35 - Sendador 02 - In den Kordilleren
welche sicher nicht mit ihm unter derselben Decke spielten. Sie brauchten wir also gar nicht zu scheuchen.
Wir brachen auf. Ich war dagegen, daß sich je zwei Mann auf ein Pferd setzen sollten, da dadurch die Tiere zu schnell ermüdet würden. Da für dreißig Männer nur zehn Pferde vorhanden waren, so geschah es jedenfalls besser, wenn nur zehn ritten und desto häufiger abgewechselt wurde. Die andern waren einverstanden, und in dieser Weise wurde der Weg angetreten.
Er war zunächst kein beschwerlicher, denn er führte durch den ebenen, grasigen Camp, auf welchem sich nur hier und da einmal eine Buschinsel befand. Das Gras stand weder hoch, noch dicht, infolgedessen diejenigen, welche zu Fuß gehen mußten, nicht schnell ermüdeten, obgleich sie gezwungen waren, mit den schnell ausgreifenden Pferden gleichen Schritt zu halten.
Ich befand mich unter den Fußgängern, da ich meinen Braunen einem andern übergeben hatte. Señor Pena hatte dasselbe getan und sich dann zu mir gesellt, um mit mir über das bevorstehende Abenteuer zu sprechen. Als wir unsere Ansichten ausgetauscht hatten, kam die Rede auf unsere mexikanischen Erlebnisse. Bei dieser Gelegenheit brachte ich seine Nationalität zur Sprache, indem ich ihn fragte:
„Señor, sind Sie von spanischer Abstammung?“
„Nein“, antwortete er.
„Ich vermute allerdings, daß Sie ein Deutscher sind.“
„Sie vermuten nur? Das können Sie doch gewiß wissen.“
„Dazu würde ein Scharfsinn gehören, den ich vielleicht nicht besitze. Dennoch hegte ich die Ansicht, daß Sie ein Deutscher sind; aber ich konnte das eben nur vermuten, da Sie sich in Mexiko darüber ausschwiegen.“
„Das hatte damals einen guten Grund.“
„Darf ich erfahren, welchen?“
„Ja, denn heute kann ich darüber sprechen. Man kennt mich hier als eifrigen Chinarindensammler und Goldsucher. Ich ging nach Mexiko in der letzteren Eigenschaft, wollte das aber nicht wissen lassen. In meiner damaligen Gesellschaft befand sich einer, welcher mich zwar gar nicht persönlich, aber doch meinen Namen und auch sonstiges von mir kannte, da er längere Zeit hier im Süden gewesen war. Ich sah mich also gezwungen, meine deutsche Abstammung zu verleugnen und legte mir infolgedessen einen spanischen Namen bei.“
„Aber wenigstens gegen mich konnten Sie aufrichtig sein!“
„Nein. Sie waren zwar kein Goldsucher, und ich hatte ihrerseits so keinen Konkurrenzneid zu befürchten, aber Sie konnten mich leicht durch ein unbewachtes Wort verraten.“
„Wenn Sie so außerordentlich vorsichtig verfuhren, so mußten die Gründe, welche Sie hatten, sehr zwingende sein.“
„Das waren sie allerdings.“
„Sie hatten wahrscheinlich einen glücklichen Fund im Auge?“
„Das hatte ich. Auf welche Weise ich zu der betreffenden Erfahrung gekommen war, das tut nichts zur Sache, kurz und gut, ich hatte mir eine Gegend beschreiben lassen, in welcher sehr wahrscheinlicherweise eine Goldgrube zu finden sein würde. Aus diesem Grund ging ich nach Mexiko und schloß mich jenen Leuten an, welche auf ihrem Zug durch die betreffende Gegend kommen mußten. Natürlich verheimlichte ich meine Absicht, sonst hätte ich die andern alle auf dem Hals behalten.“
„Und hatten Sie Erfolg?“
„Mehr als ich erwartete. Als wir durch die Gegend kamen, erkannte ich auf den ersten Blick aus der Formation derselben, daß meine Reise nicht vergeblich gewesen sei. Ich ritt noch eine Tagesreise weiter mit und entfernte mich dann heimlich des Nachts, um zurückzukehren. Nach einem dreitägigen Suchen entdeckte ich die Ader, welche außerordentlich ergiebig sein mußte. Ich verbarg die Stelle mit Sand und Steingrus und ritt davon, um meine Entdeckung zu verkaufen.“
„Fanden Sie einen Käufer?“
„Sofort. Ich führte ihn in die Berge und zeigte ihm den Fund. Er war ein Kenner und er sah seinen Vorteil augenblicklich. Erst schlug er mir vor, die Goldgrube in Compagnie auszubeuten; da ich aber wieder nach den La Plata-Staaten wollte und auf diese Offerte also nicht eingehen konnte, kaufte er mir meine Entdeckung ab. Die Summe, welche ich erhalten habe, ist mehr als genügend, mir eine sorgenfreie Zukunft zu sichern.“
„So gratuliere ich Ihnen auf das herzlichste. Wie aber kamen Sie dazu, sich gerade Pena zu nennen?“
„Weil dieses Wort die Übersetzung meines deutschen Namens ist.“
„Also heißen Sie wohl Kummer?“
„Ja.“
„Nun, dann halte ich es für überflüssig, daß wir spanisch sprechen. Lassen
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