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35 - Sturm über Vallia

35 - Sturm über Vallia

Titel: 35 - Sturm über Vallia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Burt Akers
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zum Rapiergriff gehen ließ, wußte sie, daß die beiden anderen gleichzeitig von hinten angreifen würden.
    Die Dohirti-Zwillinge, die den Umgang mit fauchenden, widerspenstigen Tieren auf dem Hof gewöhnt waren, warfen ihr Seil mit großer Geschicklichkeit. Silda spürte, wie sich die Schlingen um sie legten und ihren Arm behinderten.
    »Haltet sie ruhig!« quiekte Nath der Verschlagene.
    Die fragliche Stelle, die entweder von den fünf Cramphs oder dem aus Coggogs Gunst geborenen Zufall bestimmt worden war, bot den Zwillingen die Chance, Silda in die schwarze Mündung einer Gasse zu zerren, die zwischen kahlen Ziegelsteinmauern verlief. Schwarze Flecken, die an Brandmale oder verzerrte Wolken erinnerten, zeigten sich im Mondlicht auf dem Mauerwerk. Fenster waren verbrettert worden. Silda kannte diesen Ort, es war ein Bau, den Alloran zum Abriß bestimmt hatte, um Platz für seine Neubauten zu haben.
    Sie trat um sich und traf mit schwarzem Stiefel einen Unterleib, zugleich kickte sie mit dem anderen Bein zur Seite, verfehlte eine entscheidende Stelle und hielt es für angebracht, mit dem Schreien zu beginnen.
    Nath der Verschlagene zog sein Messer, faßte es an der Klinge und versetzte Silda einen Schlag über den Kopf.
    Sofort sackte sie zusammen, ihr Körper erschlaffte und fiel haltlos mit ihrer Fessel in die Schwärze der Gasse.

5
     
     
    Silda fiel vorwärts in die Schwärze und ließ sich über abgetretene schwarze Pflastersteine rutschen. Ein einziger Hieb mit dem Griff eines Messers, geführt von einem so dürren Burschen, würde sie nicht um das Bewußtsein bringen. In ihrem Kopf dröhnte es ein wenig, als hätte den berühmten Glocken Beng Kishis jemand einen Dämpfer aufgesetzt.
    Mit der Vorwärtsbewegung streifte sie das baumelnde Seil von ihrem Arm.
    Die Situation, in der sie sich befand, war ihr von ihren Ausbildungsjahren in Lancival bestens bekannt. Dort lehrte man die Mädchen, auf sich selbst aufzupassen.
    Die Männer stritten bereits auf das lebhafteste miteinander.
    »Schnapp sie dir, du großer Hulu!«
    »Aus dem Weg!«
    »Kann überhaupt nichts sehen.«
    »Das ist mein Fuß!«
    Eine grobe Hand versuchte Sildas Fuß zu packen.
    Gehorsam ließ sie sich auf den Rücken rollen und schaute rückwärts auf die Silhouetten der Männer vor dem vagen Schimmer der mondhellen Straße. Als sie den Fuß hob, bedauerte sie, daß sie keine sporentragende Zorcareiterin war. Immerhin waren ihre Stiefel ziemlich hart. Der Hacken senkte sich mit saftigem Knirschen.
    Einer der Gauner begann zum Steinerweichen zu brüllen.
    Im nächsten Moment war Silda aufgesprungen. Das Scharren, das zu vernehmen war, als ihr Rapier die Scheide verließ, gab den Trunkenbolden einen Anflug von Vernunft ein.
    »Sie ist gar nicht ...«
    »Sie hat ihr Schwert!«
    Nath der Verschlagene fühlte sich betrogen.
    »Auf sie, ihr Dummköpfe!«
    Einer der Männer wagte sich vorwärts, ein dunkler, fledermaushafter Umriß.
    Silda wollte die Burschen nicht töten. Gewiß, es gab viele Mädchen, die sich einen Spaß daraus gemacht hätten, den Burschen ihren harten Stahl zu schmecken zu geben. Silda aber hatte ihre Gefühle unter Kontrolle. Sie war eine kühl abwägende Kampfmaschine und vermied Blutvergießen, wo es irgend ging. Ihre Tarnung war wichtiger als jede Rache.
    Behutsam piekste sie den ausgestreckten Arm.
    Der Mann jaulte wie von einem Brenneisen getroffen auf und stolperte rückwärts.
    »Onker! Idioten!« Silda war auf alles gefaßt.
    »Schnappt sie!« kreischte Nath. Aber er befolgte seinen Befehl selbst nicht, zog er es doch vor, die schwierigeren Aufgaben seinen halb betrunkenen Begleitern zu überlassen.
    Silda stand im Schatten und war für die Angreifer praktisch unsichtbar, während sie sie als schwarze Umrisse wahrnahm.
    »Verzieht euch, ihr Gaunerpack, sonst spieße ich euch auf, einen nach dem anderen! Bratch! «
    Die Burschen bratchten nicht auf der Stelle, doch zögerten sie sichtlich. Nath flüsterte heftig auf sie ein, und Silda entdeckte den erhobenen Arm und den geschleuderten Knüppel noch im letzten Augenblick.
    Einfache Vallianer verstehen sich auf den geschickten und schnellen Umgang mit Knüppeln und Messern.
    Sie duckte sich. Das Holz fuhr ihr über die Stirn, prallte ab, fiel lärmend auf das Kopfsteinpflaster. Ein Schwindelgefühl überkam sie, und sie mußte die Zähne zusammenbeißen und gegen eine unangenehme Schwäche ankämpfen, die ihr die Knie weich machte. Sie hielt sich aufrecht und benutzte

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