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34° Ost

Titel: 34° Ost Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Coppel Alfred
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Fernsehleute mit Fotoapparaten, Filmkameras und Tonbandgeräten in Es Schu'uts eingetroffen. Da es in der Zentralen Zone keine Einrichtungen für eine direkte Boden-Satelliten-Übertragung gab, mußten die Zeremonien aufgezeichnet und von der Echo-Sierra-Funkstelle gesendet werden. Dennoch hatten die TV-Techniker auf dem Landeplatz eine beachtliche Menge von Geräten ausgeladen, für deren Transport zwei riesige Turbolastwagen vonnöten waren. Üblicherweise hätte man das ganze Zeug vorausgeschickt, um es bei der Ankunft des Vizepräsidenten und des Stellvertretenden Ministerpräsidenten an Ort und Stelle zu haben. Doch die strengen Bestimmungen beschränkten die Bewegungsfreiheit von Personen, die nicht der UN-Truppe angehörten, und so mußten die Neuankömmlinge dem Konvoi des Vizepräsidenten eingegliedert werden. Paul Bronstein, der als Baileys Sprecher fungierte, hatte noch spätnachts eine Pressekonferenz im Hotel Falascha abgehalten. Und sogar dabei war ein kleiner Zwischenfall zu verzeichnen gewesen. Bronstein hatte sich geweigert, die Presseoffiziere des Kontingents an der Konferenz teilnehmen zu lassen, weil ihre Anwesenheit eine ›abschreckende‹ Wirkung haben könnte. Angehörige des Informationsdienstes des Kontingents hatten sich daher veranlasst gesehen, ihrerseits eine zweite Pressekonferenz einzuberufen, um die Gäste über die einzelnen militärischen Einrichtungen im amerikanischen Sektor, die für die Fahrt getroffenen Vorkehrungen und die in der Zentralen Zone bereitgestellten Unterkünfte zu informieren. Sam Donaldsons CIA-Leute hatten natürlich beiden Konferenzen beigewohnt, obwohl Paul Bronstein nichts davon wußte. Um sieben Uhr morgens war der Konvoi zusammengestellt. Die Gruppe des Special-Forces-Detachments unter dem Kommando von Sergeant Robinson stand in Bereitschaft, die Video-Recorder und TV-Kameras waren aufgeladen. Tate stellte fest, dass die Vorbereitungen typischerweise viel zu früh abgeschlossen worden waren, so dass die Männer jetzt, Stunden vor der Abfahrt, untätig herumstehen mußten. Zum ersten Mal an diesem Morgen nahm er sich die Freiheit, sich ausgiebig zu ärgern. Er blieb eine Zeitlang stehen und beobachtete den Konvoi und die Soldaten, die auf dem Hauptplatz des Barackenlagers warteten. Der Himmel war leicht bewölkt, und die aufgehende Sonne warf lange, blasse Schatten über das Gelände. Das Sternenbanner und die Flagge der Friedensstreitmacht hingen schlaff von ihren Masten vor dem Gebäude des Hauptquartiers. Der letzte Frost der Wüstennacht wich, die zum Morgendienst Eingeteilten verließen ihre Unterkünfte im ›Falascha‹ und anderen Quartieren und zottelten zum grell glitzernden Turm des ›Glashauses‹ hinüber.
    Tate rief Sergeant Robinson zu sich und wies ihn an, seine Männer wegtreten und den Bereitschaftsraum aufsuchen zu lassen, wo sie rauchen, sich unterhalten und Kaffee trinken konnten, ohne das militärische Dekorum des wartenden Konvois zu verletzen. Dann kehrte er in sein Büro zurück, um dort die Ankunft von Colonel Seidel und Baileys Stab abzuwarten.
    Colonel Crowell, der Adjutant des Vizepräsidenten, suchte Tate um acht Uhr auf und teilte ihm mit, dass Jason Seidel auf Wunsch des Vizepräsidenten die offizielle Abordnung in die Zentrale Zone begleiten würde.
    »Genehmigt, Colonel«, sagte Bill Tate. »Es war meine Absicht, ihn auf jeden Fall mitzuschicken, da der Vizepräsident es lieber sieht, dass ich in Es Schu'uts verbleibe.«
    Crowell besaß den Anstand, ein verlegenes Gesicht zu machen. »Ich bedaure das ehrlich, General«, sagte er. »Sie verstehen, dass ich in dieser Sache nichts tun kann.«
    »Das versteh' ich, Colonel. Ich beneide Sie nicht um Ihren Auftrag«, erwiderte Tate kalt.
    Crowell fühlte sich verpflichtet, ihm Baileys Einstellung zu erklären. »Er ist nicht engstirnig, General. Wirklich nicht. Er hat sehr ausgeprägte Ansichten über das militärische Establishment, das ist alles.«
    »Ihre Loyalität macht Ihnen Ehre«, sagte Tate trocken. »Der Vizepräsident und ich sind in fast allen Dingen verschiedener Meinung – eine Tatsache ausgenommen: dass er der Vizepräsident ist. Mangels gegenteiliger Anordnungen des Präsidenten werde ich seinen Wünschen in nahezu allen Punkten entsprechen.«
    »Ja, natürlich, Sir.«
    Abschätzend betrachtete Tate den Colonel. Ein Berufsoffizier mit viel Fronterfahrung, nicht ein Politiker in Uniform. Das war ein Trost. »Ich habe Sergeant Robinson das Kommando über die

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