Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
35 - Sturm über Vallia

35 - Sturm über Vallia

Titel: 35 - Sturm über Vallia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Burt Akers
Vom Netzwerk:
finden war.
    Sie schaute nicht nach links oder nach rechts; mit arrogant erhobener Nase stolzierte sie an den wachestehenden Chuliks vorbei. So überlegen sie auch tat, gewahrte sie doch die gelbe Haut der Chuliks, die grüngefärbten Schweineschwänzchen, die runden schwarzen Augen und vor allem die aus den Mundwinkeln emporgereckten Hauer. Sie trugen erstklassige Rüstungen und leuchtend helle Uniformen, und ihre Waffen waren sauber und scharf. Chuliks waren eben geborene Söldner; sie konnten einen hohen Lohn verlangen.
    Als sie ins Freie trat, waren die Sonnen beinahe schon untergegangen.
    Menschenmengen wälzten sich durch die Straßen in Erwartung des Feuerwerks, das der Kov für den heutigen Abend seiner Krönungsfeierlichkeiten angekündigt hatte. Bestimmt hofften sie auch auf freien Wein.
    Ein seltsamer Geruch lag in der Luft, ein Duft aus Schweiß und Staub und dem Atem zahlreicher Menschen. In den Straßen hallte das Brandungsmurmeln der Menge wider, zu dem gelegentliches schrilles Lachen nicht im Widerspruch stand. Lyss war solches Treiben zuwider.
    Eigentlich sollten diese Menschen nach Drak und dem Herrscher rufen, ihnen zujubeln. Andererseits konnte sie ihnen ihr Verhalten nicht verübeln. Die bedrohlich aussehenden Chuliks dahinten und all die anderen Krieger unter Kov Voduns Kommando würden keine Mühe haben, den Gehorsam gegenüber den neuen Herren sicherzustellen.
    Schon torkelten die ersten Betrunkenen durch die Straßen – ein widerlicher Anblick.
    Die Tavernen konnten sich vor Gästen kaum retten. Entschlossene Trinker warteten nicht etwa auf Freiwein vom Kov – dazu mochte es kommen oder nicht. Die Anhänger Beng Dikkanes, des Schutzheiligen aller Ale-Trinker in Paz, würden sich ohnehin nicht die Lippen mit Wein beflecken, sei er kostenlos oder nicht. So flossen die alkoholischen Getränke bereits reichlich, mit der Folge, daß Trunkenbolde durch die Straßen zogen, wie es bei Leuten mit kleinem Gehirnkasten und schwachem Charakter nun mal passiert.
    Letzte grünrote Strahlen stachen in den Himmel, als die Zwillingssonnen Zim und Genodras sich zur Ruhe betteten. Als Ablösung ihrer ewigen Wache über dem Antlitz Kregens erschien der vierte Mond am Abendhimmel und verbreitete ein helles Licht. Die Frau der Schleier verbreitete einen verschwommenen rosa Schimmer, der die Welt auf ganz eigene, rätselhafte Weise erleuchtete.
    Silda – wenn sie nicht im Dienst war, wollte sie sich auf jeden Fall Silda nennen und nicht Lyss – empfand es stets als tröstlich, die Frau der Schleier gelassen über sich am nächtlichen Himmel schweben zu sehen. Von ihren engen Freunden empfanden viele ebenso.
    Nun kam es zu einer schicksalhaften Begegnung mit vier massigen Burschen, zwei Zwillingspärchen mit Namen Ob, Dwa, So und Ley Dohirti, die allerdings schon ziemlich früh heftig getankt haben mußten, denn sonst wäre keiner auf den wahnsinnigen Gedanken verfallen, eine Jikai-Vuvushi zu beleidigen. Die Männer waren mit schweren Holzknüppeln bewaffnet, wie es das Recht jedes freien Vallianers war.
    In Begleitung der vier ungehobelten Bauernburschen befand sich Nath der Verschlagene, der zweifellos die Ursache des Ungemachs war. Nath der Verschlagene stachelte die Burschen an. Er war kleinwüchsig und schwächlich gebaut, mußte zum Sehen die Augen zusammenkneifen und war wild entschlossen, sich an der ganzen Welt dafür zu rächen, daß er nicht den kräftigen Körper eines Kämpfers abbekommen hatte, der auf Mädchen wirken konnte. Er war Schreiber auf dem Bauernhof und wies die für seinen Beruf typischen Tintenflecke hinter den Ohren und an den Fingern auf. Lüstern blickte er zu Silda empor.
    »Ein tolles Früchtchen, Jungs! Reif zum Pflücken!«
    Noch vor drei Tagen hatte Nath der Verschlagene eben diese Worte in einem Theaterstück gehört, das in einem Zelt aufgeführt wurde, und hielt sie nun für überaus angebracht und sich selbst für einen gebildeten Mann, der Poesie rezitieren konnte.
    »Eine richtige Kämpferschönheit«, sagte Ob Dohirti und stieß auf.
    Sein Zwilling Dwa stotterte: »Ich kämpfe mit jedem um den ersten Platz ...«
    »An der haben wir doch alle genug«, warf Nath der Verschlagene ein, der einen Streit in der Familie verhindern wollte. »Packt sie euch!«
    Silda wußte nicht, ob die Schurken ihren Hinterhalt mit großer Schläue gewählt oder lediglich von Coggog dem Unsäglichen mit Glück versorgt wurden. Als sie sich nun einem Zwillingspärchen zuwandte und dabei die Hand

Weitere Kostenlose Bücher