Verkehr, Industrie. Neben Green hatten die beiden Fraktionsführer des Senats und der ältliche Vorsitzende des Ausschusses für auswärtige Angelegenheiten Platz genommen. Allem Anschein nach waren die in größter Eile zusammengeholten Männer zu dem Zweck versammelt, das Machtvakuum zu füllen, das durch das Fehlen von Präsident und Vizepräsident entstanden war. Es war schwer abzuschätzen, über welche Informationen sie im einzelnen verfügten; aber was es auch war, konkrete Fakten konnten nur von der CIA und vom Außenamt stammen, waren also im wesentlichen nichtmilitärischer Natur. Dem Admiral erschien es bezeichnend für die Disziplinlosigkeit der Männer aus der Umgebung des verunglückten Präsidenten, dass sie Fowler Beals Amtsnachfolge glatt ignorierten, von dem Moment an, als es bekannt wurde, dass man ihn ins Pentagon gebracht hatte.
    Nur eines war für Ainsworth angesichts dieser Intrige erfreulich: Niemand aus dem Verteidigungsministerium nahm daran teil. Wäre allerdings Dickinson nicht ums Leben gekommen, dann säße er heute höchstwahrscheinlich dort. Und sein Stellvertreter, der ein gehöriges

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