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35 - Sendador 02 - In den Kordilleren

35 - Sendador 02 - In den Kordilleren

Titel: 35 - Sendador 02 - In den Kordilleren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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als ob er uns aushorchen und unsere Auskünfte dann zu seinem Vorteil benutzen wolle. Dann fügte ich fragend hinzu:
    „Und warum sind Sie gekommen, die Tobas zu überfallen? Sind Sie etwa Todfeinde derselben?“
    „Nein“, antwortete er, wohl wissend, daß eine Bejahung meiner Frage seine Lage nur verschlimmern könne. „Sie sind unsere Freunde.“
    „Aber Freunde überfällt und tötet man doch nicht!“
    „Der Sendador hat uns dazu verführt“, entschuldigte er sich.
    „Nun, so sehen Sie ja gleich, daß die Bekanntschaft mit diesem Mann Ihnen Unheil bringt. Kennen Sie ihn näher?“
    „Er kommt zuweilen zu uns. Weiter wissen wir nichts.“
    „Wo hat er seinen heimlichen und ständigen Aufenthalt im Gran Chaco?“
    „Das hat er uns noch nie gesagt. Er wandert überall umher.“
    „Ich hörte, daß sich dieser Ort bei Ihnen befinde!“
    „Da hat man Ihnen die Unwahrheit gesagt.“
    „Hm! Seit wann befindet sich der Sendador jetzt bei Ihnen?“
    „Seit mehreren Wochen schon.“
    „Und woher kommen Sie jetzt?“
    „Direkt aus unseren Dörfern.“
    „Er hat Sie dort aufgesucht?“
    „Ja.“
    „Ich hörte, daß er vor mehreren Tagen am Nuestro Señor Jesu-Christo eine Anzahl von Weißen überfallen habe?“
    „Das ist nicht wahr, denn er ist seit einigen Wochen bei uns gewesen.“
    „Und doch sagt man, daß er sich gerade in der letzten Zeit in Palmar befunden habe!“
    „So irrt man sich gewaltig.“
    „Die Weißen, welche er am Kreuz überfallen wollte, sind ihm zuvorgekommen und haben ihn gefangengenommen; er aber entkam, weil einer derselben ihn entfliehen ließ. Zum Dank dafür überfiel er sie später abermals und nahm sie, zwei ausgenommen, gefangen.“
    „Was Sie da erzählen, klingt mir so, daß ich es unmöglich glauben kann.“
    „So wissen Sie auch nicht, wohin er diese Gefangenen transportiert hat?“
    „Nein.“
    „Ich hörte, daß er sie zu den Mbocovis geschafft habe?“
    „Davon müßte vor allen Dingen ich wissen, denn ich bin der oberste Kazike aller Dörfer der Mbocovis. Überhaupt machen wir keine weißen Gefangenen. Wir sind die besten Freunde der Weißen und haben noch niemals einen von ihnen als Gefangenen bei uns gehabt.“
    „Wirklich nicht?“
    „Niemals!“ antwortete er mit einem aufrichtig sein sollenden Gesicht.
    „Auch einen gewissen Pardunna aus Goya mit seinem Sohn nicht?“
    „Nein.“
    „Oder kennen Sie vielleicht einen Weißen, welcher Adolfo Horno heißt?“
    „Ich habe ihn noch nie gesehen.“
    „Und doch soll er sich bei Ihnen befinden!“
    „Das hat mir der viejo Desierto auch schon gesagt; aber es ist die größte Lüge, die es nur geben kann.“
    „Der Schwiegersohn des Sendador soll ihn gefangen genommen und zu Ihnen gebracht haben.“
    „Nennen Sie mir den Namen dieses Mannes, welcher diese Verleumdung ausgesprochen hat und ich werde ihm mein Messer in das Herz stoßen!“
    Jetzt räusperte sich der alte Desierto in einer Weise, welche den Roten nicht auffallen konnte, mir aber als Wink diente, dieses Thema nicht weiter zu verfolgen. Ich verstand den Alten und fuhr in freundlicherem Ton fort:
    „So muß ich allerdings annehmen, daß man Ihnen mit großem Unrecht Böses nachgesagt hat.“
    „Ja, das hat man!“ versicherte er eifrig. „Wenn Ihnen etwa Freunde und Gefährten fehlen sollten, so stelle ich Ihnen alle meine Krieger zur Verfügung, welche mit Ihnen suchen werden, ohne dafür einen Lohn zu fordern!“
    „Das wird, wenigstens jetzt, nicht gut möglich sein, weil Sie weder über sich noch über Ihre Leute bestimmen können.“
    „O, ich bin der Kazik! Sie müssen gehorchen und werden es gerne tun.“
    „Sie vergessen, daß Sie sich gegenwärtig in einer Lage befinden, in welcher weder Sie befehlen, noch Ihre Untergebenen gehorchen können!“
    „Was wollen Sie machen? Unserem Lager dürfen Sie sich nicht nähern, weil Sie sonst von unseren Pfeilen getroffen werden.“
    „Wir brauchen uns Ihren Pfeilen nicht auszusetzen, denn wir haben Ihnen gezeigt, wie weit unsere Kugeln tragen. Wenn Sie sich nicht ergeben, so werden Sie alle sterben, ohne daß Sie einem einzigen von uns auch nur die Haut zu ritzen vermögen.“
    „Haben Sie so viel Pulver und auch Blei!“
    „O, wir haben weit mehr davon, als nötig wäre, tausend Mbocovis zusammenzuschießen. Ich gebe Ihnen eine Stunde Zeit. Haben Sie da noch nicht um Pardon gebeten, so senden wir von allen Seiten unsere Kugeln in Ihr Lager, und binnen wenigen Minuten, darauf können

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