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34° Ost

Titel: 34° Ost Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Coppel Alfred
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Kommandant?«
    »Wir befinden uns am Rand der amerikanischen Zone – so wie Sie angeordnet haben«, erwiderte Bogdanow.
    Rostow starrte zu der fremden Küste hinüber. Tausende von Kilometern lagen zwischen dieser Küste und dem Ort, an dem der Weg des Anatolij Igorewitsch Rostow vor fünfzig Jahren auf einer Kolchose in einer Zeit drohender Hungersnot und Stalinistischen Terrors begonnen hatte. Aber er hatte immer gewußt, dass die Kornfelder Südrusslands nicht sein einziger Horizont bleiben würden.
    Der Komsomol, die Partei, das MWD … er hatte sie sich zunutze gemacht und dafür gute Dienste geleistet, und nun stand er in der vordersten Reihe jener grauen Hierarchie, die ein Fünftel der Erde beherrschte und die Politik von zwei Fünftel der Menschheit bestimmte. Übertriebener Stolz galt im kommunistischen Kodex als Todsünde, doch allzu große Bescheidenheit gehörte nicht zu Rostows Eigenschaften.
    Plötzlich sah er etwas, einen winzigen Punkt, der am fahlen Himmel erschien. Er hielt ihn zuerst für einen Meeresvogel, der im grellen Licht der Sonne nicht deutlich zu erkennen war, dann wuchsen mit einem Mal dem Vogel Flügel, und im geräuschlosen Anflug wurde er immer größer und bedrohlicher.
    Ein Alarmruf aus der Gefechtszentrale kam durch die Lautsprecher, doch bevor man den Sinn der Worte verstehen konnte, war das dunkle Etwas zu einem Flugzeug geworden, aus dessen Bauch Raketen hervorwuchsen. Eine donnernde, brausende akustische Stoßwelle ging ihm voraus, die der Besatzung der ›Allende‹ noch in den Ohren dröhnte, als die Maschine dicht über sie hinwegraste. Die Brückenbesatzung hastete nach Lee, um die amerikanische Maschine seewärts verschwinden zu sehen. Sekundäre Druckwellen knallten gegen die Decksaufbauten der ›Allende‹ und gegen die Brücke, Seekarten flatterten, lose Gegenstände klirrten.
    Betroffen blickte Rostow Kommandant Bogdanow an. Das Gesicht des Kapitäns hatte sich in zorniger Verlegenheit gerötet. Die Navigationsoffiziere riefen aufgeregt durcheinander.
    »War das ein amerikanisches Flugzeug, Genosse Kommandant?« fragte Rostow in scharfem Ton.
    »Jawohl«, antwortete Bogdanow.
    Einer der jüngeren Navigationsoffiziere platzte heraus: »Hätte der Yankee Ernst gemacht, wären wir jetzt alle tot.«
    Kommandant Bogdanow wies ihn heftig zurecht und gebot absolute Stille auf der Brücke. Die Radarmonitoren vor dem Rudergänger erstrahlten plötzlich in grünlichem Licht, und aus dem Lautsprecher kam die Stimme des Zweiten Offiziers: »Er wendet, Genosse Kommandant. Er kommt zurück.«
    Trasks erster Anflug gegen das sowjetische Schiff hatte ihn weit aufs Meer hinausgetragen. Nun ließ er seine Geschwindigkeit absinken und zog die Maschine in eine weite Kurve, um die Eindringlinge an die Grenzlinie der amerikanischen Hoheitsgewässer zu drängen. Während er das Manöver ausführte, sprach er ins Mikrofon:
    »Echo Sierra Control, hier Speerwerfer. Meldung an Hochkommissare Zypern: Russisches Raketenschiff der Guevara-Klasse um …« Er warf einen Blick auf den Chronographen auf dem Instrumentenbrett. »… 11.47 Uhr Ortszeit innerhalb des amerikanischen Sektors entdeckt. Gleiche Meldung an Beobachterteam Zentralzone. Benachrichtigen Sie auch Sechste Flotte. Speerwerfer untersucht den Vorfall.«
    Der Kontrollturm in Es Schu'uts zeigte sich unsicher. »Speerwerfer, Echo Sierras Radar zeigt die Spur des Wasserflohs an der Grenzlinie. Sollen wir Wappenkönig benachrichtigen?«
    »Wappenkönig« war die Kodebezeichnung für General Tates Hubschrauber; dieser war vielleicht noch in El Arisch oder befand sich schon auf dem Heimflug. Trask legte trotz des Drucks seiner Sauerstoffmaske die Stirn in Falten. Admiral Ainsworth hatte ihn warnend darauf hingewiesen, dass General Tate dazu neigte, alles selbst in die Hand zu nehmen und nichts an seine Untergebenen zu delegieren. Dies aber war der klare Fall einer Verletzung amerikanischer Hoheitsrechte. Das sowjetische Schiff mochte sich jetzt an der Grenzlinie befinden, aber Trask war ganz sicher, dass es sich noch vor wenigen Augenblicken weiter küsteneinwärts befunden hatte. Er war fest entschlossen, die verdammten Schnüffler diesmal nicht ungestraft davonkommen zu lassen. Zu oft war es ihnen bisher schon gelungen.
    »Negativ zu Ihrer Anfrage bezüglich Wappenkönig«, antwortete er. »Das erledige ich.«
    »Brauchen Sie Hilfe von Echo Sierra Control, Speerwerfer?«
    Trask lächelte. Sie hatten es geschafft, die vier Shrikes

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