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35 - Sendador 02 - In den Kordilleren

35 - Sendador 02 - In den Kordilleren

Titel: 35 - Sendador 02 - In den Kordilleren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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ist keine Rede mehr. Bedenken Sie, daß die Roten sich durch das hohe Gras Bahn brechen mußten und also nicht so schnell vorwärts kamen wir wir, die wir einen offenen Weg haben. Die zwei Stunden haben sich auf eine vermindert.“
    „Meinen Sie?“
    „Ja, man sieht es ja aus der Fährte.“
    „Das ist gut! Wenn sie noch lagern, können wir sie beschleichen, um Gewißheit zu erhalten, woran wir mit ihnen sind. Also gehen wir weiter!“
    Er wollte voranschreiten; ich faßte ihn am Arm und hielt ihn zurück.
    „Halt, Señor! Wollen Sie in einer halben Stunde tot sein? Sie laufen den Wilden gerade in die Hände!“
    „Hm! Sie meinen, daß sie uns sehen?“
    „Ja. Der Weg führt schnurgerade nach dem Wald. Wenn die Roten diesseits desselben sitzen, so müssen sie uns von weitem kommen sehen. Wenn wir nur noch dreihundert Schritte tun, sind wir von dort aus deutlich zu erkennen.“
    „So wollen Sie wohl hier warten, bis wir annehmen können, daß sie fort sind?“
    „Das fällt mir nicht ein. Wir müssen nach dem Wald, aber nicht auf der Fährte. Wir schlagen einen kurzen Bogen, um ihn an einer entfernten Stelle zu erreichen.“
    „Da versäumen wir Zeit!“
    „Lieber eine Viertelstunde verloren als das Leben!“
    Ich wandte mich rechts, um einen Umweg zu machen, und er gab zu, daß ich recht hatte. Wir erreichten den Wald an einem Punkt, welcher nach meiner Schätzung vielleicht zehn Minuten von demjenigen entfernt lag, an welchem die Fährte auf die Bäume stieß.
    Diese standen ziemlich weit auseinander, zwischen ihnen nur einige Büsche, so daß es gar keiner Anstrengung bedurfte, vorwärts zu kommen. Wir wendeten uns links, um die Fährte wieder zu erreichen, aber mit größter Vorsicht, da wir bei jedem Schritt vorwärts auf die Roten stoßen konnten. Jeden Baum als Deckung nehmend, kamen wir langsam weiter. Wir hatten schon über die Hälfte der Entfernung zurückgelegt, als wir Stimmen hörten.
    „Sie sind noch da!“ sagte Pena. „Jetzt heißt es, sich in acht nehmen! Wollen wir warten, bis sie fort sind, oder schleichen wir uns näher?“
    „Das letztere. Ich muß wissen, wer sie sind! Legen Sie sich nieder, und kriechen Sie hinter mir her! Wir müssen es so einrichten, daß wir immer einen oder mehrere Stämme zwischen uns und ihnen haben. Da seitwärts rechts stehen einige Mimosenbüsche. Gelingt es uns, diese unbemerkt zu erreichen, so haben wir gewonnen.“
    Wir schoben uns langsam dicht an der Erde hin und erreichten die Mimosen glücklich. Es galt, uns unter ihnen zu verbergen, was keine leichte Aufgabe war. Die Roten saßen nicht weiter als dreißig Schritte von diesem Gesträuch entfernt. Wenn wir die Zweige desselben bewegten, mußten sie es sehen. Dazu kam, daß die Mimosen außerordentlich stachelig waren. Aus diesen Gründen schoben wir uns nur Zoll um Zoll hinein, und es verging von dem Augenblick, an welchem wir bei ihnen angelangt waren, gewiß fast eine halbe Stunde, bis wir unsern Zweck erreicht hatten. Wir staken so zwischen den engen, dichtbelaubten Büschen, daß wir keine Angst vor Entdeckung zu haben brauchten, falls die Roten nicht einen besonderen Grund fanden, ihre Aufmerksamkeit auf die Mimosen zu richten. Auf dem Bauch liegend, schoben wir uns so weit vor, daß wir die Indianer sehen konnten. Es standen nur drei Bäume zwischen uns und ihnen, zwischen denen wir aber hindurchblicken konnten. Sie hatten ein Feuer brennen, und der Duft gebratenen Fleisches drang in unser Versteck.
    „Ist das nicht ärgerlich?“ flüsterte Pena mir zu. „Ich habe den Rüsselbären roh anbeißen müssen, und diese Wilden machen sich den saftigsten Braten!“
    „Der Braten läßt mich sehr gleichgültig. Ich möchte wissen, zu welchem Stamm sie gehören.“
    „Das ist schwer zu sagen.“
    „Nun, Sie sind doch ein Kenner des Gran Chaco. Sie müssen also die einzelnen Völkerschaften desselben voneinander unterscheiden können.“
    „Das kann niemand! Denken Sie etwa, es ist so wie bei den Indianern Nordamerikas? Bei diesen hat freilich jeder Stamm seine besonderen Merkmale, seine eigene Kriegsfarbe. Hier aber ist das anders. Sehen Sie sich diese Kerle an! Wie sind sie gekleidet? Eine weiße Leinwand- oder Kaliko-Hose und ein eben solches Hemd darüber, einen uralten Hut oder irgend einen ähnlichen Fetzen auf dem Kopf. Sind das Unterscheidungsmerkmale?“
    „Allerdings nicht. Wollen also wenigstens hören, was sie sprechen.“
    „Ja, dann werde ich Ihnen freilich sagen können, zu

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