34° Ost
einer Reihe von Statistiken über die Sinai-Halbinsel, einer politischen und geographischen Strukturanalyse der entmilitarisierten Zone und einer kurzen Zusammenfassung der von den Vereinten Nationen durchgeführten Aktionen im Nahen Osten die folgende Erklärung:
»Das seit langem erwartete Zusammentreffen von Talcott Quincy Bailey, Vizepräsident der Vereinigten Staaten von Amerika, und Anatolij Igorewitsch Rostow, Stellvertretender Ministerpräsident der Sowjetunion, wird, wie vorgesehen, morgen um 18 Uhr in der Zentralen Zone der Sinai-Halbinsel erfolgen. Nach einer kurzen Zeremonie unter Teilnahme von Mitgliedern der UNO-Kommission wird damit die Erneuerung des Zypernabkommens stattfinden. Auch Vertreter der Vereinigten Arabischen Republik und des Staates Israel werden das Dokument unterzeichnen, das die Signatarmächte zur Beibehaltung des Status quo ante auf weitere drei Jahre verpflichtet.«
Anschließend bemühte sich der Presseoffizier noch einmal, den Korrespondenten zu erklären, dass die Bestimmungen des ursprünglichen Abkommens es schwer, wenn nicht gar unmöglich machten, die Presse in ihrer Gesamtheit in der Zentralen Zone unterzubringen, dass aber die in der Zone akkreditierten Journalisten, zu einem Pool zusammengeschlossen (und von einem erweiterten technischen Stab unterstützt), eine umfassende Berichterstattung über das historische Ereignis gewährleisten würden. Womit er die Vertreter der westlichen Presse weder erfreute noch zufrieden stellte, aber es blieb ihnen nichts anderes übrig, als murrend abzuziehen.
Um 12.07 Uhr Ortszeit beendete Bruder Anastasius aus dem Katharinenkloster sein Fasten mit einem Schluck Wasser. Er kam aus der Felsenhöhle hervor, in der er die Nacht und den Vormittag verbracht hatte, und ließ einen müden Blick über das rostbraune, glitzernde Panorama des südlichen Sinaimassivs schweifen. Sein Kopf schmerzte; als er mit den schwerfälligen Schritten eines Siebzigjährigen in das grelle Sonnenlicht hinaustrat, fingen seine Augen zu tränen an. Die Hitze des Mittags traf ihn wie ein Keulenschlag. Langsam und mit großer Mühe machte er sich nun daran, den mit Geröll bedeckten Pfad zur Oase Feiran hinunterzuklettern.
Um 8.07 Uhr Ortszeit empfing die sowjetische Orbital-Kontrollstation in Utata, an der mongolischen Grenze, Daten von Kosmos 623.
Fünfhundertachtzig Kilometer über dem Sajanischen Gebirge an der Südgrenze der UdSSR summte und zwitscherte der Himmelsspion im Sonnenlicht. Er hatte auf seiner letzten Erdumkreisung das Rote Meer, die Sinai-Halbinsel und das östliche Mittelmeer überflogen. Jetzt warf er das Nachrichtenmaterial, das er auf seinem Computer gespeichert hatte, in verschiedenen Serien aus. Dieses Material bestand aus Infrarot-Abtastdaten, aufgefangenen Radiosendungen und Fotos, die maschinell auszuwerten waren. Sie waren von ausgezeichneter Qualität, da das von den Kameras erfasste Gebiet nahezu frei von Wolken oder atmosphärischen Störungen gewesen war.
Der Empfang in Utata war gut; die Signale wurden ohne Verzerrung aufgezeichnet und routinemäßig zur Vorentschlüsselung den Stationscomputern zugeführt. Die neuen Bänder wurden dann zu den Eingabeeinheiten gebracht, per Kabel nach Baikonur überspielt und dort von Raumnachrichtentechnikern untersucht und ausgewertet. Gebührende Beachtung wurde auch der Übertragung aus einem amerikanischen Samos-Satelliten geschenkt, dessen Umlaufbahn die von Kosmos 623 kreuzte, ferner der Position der sowjetisch-amerikanischen Raumstation Apollo-Sojus III, die in achthundert Kilometer Höhe die Erde umkreiste, und dem über dem Mittelmeer befindlichen Telstar im Synchronorbit, der den amerikanischen Fernsprechverkehr und Radio- und Fernsehprogramme übertrug.
In Baikonur wurden alle Informationen, die für den militärischen Nachrichtendienst von Interesse waren, ausgesondert und, wiederum über absolut sichere Kabel, dem GRU-Haupt-quartier auf dem Arbatskaja-Platz in Moskau übermittelt, wo sie nur sechsundzwanzig Minuten nach ihrem Abspielen von Kosmos 623 eintrafen.
Normalerweise wurden solche Fotos, wie sie von dem Kosmos-Satelliten geliefert wurden, von Offizieren mittlerer Ränge der Informationszentrale des Generalstabs der Roten Armee routinemäßig bearbeitet. An diesem Morgen aber sahen sich die Techniker, deren Aufgabe es war, die Bänder in Fotos umzuwandeln, von Stabsoffizieren des GRU, des Heeresnachrichtendienstes und des KGB umgeben. Nur wenige Minuten zuvor hatten das
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