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34° Ost

Titel: 34° Ost Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Coppel Alfred
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ihres Volkes.
    Eine Weile hielt sie inne, mit einem stillen Lächeln, und dachte an General William Tecumseh Sherman Tate. Sie dachte an das hagere Gesicht und an diese Augen, die manchmal blau waren wie ihre eigenen, manchmal kalt und grau wie das winterliche Meer. Sie fragte sich, warum wohl seine Frau ihn verlassen hatte. Sie mußte wie eines dieser Mädchen im Falascha-Hotel gewesen sein, die auf ein sorgloses Leben Anspruch zu haben glaubten, aber in der Wüste, mit einer Uzi-Maschinenpistole in der Hand, hilflos wären. Die Unterschiede zwischen Sabras und Amerikanerinnen waren so groß, dass sie es längst aufgegeben hatte, sie zu begreifen. Und doch war der General zu ihr, zu Deborah Zadok gekommen und zu keiner von denen – obwohl er sie sich hätte aussuchen können, darüber bestand kein Zweifel. Sie hatte gehört, wie die Mädchen über ihn redeten.
    Konnte dieser blonde Amerikaner mit einer Jüdin glücklich sein? Ja, manchmal, in den Augenblicken selbstvergessener, rückhaltloser Hingabe auf einem einsamen Strand, in der dunklen Kühle seines Zimmers – wo immer er die Zeit und die Gelegenheit fand, derer sie bedurften. Sie dachte an diesen Männerkörper, auf dem das Kriegshandwerk viele Narben hinterlassen hatte. In rascher Folge und mit großer Deutlichkeit stiegen Erinnerungen auf – sie fühlte das raue Leinen der Zeltbahn, auf der sie lag, nackt, glänzend von Schweiß, und Bill Tate, der ihren Körper erforschte und sie vor Lust aufstöhnen ließ. Liebe war es vielleicht nicht, aber was machte das aus? Es brachte einen um den Verstand, es lähmte den Willen. Hatte der Mosa'ad das alles einkalkuliert? Aber was wußten die grimmigen Männer in Jerusalem von Liebe und Lust?
    Sie schrak auf, als das Fernsehtelefon läutete. Sie schloß die Wandverkleidung und nahm den Hörer ab. Sofort erschien auf dem kleinen Bildschirm das runde, bärtige Gesicht Dov Rabins.
    »Haben Sie schon zu Mittag gegessen, Deborah? Ich lade Sie ins ›Falascha‹ ein.«
    Alle Fernsehtelefongespräche innerhalb der amerikanischen Zone wurden aufgezeichnet und von Sam Donaldson, dem Chef der CIA-Station, oder einem seiner Leute überprüft. Deborah wußte, dass es sich hier nicht einfach um eine Einladung zu einem gemeinsamen Essen handelte.
    »Ich bin in zehn Minuten da.«
    »Ich erwarte Sie in der Bar.«
    »Gut. Schalom, General.«
    Sie verließ das Büro und ging durch die grelle Sonne des frühen Nachmittags ins ›Falascha‹ hinüber. Dov Rabin wartete schon. Er trug wie immer ein offenes Uniformhemd und zerknitterte Hosen. Sie aßen schnell und redeten kaum. Es waren auffallend wenige amerikanische Offiziere anwesend, der Speisesaal war hauptsächlich von Zivilisten bevölkert. Als sie und Dov das Hotel verließen, trafen sie die beiden Journalisten, Abel Crissman und Thomas Vano. Sie hatten den General nach El Arisch begleitet, schienen aber von der zunehmenden Spannung unter den Militärs nichts zu merken. Etwas, das am Rande erwähnt wurde, ließ Deborah aufhorchen. In den regulären Satellitenverbindungen war eine Störung aufgetreten, und die Routineberichte über die Sitzung in El Arisch mußten über das militärische Nachrichtennetz durchgegeben werden. Wenn man sich vor Augen hielt, wie viele verschlüsselte Funknachrichten das Netz heute aufzunehmen hatte, schien es seltsam, dass man den Presseleuten die militärischen Nachrichtenverbindungen zur Verfügung stellte.
    Deborah und Dov gingen zum Strand hinunter. Er war fast menschenleer. Sie gingen an der kleinen Gruppe Badender vorbei, die anscheinend das Meer dem gefilterten Süßwasser im Schwimmbecken des ›Falascha‹ vorzogen. Als sie außer Hörweite waren, sagte Dov: »Ich habe die Information erhalten, dass das Abu-Mussa-Kommando möglicherweise von Südjordanien nach Sinai eingesickert ist.«
    Seit dem Yom-Kippur-Krieg hatten die Terroristen viel von ihrer Beliebtheit unter den Arabern eingebüßt. Bis zu einem gewissen Grad waren sie für die Aushöhlung des Friedens verantwortlich, mit dem diese Auseinandersetzung geendet hatte. Die Araber, des jahrzehntelangen Blutvergießens müde, wandten sich von ihren früheren Helden ab.
    Mit ihrer Weigerung, sich mit weniger als der vollständigen Vernichtung des Staates Israel zufrieden zu geben, hatten die Guerillas ironischerweise mitgeholfen, die Supermächte nach Sinai zu bringen.
    Deborah wußte eine ganze Menge über Guerillas und über die Abu Mussa. Von der legendären Leila Jamil befehligt,

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