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35 - Sendador 02 - In den Kordilleren

35 - Sendador 02 - In den Kordilleren

Titel: 35 - Sendador 02 - In den Kordilleren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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wichtigen Eigenschaft, als beim richtigen Namen zu nennen.“
    „Dann wäre er ihnen also als Schwiegersohn wichtig, und daraus ist zu schließen, daß sein Schwiegervater ein Mann ist, welcher bei den Mbocovis in großem Ansehen steht.“
    „Oder er ist der Schwiegersohn eines ihrer Leute!“
    „Schwerlich. Dann würden sie dieser Verwandtschaftsbezeichnung nicht eine so große Wichtigkeit beilegen.“
    „Nun, dem mag einstweilen sein, wie ihm wolle. Die Hauptsache ist das, was sie vorhaben. Sie wollen nämlich, wie Sie ganz richtig vermuteten, nach der Laguna de Carapa, um die Tobas zu überfallen.“
    „Das sind doch Rote! Sie sprachen aber von einem Weißen, der vielleicht gar ein Europäer sei!“
    „Allerdings, und damit war jener weiße Häuptling der Tobas gemeint, welcher ein Abkömmling der Inkaherrscher sein soll.“
    „Was wollen sie mit ihm?“
    „Der Weiße behauptet, daß dieser Häuptling große Schätze besitze. Er ist so kühn gewesen, bis an die Laguna de Carapa zu gehen und sich dort mehrere Tage lauschend umherzuschleichen. Da hat er gehört, daß die Tobas eben jetzt einen Kriegszug gegen die Chiriguanos, von denen sie beleidigt worden sind, unternehmen. Es bleiben nur wenige Krieger an der Laguna zurück, welche er mit den achtundfünfzig Mbocovis leicht überrumpeln zu können meint. Sie sollen aus dem Hinterhalt mit giftigen Pfeilen getötet werden, worauf die Frauen und Kinder leicht ermordet oder gefangen genommen werden können. Von diesen, den Frauen und Kindern, glaubt er durch Drohungen und Folterungen erfahren zu können, wo der weiße Häuptling wohnt, den auch er, wie alle andern Leute, el viejo Desierto, den alten Einsamen oder den alten Einsiedler nannte. Unter diesem Namen ist er nämlich überall bekannt.“
    „Und dieser viejo Desierto ist es also, von dem Sie vermuten, daß er ein Europäer und nicht ein Sohn der Inkas sei?“
    „Nicht ich, sondern dieser ‚Schwiegersohn‘ sprach die Vermutung aus.“
    „Gab er einen Grund dafür an?“
    „Ja. Er sagte, daß der Desierto jährlich einmal nach Santiago komme, um dort gewisse Geschäfte abzumachen. Bei einer solchen Gelegenheit hat er ihn getroffen und mit ihm gesprochen. Aus gewissen Äußerungen, welche dabei aus dem Munde des Alten gefallen sind, glaubt er vermuten zu dürfen, daß dieser von europäischer Abstammung sei.“
    „So! Das war freilich nicht das erste Mal, daß ein Europäer Häuptling eines wilden Stammes wird. Solche Fälle sind schon wiederholt dagewesen. Doch selbst wenn ich nichts davon gehört hätte, daß eine solche Vermutung gehegt wird, wäre ich entschlossen, ihn zu warnen.“
    „Ich natürlich auch.“
    „Die Roten mögen ihre Duelle immerhin untereinander ausfechten; ich bekümmere mich nicht darum; aber wo es sich um einen Weißen handelt, so fühle ich mich verpflichtet, mich seiner anzunehmen, auch wenn er nicht ein Europäer, sondern ein hiesiger ist. Aber wie den Weg nach der Laguna de Carapa finden!“
    „Ich kenne ihn. Der ‚Schwiegersohn‘ hat ihn dem Häuptling so genau beschrieben, und ich habe mir jedes Wort so sorgfältig gemerkt, daß ich gar nicht irren kann.“
    „Wie weit ist es bis dorthin?“
    „Er gab die Entfernung auf acht Stunden an, von dem heutigen Lager aus.“
    „So können wir, wenn der Weg keine allzugroßen Schwierigkeiten bietet, schon am Morgen dort sein. Wann soll der Überfall geschehen?“
    „Morgen abend. Der ‚Schwiegersohn‘ will die Mbocovis bis an eine versteckte Stelle führen, welche sie zu Mittag erreichen, und dann rekognoszieren gehen. Sie sollen seine Rückkehr erwarten und dann, wenn es dunkel geworden ist, mit ihm nach der Laguna aufbrechen.“
    „Hat der ‚Schwiegersohn‘ nichts gesagt, was auf seine eigentlichen Verhältnisse schließen läßt?“
    „Kein Wort.“
    „Auch nichts von dem, dessen Schwiegersohn er ist?“
    „Nein – und doch, jetzt besinne ich mich. Der ‚Giftige‘ fragte ihn, wo sich jetzt sein Suegro (Schwiegervater) befinde, und er antwortete, er sei nach dem Osten gegangen, um ein gutes Geschäft zu machen.“
    „Sprach er nicht von der Rückkehr dieses Suegro?“
    „O doch. Er bemerkte, daß er wohl bald zu erwarten sei und daß es dann wieder gute Gelegenheit zum Verdienst geben werde, da der Suegro sich am Paraná doch jedenfalls nach fremden Reisenden erkundigt habe.“
    Was mir gleich bei den ersten Äußerungen Penas, wenn auch nur ziemlich dunkel vorgeschwebt hatte, das wurde jetzt

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