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34° Ost

Titel: 34° Ost Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Coppel Alfred
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befand. Aber es war bereits sonnenklar, dass ein Zwischenfall stattgefunden hatte.
    Beaufort streifte Tate mit einem besorgten Blick. Der General schüttelte kaum merkbar den Kopf und sagte: »Gehen wir herunter, Jimmy.« Er nahm seinen Helm ab und fuhr sich mit der Hand durch das feuchte, kurz geschnittene Haar. Er war selbst daran schuld, dachte er bitter. Er hätte Trask nie fliegen lassen dürfen, ohne ihn zuvor eingehend über die empfindliche Situation in der Zone informiert zu haben. Erst kürzlich hatte er überlegt, wie er Trask mit einem Minimum an militärischer Unhöflichkeit an Admiral Ainsworth zurückstellen könne. Jetzt aber bekam das Problem andere Dimensionen. Das mindeste, was er von Juri Ulanin und seinen Leuten zu erwarten hatte, war die Forderung, Trask unverzüglich abzulösen und ihm einen strengen Verweis zu erteilen – aber gerade so ein Zugeständnis konnte sich niemand leisten, der mit Russen zu tun hatte. Tate wußte, dass eine solche Handlungsweise automatisch als Schwäche ausgelegt und eine ganze Reihe von Rechtsansprüchen und Provokationen zur Folge haben würde.
    Er wandte sich um und sagte zu den Journalisten: »Wir haben da eine Störung in der zivilen Satellitenverbindung, meine Herren. Sie werden Ihre Berichte von der Ausschusssitzung über das militärische Nachrichtennetz durchgeben müssen. Der diensthabende Sicherheitsoffizier wird Ihnen einen Kanal freigeben.« Das war reine Verzögerungstaktik, und die Korrespondenten würden es auch sofort merken, sobald sie im ›Glashaus‹ eintrafen und von dem Zwischenfall erfuhren. Ihr Vertrauen in die Glaubwürdigkeit des Militärs würde erschüttert sein, Tate aber hatte Zeit gewonnen. Zeit wofür? fragte er sich. Aus rein persönlichen, subjektiven Gründen hatte Trask militärisch versagt – nein, das stimmte nicht –, militärisch war seine Vorgangsweise gerechtfertigt und korrekt. Das Versagen war ein politisches gewesen. Und darum würde es einen Mordswirbel geben. Wenn die Russen es wollten, konnten sie die unvermeidlichen Auseinandersetzungen zu einem Vorwand aufbauschen, das Zusammentreffen in der Zentralen Zone abzusagen. Noch heute gruselte es die Männer im Weißen Haus, wenn sie an den U-2-Zwischenfall und das Scheitern der Pariser Gipfelgespräche zu Zeiten Eisenhowers zurückdachten.
    Ein Blick genügte Tate, um festzustellen: der Richter wußte, dass etwas vorgefallen war, was außerhalb des Üblichen lag. Gott sei Dank, dass der alte Mann geistig so rege war, dachte Tate. Ich werde alle seine juristischen Kniffe brauchen, bevor die Sache überstanden ist.
    Der Hubschrauber setzte auf, und zwei Stabsfahrzeuge rollten heran. Crissman und Vano murrten über die ›Probleme‹ der Nachrichtenverbindungen, während sie den ersten Wagen bestiegen. Als sie abgefahren und nur mehr Militärpersonal anwesend war, wandte sich Tate an Liz Adams: »Rufen Sie sofort die Funkzentrale an und veranlassen Sie, dass die zivile Satellitenverbindung ab sofort bis auf weiteres unterbrochen wird. Dann teilen Sie Major Paris mit, dass er alle zivilen Funkmeldungen, die über das militärische Nachrichtennetz gehen, vorher mit mir abzuklären hat. Und schließlich finden Sie mir Colonel Trask und bringen Sie ihn blitzartig in mein Büro. Nehmen Sie sich Sergeant Robinson mit und sagen Sie Trask, dass er niemandem gegenüber Erklärungen abzugeben hat. Das ist ein dienstlicher Befehl, Trask mit niemandem sprechen zu lassen. Sergeant Robinson ist ermächtigt, Trask, wenn nötig, unter strengen Arrest zu stellen.«
    Liz Adams nickte entgeistert. Tate wandte sich an Colonel Seidel: »Wir haben einen verdammt ernsten Zwischenfall auf dem Hals. Dieser Trask hat Rostows Schiff an der 15-Kilometer-Grenze gestoppt. Dank der verfluchten Heimlichtuerei der Russen und Ainsworth' Schützling sind wir jetzt in Teufels Küche.« Für seine Sekretärin brachte er ein gequältes Lächeln zustande. »Los, Liz. Nehmen Sie den Wagen.«
    Er steckte den Kopf in die Helikopterkanzel, wo Sergeant Anspaugh und Captain Beaufort mit dem Ausfüllen der Flugpapiere beschäftigt waren und die Ohren spitzten, um zu hören, was auf der Rampe gesprochen wurde. »Sieht nicht so aus, als ob wir heute noch fliegen würden«, sagte er, »aber halten Sie sich für alle Fälle bereit.«
    »Soll ich einen Wagen kommen lassen, General?« fragte Beaufort.
    »Nein, Jimmy. Ich werde den Jeep des Operationsoffiziers stehlen. Kommen Sie, Richter. An die Arbeit.«
    Der

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