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34° Ost

Titel: 34° Ost Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Coppel Alfred
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Guerillaaktionen bekannt geworden, von denen Donaldson und Paris nichts wissen?« fragte Seidel.
    »Die Arabische Front hat sich sehr ruhig verhalten. Es gibt natürlich Gerede, aber das ist bei den Arabern nichts Ungewöhnliches.«
    »Nur Gerede, nichts Konkretes?«
    Rabin zuckte die Achseln. »Was zeigen die Satelliten, Colonel Seidel?«
    »Sehr wenig.«
    »Wir erwarten Kosmos-Material vom Mosa'ad, aber es wird kaum vor heute Abend eintreffen«, sagte Rabin. »Ich habe Auftrag gegeben, es Ihnen sofort nach Einlangen nach Es Schu'uts zu schicken.«
    Nur mit Mühe bezähmte Tate seine Ungeduld. Er fand die Arbeit der Nachrichtendienste übertrieben und unnötig kompliziert. Es war den höheren Kommandorängen beiderseits 34° Ost wohl bekannt, dass russische und amerikanische Satelliteninformationen routinemäßig ›gestohlen‹ und so von beiden Seiten ausgewertet wurden. Aber gerade weil sie so leicht zu beschaffen waren, empfahl es sich, sie mit Vorsicht aufzunehmen.
    »Wird der Konvoi bis zur entmilitarisierten Zone Luftsicherung haben, General?« erkundigte sich Rabin.
    »Ja.«
    »Ich bin erleichtert, das zu hören.«
    »Haben Sie Sorgen, Brigadier?« fragte Seidel.
    »Nein. Aber man muß mit allem rechnen, stimmt's, Colonel? Soweit mir bekannt ist, nehmen hauptsächlich Zivilisten an der Fahrt teil: Politiker, Reporter und Techniker mit ihren Geräten. Offen gesagt, ich hätte lieber weniger Statisten und mehr einsatzfähige Soldaten. Aber mir steht ja keine Entscheidung zu.«
    Die Anwesenden verstanden sehr gut, was Rabin damit meinte: Die Israelis, erfahren im Umgang mit den arabischen Guerillas, würden die Sache anders angepackt haben. Doch die Hauptverantwortung für das, was jetzt auf Sinai geschah, lag bei Russen und Amerikanern und nicht mehr bei Israelis und Ägyptern. Die Supermächte hatten die langwährenden Konfrontationen im Nahen Osten in Eigenregie übernommen, weil ihre eigenen nationalen Interessen es so erforderten.
    »Da wäre noch etwas«, sagte Tate zu Seidel, nachdem Rabin mit seinen Offizieren auf den Sammelplatz gegangen war. Ganz gegen seine Art schien er sich heute im Gespräch schwer zu tun. »Kümmern Sie sich bitte um Captain Zadok.«
    »Ich werde tun, was ich kann, Bill.«
    »Ich habe ein ungutes Gefühl bei diesem Transport. Ich weiß nicht, warum. Vielleicht weil es gegen alle Vernunft ist, einen so fetten Köder, wie der Vizepräsident der Vereinigten Staaten ihn darstellt, dort auszulegen, wo die Araber nur zuzupacken brauchen. Auf dem Weg von hier in die Zentrale Zone könnte Bailey in eine scheußliche Lage geraten.« Er blickte mit gerunzelter Stirn zur Flagge der Friedenstruppe auf, die vom Mast flatterte. »Na ja, ich rechne nicht damit, dass etwas passiert. Aber wenn doch … ich werde nicht dabei sein. Und das macht mich verdammt nervös. Also – Sie tun mir den Gefallen, nicht wahr? Wegen Captain Zadok, meine ich?«
    Seidel war gerührt. Bill Tate hatte noch nie so vertraut mit ihm gesprochen, nie zuvor war er so verwundbar erschienen. Bis zu diesem Augenblick hatte er niemals zugegeben, was Seidel ohnehin wußte – dass er Deborah Zadok sehr nahe stand.
    Er hätte Bill Tate nur zu gerne darauf hingewiesen, dass sie sehr leicht der Stein sein mochte, über den er stolpern konnte. Er hätte ihm sagen mögen, dass es angezeigt war, jetzt und hier mehr an seine eigenen Interessen zu denken. Er war schließlich einer der vielversprechendsten jungen Offiziere der Armee, noch bis gestern ein potentieller Chef des Generalstabs und Anwärter auf das Amt des Vorsitzenden der Vereinigten Stabschefs. Für eine Deborah Zadok setzte man das nicht aufs Spiel. Aber er gab ihm die Antwort, die General Tate von ihm erwartete: »Ich werde tun, was ich kann, Bill.«
    Dale Trask beobachtete die Abfahrt des Konvois mit gemischten Gefühlen. Der Schwung und der militärische Elan, mit dem die Wagenkolonne sich in Bewegung setzte, erfüllten ihn mit perversem Stolz – wenngleich ihn die geringe Zahl der Begleitgruppe erstaunte, die dem Vizepräsidenten Schutz geben sollte. Das war eine Sache, von der er Admiral Ainsworth ausführlich berichten mußte, wenn man ihn in Ungnade entließ und nach Washington zurückbeorderte, woran er nicht im geringsten zweifelte. Aber abgesehen von den wenigen Soldaten, bot die Autokolonne doch einen recht eindrucksvollen Anblick.
    Im ersten Turbojeep saßen drei feldmäßig ausgerüstete Angehörige der Special Forces. Ihnen folgte der

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